Köln – Über die mathematischen Künste von Horst Heldt ist wenig bekannt. Für die aktuelle Tabellensituation in den unteren Regionen der Fußball-Bundesliga benötigt der Sportchef des 1. FC Köln die ganz hohe Schule der Zahlen aber auch gar nicht. „Jeder weiß, was am Samstag möglich ist. Dafür braucht man kein Abitur “, erklärte der 50-Jährige mit Blick auf das Heimspielgegen Union Berlin.
Mit einem Sieg und dann 38 Punkten gegen den Union Berlin haben die Geißböcke den Relegationsplatz 16 ungeachtet der anderen Resultate sicher. Sollte Fortuna Düsseldorf zudem nicht gegen Borussia Dortmund gewinnen, wäre der Klassenerhalt schon nach dem 31. Spieltag perfekt.
Beim Klassenerhalt verlängern sich die Verträge automatisch
Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol sind mit genau diesem Ziel angetreten, als sie nach wilden Spekulationen und in einer recht aussichtslosen sportlichen Situation am 18. November 2019 die Nachfolgen von Armin Veh und Achim Beierlorzer antraten. Ein Ziel, das auch zu den festen Bestandteilen ihrer Arbeitspapiere gehört. Im eintretenden Fall des Klassenerhalts verlängern sich die Verträge von Geschäftsführer und Coach nämlich automatisch um ein Jahr.
Sollte der FC am Samstag den ersten Dreier nach der Corona-Zwangspause einfahren und die Konkurrenz mitspielen, braucht niemand eine Glaskugel, um vorhersagen zu können, dass Heldt und Gisdol über den 30. Juni 2021 hinaus zu dann verbesserten Konditionen am Geißbockheim bleiben sollen.
Unklar und diskutabel ist die Ausgestaltung der beiden neuen Kontrakte
Der Vorstand um Präsident Dr. Werner Wolf äußerst sich öffentlich natürlich nicht zu dem Thema, die Gespräche sind aber längst angelaufen und alles andere als eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Manager und Trainer wäre eine Sensation.
So klar sich die eigentliche Sachlage darstellt, so unklar und diskutabel ist die Ausgestaltung der beiden neuen Kontrakte. Mal abgesehen von der Dotierung wird wohl die Laufzeit im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen.
Das finanzielle Risiko möglichst klein halten
Die Corona-Krise und der zum 1. Juli 35 Spieler umfassende Kader spannen die finanzielle Situation beim FC an. Die Verantwortlichen sollten größten Wert darauf legen, im Fall eines im Fußball immer möglichen Misserfolgs und einer Entlassung von Heldt, Gisdol oder sogar beiden das finanzielle Risiko möglichst klein zu halten.
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Die Erinnerungen an Ex-Manager Jörg Schmadtke, der sich bei seinen unrühmlichen Abgang im Herbst 2017 mit 3,3 Millionen Euro abfinden ließ, werden die Sinne des Vorstands, von Geschäftsführer Alexander Wehrle und in den Gremien geschärft haben. Natürlich gibt es für Vertragsverhandlungen im Business Profifußball selbst in Zeiten von Covid-19 keine Schablonen.
Einer der Schlüssel ist die Regelung möglicher Abfindungen
Aber angesichts der Tatsache, dass die Erfüllung eines Vertrages in diesem Geschäft wie etwa bei Jupp Heynckes oder Jürgen Klopp statistisch gesehen eher selten ist, geht es bei der Frage nach den finanziellen Folgen gerade in diesen schwierigen Zeiten Seiten um Fairness und Respekt.
Einer der Schlüssel bei den Gesprächen zwischen FC-Vorstand und Horst Heldt sowie Geschäftsführung und Markus Gisdol dürfte neben der Laufzeit über zwei oder drei weitere Jahre demnach die Regelung möglicher Abfindungen bei einem vom Club ausgesprochenen vorzeitigem Vertragsende sein.
Der aufgeblähte Kader erschwert das Sommer-Transfergeschäft ungemein
Gerade Heldt, der seit seiner Zeit auf Schalke auch weiß, wie es sich anfühlt einen Vertrag zu erfüllen, steht in diesem Sommer gemeinsam mit dem Leiter der Lizenzspielerabteilung Frank Aehlig eine komplizierte Aufgabe ins Haus. Der aufgeblähte Kader (allein zehn Leihspieler kehren zum 1. Juli zurück) mit zum Teil langfristigen, lukrativen Verträgen erschwert das Sommer-Transfergeschäft ungemein.
Stand jetzt, werden sich die Kölner eine Neuverpflichtung nur leisten können, wenn sie eine ganze Reihe von Spielern abgeben können oder etwas Tafelsilber verkaufen. Ein Beispiel: Der bislang ausgeliehene Mark Uth wäre wohl nur finanzierbar, wenn der FC Torjäger Jhon Cordoba oder Sebastiaan Bornauw verkauft.
Vielleicht wäre es bei den Gesprächen über die anstehenden und absolut nachvollziehbaren Vertragsverlängerungen von Heldt und Gisdol mal einen Gedanken wert, ganz neue Wege einzuschlagen. Wie etwa unbefristete Arbeitspapiere mit einer entsprechenden Kündigungsregelung für beide Parteien.