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Nachbericht 1. FC KölnGeißböcke kommen mit sieben Punkten aus Freiburg

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Kölns Jorge Méré Pérez im Duell mit Freiburgs Woo-Yeong Jeong.

Freiburg – Es gibt viele Menschen, denen der Abschied vom Dreisamstadion schwer fallen wird. Der letzte Vorhang in der Kultspielstätte des SC Freiburg fällt nach der Bundesliga-Partie am 26. September gegen den FC Augsburg. Sicher dürfte sein, dass Rafael Czichos nicht zur Trauergemeinde gehören wird.

Der 31-Jährige ist dreimal als Innenverteidiger des 1. FC Köln an der Schwarzwaldstraße aufgelaufen: Seine persönliche Bilanz: Zwei Eigentore und dazwischen ein 0:5-Debakel stehen für den Vizekapitän zu Buche. Czichos zweiter Fehlschuss im Freiburger Stadion kostete den FC am Samstag beim 1:1 (1:0) auch noch zwei Punkte. Ein Remis, das vom Spielverlauf her in Ordnung ging, dessen Zustandekommen aber maximal unglücklich für die Kölner war, denn das Eigentor fiel in der 89. Minute.

Eigentor in der 89. Minute

Christian Streich hatte im Bemühen des Sportclubs die Niederlage abzuwenden in der 87. Minute Noah Weißhaupt eingewechselt. Einer der sechs jungen Wilden, die die Freiburger in der Sommerpause aus der eigenen Talentschmiede zu den Profis hochgezogen haben. Ein guter Schachzug des SC-Coaches, denn die Kölner gingen an diesem schwülwarmen Spätsommertag längst auf dem Zahnfleisch. Grund dafür war auch eine unnötige Gelb-Rote-Karte, die sich Florian Kainz nach einem Gerangel mit Lukas Kübler und Kevin Schade von Schiedsrichter Harm Osmers abgeholt hatte (74.).

Man kann sagen, er muss cleverer sein, aber solche Aktionen gehören zum Fußball dazu. Kainzi lässt sich provozieren, dann bleibt dem Schiedsrichter keine andere Wahl“, nahm FC-Trainer Steffen Baumgart den Österreicher in Schutz.

Unterzahl kostet Energie

Die Unterzahl machte sich zwar nicht dadurch bemerkbar, dass die Freiburger eine hochkarätige Torchance nach der nächsten herausspielten, sie kostete die zehn Kölner aber Energie. „Wir haben das gut wegverteidigt, aber in Unterzahl war es kräftezehrend. Das hat man hintenraus ein bisschen gemerkt“, bekannte Jonas Hector. Der FC-Kapitän war selbst betroffen, denn als ihn Weißhaupt mit seiner jugendlichen Frische auf der linken Kölner Abwehrseite zum Zweikampf bat, blieb der müde Hector nur zweiter Sieger. Die flache Hereingabe des 19-jährigen Freiburgers lenkte Czichos dann unbedrängt aus vier Metern hoch und unhaltbar ins eigene Tor. Wirke etwas unkonzentriert, was wohl auch den Kraftanstrengungen mit zehn Mann geschuldet war.

Czichos, der bis zu diesem Moment mit Jorge Meré eine tadellose Leistung in der Innenverteidigung abgeliefert hatte, sank zu Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Hector und Torwart Timo Horn richteten den Unglücklichen wieder auf. „Er will klären, trifft den Ball unglücklich. Das sind Aktionen, die als Innenverteidiger dazugehören, damit muss er umgehen und das tut er auch. Da über einen Fehler zu sprechen, finde ich schwierig“, fand Baumgart für Czichos aufmunternde Worte.

Ärgerlicher Zeitpunkt für Ausgleich

Die Kölner waren sich hinterher einig, dass der Zeitpunkt des Ausgleichs ärgerlich war. „Schade, dass wir nicht mehr mitnehmen konnten. Nach der ersten Halbzeit hätten wir höher führen können“, sagte Dauerläufer Dejan Ljubicic. Die Geißböcke hatten nach zehn Minuten das Geschehen dominiert und lagen nach dem dritten Saisontor des wieder stark aufspielenden Anthony Modeste (34.) zurecht vorne. Mark Uth hatte bei einem Pfostenschuss sogar das 2:0 auf dem Fuß (37.). Die Überlegenheit des FC bei einem Team wie Freiburg war umso erstaunlicher, weil Ellyes Skhiri nicht auf dem Feld stand.

Der Tunesier hatte in Folge seiner strapaziösen Länderspielreise von Freitag auf Samstag kaum geschlafen und konnte nur in der letzten halben Stunde spielen. Ljubicic glänzte zwar 62 Minuten lang auf der Sechs, in seinem Wert für die Mannschaft war Laufwunder Skhiri aber nicht zu ersetzen. Ljubicic fehlte nämlich zudem auf der Acht als Anläufer. Der ins Team gerückte Salih Özcan und Kainz konnten die wegfallenden Meter nicht ganz ausgleichen.

Nachlassende Aktivität nach Wechsel

Womöglich war dies ein Grund für die nachlassende Aktivität des FC nach dem Wechsel – vor allem gegen den Ball. „Wir müssen uns angucken, woran es gelegen hat, dass wir den Zugriff nicht hatten. Wenn wir so weitergemacht hätten wie in der ersten Hälfte, hätte uns das mehr Sicherheit gegeben“, erklärte Hector. Eine Anmerkung, die beschreibt, dass sich die Kölner mit der offensiv ausgerichteten Spielidee ihres neuen Trainers in einem Prozess befinden, der immer wieder Phasen beinhaltet, in denen die Dinge nicht wie gewollt funktionieren.

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Duelle mit den strukturierten und gefestigten Freiburgern sind in solchen Prozessen immer ein guter Gradmesser. Funktioniert das eigene System, ist vieles möglich, funktioniert es nicht, zeigt der Sportclub die Schwachstellen gnadenlos auf. Für Steffen Baumgart war es deshalb ein Spiel, mit dem er in dieser Woche vor dem Heimspiel gegen Leipzig gut wird arbeiten können und mit dessen Ergebnis er trotzdem leben kann. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Es ist klar, dass da ein paar Sachen sind, die nicht immer gelingen, deshalb ist Fußball ein Fehlersport. Ich gehe aber zufrieden nach Hause“, verabschiedete sich der FC-Coach vom Dreisamstadion. Mit sieben Punkten aus den ersten vier Saisonspielen konnte er es auch sein.