Köln – Die Rolle ist neu für Steffen Baumgart. Überbringer von schlechten Nachrichten war der Trainer des 1. FC Köln in seinen etwas mehr als 100 Tagen Amtszeit am Geißbockheim jedenfalls noch nicht. Aber für alles gibt es ja immer ein erstes Mal und so eröffnete der 49-Jährige am Mittwoch die Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel bei der TSG 1899 Hoffenheim (Freitag, 20.30 Uhr/DAZN) mit der Bekanntmachung, dass Ellyes Skhiri nicht dabei sein wird. „Er wird erst einmal ausfallen. Das ist die nicht so gute Nachricht. Er hat einen Schlag aufs Knie bekommen. Gegen Hoffenheim wird er definitiv ausfallen, auch für Leverkusen wird es eng.“ Baumgart wollte und konnte sich aber nicht festlegen lassen, wie lange der Tunesier insgesamt fehlen wird: „Wir werden keine Prognose abgegeben. Es ist aber keine Knieverletzung, die einen monatelangen Ausfall nach sich ziehen wird.“
Verletzung bei WM-Qualifikationsspiel in Mauretanien
Ausgerechnet Skhiri hat es also mit der ersten schweren Verletzung im FC-Kader in dieser Saison getroffen. Passiert war es am Sonntag im WM-Qualifikationsspiel in Mauretanien (0:0), als Skhiri nach 72 Minuten angeschlagen vom Feld musste. Nach seiner Rückkehr nach Köln absolvierte „El Flaco (der Dünne)“ am Dienstag eine individuelle Einheit und unterzog sich dann – um jedes Risiko zu vermeiden – einer MRT-Untersuchung. Diese brachte die doch schwerwiegendere Blessur zu Tage.
Es ist sicher bemerkenswert und Ergebnis der guten Trainingssteuerung, dass die Geißböcke bislang von Verletzungen verschont geblieben sind, der Ausfall des 26-Jährigen wiegt aber sehr schwer. Nicht nur, dass Skhiri dem FC als laufstärkster Spieler fehlt, in den jüngsten beiden Partien in Frankfurt (1:1) und Fürth (3:1) erzielte er auch drei Treffer und ist damit hinter Anthony Modeste (4) torgefährlichster FC-Spieler in dieser Saison. Er spielt aktuell ohne jede Übertreibung in der Form seines Lebens.
„Ellyes Skhiri ist ein außergewöhnlicher Fußballer“, lobte auch Baumgart seinen Strategen im Maschinenraum des Kölner Spiels. Als dann die Frage nach der Neubesetzung der Sechser-Position kam, servierte der Trainer gleich die nächste schlechte Nachricht: „Es wäre klar gewesen, wenn Dejan Ljubicic gesund wäre. Er ist aber mit einer Erkältung von der Nationalelf zurückgekommen. Wir müssen erst einmal abklären, wie es ist. Wir haben ihn zum Arzt geschickt und ihn von der Mannschaft ferngehalten“, berichtete Baumgart.
Kritik an der Ansetzung des Freitagspiels erneuert
Der drohende Ausfall des österreichischen Nationalspielers war für den Coach Anlass genug, seine Kritik an der Ansetzung des Freitagspiels nach einer Länderspielpause zu erneuern: „Es gibt immer mehrere Diskussionen darüber, wie wir die Spieler besser schützen können. Ich habe noch nicht eine Maßnahme gesehen, die unsere Spieler wirklich schützt. Die Nationalspieler habe Reisestrapazen, die meisten die zurück kommen müssen wir erst erstmal zum Arzt schicken“, kritisierte Baumgart und legte nach: „Ich habe nicht das Gefühl, dass es um Frische und Gesundheit der Spieler geht. Es geht darum, dass das Freitagspiel an einen Sender gegangen ist und es auch dann an diesem Termin gezeigt wird. Es geht nicht um die Qualität eines Fußballspiels.“
Es geht Steffen Baumgart dabei nicht nur um den FC und die Spieler aus seinem Team: „Einige Teams trifft es noch schlimmer als uns.“ Zum Beispiel den kommenden Gegner: Bei den Hoffenheimern waren 16 Nationalspieler unterwegs, von denen 13 potenzielle Stammspieler bei den Profis sind. „Alle sind gut durch die Länderspiele gekommen und bis auf Chris Richards munter zurück“, konnte TSG-Coach Sebastian Hoeneß am Mittwoch Entwarnung geben – zumindest, was die Gesundheit seiner Spieler betrifft. US-Nationalspieler Richards erwartet er als Letzten aus dem Reistross am Donnerstag wieder auf dem Trainingsplatz.
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Bleibt noch die Frage zu klären, wer für Ellyes Skhiri aufläuft, wenn auch Dejan Ljubicic bis Freitag nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Weil Kapitän Jonas Hector in Steffen Baumgarts Vorstellungen auf der Position des Linksverteidigers wichtiger ist als im Zentrum, kommt eigentlich nur noch Salih Özcan in Frage. „In Salih haben wir einen sehr guten Sechser, auf den wir bauen“, erklärte der FC-Trainer. Bislang kam der gebürtige Kölner aber weder an Skhiri noch an Ljubicic vorbei. „Ich bin nicht hundertprozentig mit ihm zufrieden und das weiß er auch. Salih macht einen guten Job, arbeitet gut und ist nicht hinten dran. Hinten dran sein ist für mich etwas anderes. Er kommt ja immer wieder rein. Er muss sich aber noch entwickeln und sich unserem Spiel anpassen muss“, sagte Baumgart: „Ich freue mich drauf, wenn er Freitag auf dem Platz steht und seine Leistung zeigt.“