AboAbonnieren

Modeste und Andersson beim 1. FC KölnDer gemeinsame Weg der Alphatiere

Lesezeit 5 Minuten
Anthony Modeste bejubelt Andersson

Erster Gratulant nach der Premiere: Anthony Modeste (r.) auf dem Weg zu seinem jubelnden Sturmpartner Sebastian Andersson 

Köln – Es gibt Entwicklungen, die nicht einmal Steffen Baumgart hat kommen sehen. Und der Trainer des 1. FC Köln gehört wahrlich zur Gattung der Berufsoptimisten, für die nichts unmöglich erscheint. Vor seinem achten Bundesliga-Spiel an der Seitenlinie der Geißböcke am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) bei der TSG 1899 Hoffenheim reihte sich Baumgart aber nur allzu gerne in die Schar der Unwissenden ein, als die Sprache auf Sebastian Andersson und Anthony Modeste kam: „Tonys Entwicklung zur laufenden Saison hat wohl alle überrascht und die von Seb genauso. Für uns alle war das nicht zu erwarten, dass die Beiden in eine solche Form kommen“, adelte der 49-Jährige sein Sturmduo und gab den beiden Routiniers gleich eine Einsatzgarantie mit auf den Weg: „Das ist der Grund, warum beide spielen. Ich kann sagen, dass beide auch in Hoffenheim auflaufen werden, sofern sie gesund sind.“

Modeste und Andersson in guter Form

Im Gegensatz zu Ellyes Skhiri (Knieverletzung) und Dejan Ljubicic (Erkältung), die beide ausfallen, stiegen Modeste und Andersson am frühen Donnerstag-Nachmittag jedenfalls zur Abfahrt nach Sinsheim putzmunter in den Mannschaftsbus. Sofern vor dem Spiel nichts mehr passiert, wird das Duo in der Pre Zero-Arena also bereits zum fünften Mal in dieser Saison gemeinsam in der Startelf stehen.

Hoeneß: „Mannschaft der Stunde“

Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß stimmte vor der Partie gegen den 1. FC Köln eine Lobeshymne auf das Team von Steffen Baumgart an: Der FC ist mit einer niedrigen Erwartungshaltung in die Saison gegangen und hat diese weit übertroffen. Sie haben sich eine Überzeugung und Mut angespielt und strotzen vor Selbstbewusstsein. Dafür ist Steffen verantwortlich, aber auch die Spieler, die bereit sind zu marschieren.Für mich ist der FC die Mannschaft der Stunde. Wir werden gegen Köln Leidensfähigkeit brauchen.“

Für Anthony Modeste (Foto r.) und Mark Uth (Foto l.) ist das Spiel am Freitag die Rückkehr an ihre erste Station in der Fußball-Bundesliga. Modeste spielte vor seinem Wechsel nach Köln von 2013 bis 2015 im Kraichgau und kam in 55 Bundesliga-Partien auf 19 Tore und 6 Vorlagen. Uth (30) traf zwischen 2015 und 2018 in 78 Bundesligaspielen 29 Mal für die TSG und gab 12 Assists. (sam)

Von den vielen bemerkenswert positiven Geschichten rund um den FC im bisherigen Verlauf der Saison 2021/22 ist die von Modeste und Andersson ohne Frage die erstaunlichste. Der Franzose war nach einer Bundesliga-Hinrunde voller Enttäuschungen und ohne Tor noch im Winter diesen Jahres nach St. Etienne geflohen. Nach seiner Rückkehr im Sommer galt der 33-jährige Torjäger als Auslaufmodell. Die kühnsten Optimisten trauten ihm allenfalls einen Teilzeitjob im FC-Angriff zu. Baumgart aber setzte vom ersten Moment der Vorbereitung sein Vertrauen in Modeste und der Stürmer zahlte dies mit konzentrierter Trainingsarbeit sowie bislang vier Toren und einem Assist in der Bundesliga zurück.

Bei Andersson waren die Aussichten noch trüber. Der Schwede hatte nach seinem Wechsel von Union Berlin nach Köln in der Saison 2020/21 mit Knieproblemen zu kämpfen, so dass er nur auf 17 Einsätze kam und immer wieder mit dem Training aussetzen musste. Auch nach der Vorbereitung und den ersten Spielen sah es nicht unbedingt so aus, als sollte der Schwede die Fitness zurück erlangen, die er als Bundesliga-Profi benötigt. Als der 30-Jährige dann Ende August noch einen Wechsel in die Türkei anstrebte, standen die Zeichen auf Abschied.

Das könnte Sie auch interessieren:

Steffen Baumgart aber kümmerte das alles wenig. Er gestand Andersson seinen Wechselabsichten zu und nahm ihn wieder mit voller Rückendeckung auf, nachdem der Transfer zu Antalyaspor gescheitert war. Beim 1:1 in Frankfurt überraschte der Torjäger mit einer starken Laufleistung (fast elf Kilometer), die er im Heimspiel gegen Fürth wiederholte. Beim 3:1 gegen den Aufsteiger belohnte der Angreifer sich zudem mit seinem ersten Saisontor. Seb konnte bislang jede Trainingseinheit mitnehmen, hatte keine Verletzungsprobleme und kann 90 Minuten durchspielen. Er hat gute Spiele gezeigt, auch was das Festmachen der Bälle angeht“, beschrieb Baumgart den stetigen Aufwärtstrend seines Spielers. Anstelle von zwei Teilzeitstürmer kann der FC-Trainer schon nach nicht einmal einem Viertel der Saison auf Modeste und Andersson als Sturmduo setzen.

Steffen Baumgart fordert den nächsten Schritt

Baumgart sieht die kaum zu erwartende Entwicklung des Duos als nächsten, aber noch lange nicht letzten Schritt. Er sieht das Potenzial seiner beiden Routiniers nicht ausgeschöpft: „Ich wünsche mir, dass beide noch mehr miteinander spielen, sich unterstützen und helfen.“ Die Schwierigkeiten der beiden zueinander zu finden, erklärt der Coach so: „Es ist immer so, dass, wenn man zwei Alphatiere vorne drin hat, die Laufwege auf den jeweiligen nochmal abgestimmt werden. Das ist der nächste Schritt. Beide erarbeiten sich Chancen und arbeiten gut gegen den Ball.“ Baumgart fordert natürlich von beiden das Maximum an Einsatzbereitschaft und warnt seine Stürmer: „Wenn sie nicht mehr gut gegen den Ball arbeiten, gehen sie raus aus dem Spiel.“ Mit Tim Lemperle, Louis Schaub und Tomas Ostrak hat der Trainer ja auch genügend Alternativen auf der Bank, die „einen guten Job machen“.

Voraussichtliche Aufstellungen: TSG Hoffenheim: Baumann; Kaderabek, C. Richards, Vogt, Raum; Geiger, Samassekou; Baumgartner, Kramaric, Adamyan; Bebou. – 1. FC Köln: T. Horn; Schmitz, Meré, Czichos, Hector; Özcan; Thielmann, Uth, Kainz; Modeste, Andersson.