Köln – Der 1. FC Köln hat Vizemister RB Leipzig in einer spektakulären Begegnung einen Punkt abgetrotzt. Das Topspiel des fünften Bundesliga-Spieltags mit fünf VAR-Überprüfungen (vier aberkannte Treffer und ein anerkanntes Tor) endete am Samstagabend 1:1 (0:0)-Unentschieden. Die Kölner waren kurz nach dem Seitenwechsel durch das vierte Saisontor von Anthony Modeste in Führung gegangen (54.). Amadou Haidara glich für die am Ende drückend überlegenen Sachsen aus (71.). „Es war ein richtig geiles Fußballspiel“, schwärmte FC-Trainer Steffen Baumgart. „Die Leistung der Mannschaft hat komplett gestimmt. Wir haben mutig nach vorne gespielt. Das Unentschieden ist gut und hart erarbeitet. Es war mit all den Entscheidungen ein überragendes Spiel.“
Baumgart hatte seine Startelf gegenüber dem 1:1-Unentschieden beim SC Freiburg an gleich vier Stellen verändert. Ein Wechsel erfolgte gezwungenermaßen: Der gelb-rot-gesperrte Florian Kainz wurde von Ondrej Duda vertreten. Zu erwarten gewesen war auch die Rückkehr des zuletzt etwas kränklichen Ellyes Skhri, für den Salih Özcan wieder auf der Bank Platz nehmen musste. Etwas überraschend war dagegen, dass in der Innenverteidigung Nachverpflichtung Luca Kilian den Vorzug vor dem im Breisgau abgeklärten Jorge Meré erhielt und so zu seinem Kölner Startelf-Debüt kam. Ganz vorne setzte Baumgart derweil auf nur noch einen klassischen Stoßstürmer, indem Sebastian Andersson durch den genesenen Außenbahnspieler Jan Thielmann ersetzt wurde.
Horn rettete mehrfach
Die Partie nahm sich keine Anlaufzeit. Verantwortlich dafür waren zunächst vor allem die Gäste, die sich von ihrem Fehlstart unbeeindruckt zeigten. Der FC hatte in der ersten halben Stunde arge Probleme, Zugriff zu finden gegen den Leipziger Kombinationsfußball. Allein in den ersten zehn Minuten war RB der Führung zweimal ganz nah. Nach einem fein herausgespielten Abseitstor von Dominik Szoboszlai (5.) schlenzte Christopher Nkunku den Ball aus 18 Metern an den Pfosten (8.). Auf der Gegenseite sorgte Ondrej Duda für das erste Kölner Ausrufezeichen, indem er den Ball volley an das Lattenkreuz zimmerte (11.). Dann war Timo Horn gefordert: Erst wehrte der FC-Keeper einen Distanzschuss von Amadou Haidara zur Ecke ab (14.), ehe er einen Freistoß von Szoboszlai aus dem Winkel fischte (17.). Der Vizemeister drückte weiter auf die Führung – und der FC hatte Glück, dass ein noch abgefälschter Versuch Szoboszlais am rechten Pfosten vorbeiflog (25.).
Nach etwa einer halben Stunde lösten sich die inzwischen ohne den gelb-rot-gefährdeten Innenverteidiger Rafael Czichos spielenden Gastgeber allmählich aus der Leipziger Umklammerung. Ein starker Spielzug über Ondrej Duda und Anthony Modeste hätte beinahe dazu geführt, dass das Spiel in der 37. Minute auf den Kopf gestellt gewesen wäre. Doch Uth, der nach einem Querpass des Franzosen einschob, stand knapp im Abseits. Die 25.000 Zuschauer im unter Corona-Bedingungen ausverkauften Rheinenergiestadion hatten sich bereits jubelnd in den Armen gelegen. Es sollte nicht das letzte Mal an diesem Abend so gewesen sein. Bevor es in die Halbzeit ging, zog Jonas Hector noch aus der Distanz ab (45.). Der FC war endgültig in der temporeichen Partie angekommen.
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Eine Tendenz, die sich nach Wiederbeginn fortsetzte. Nachdem Duda RB-Keeper Peter Gulacsi zu einer Faustabwehr gezwungen hatte (48.), strich ein Modeste-Kopfball nach einer Eckballflanke am langen Pfosten vorbei (50.). Dann wurde es endgültig turbulent. Nach einem herausragenden Chipball Dudas wuchtete Modeste die Kugel in den rechten Winkel. Das Stadion bebte, doch abermals zählte der Treffer nicht. Der Franzose hatte sich knapp im Abseits bewegt (50.). In der 53. Minute schien der FC-Anhang der Verzweiflung nah. Modeste hatte frei stehend vollstreckt, doch Dr. Felix Brych erneut etwas dagegen, weil Vorlagengeber Uth den Leipziger Mohamed Simakan leicht touchiert haben soll. Nun schaltete sich der Videoassistent ein – und nach minutenlangem Studium der Bilder wurde das Tor doch gegeben. Müngersdorf war ein Tollhaus.
Das Drama ging weiter. Es folgte der nichtgegebene Ausgleichstreffer des eingewechselten Emil Forsberg, weil diesmal Vorlagengeber Nkuku im Abseits stand – eine weitere Entscheidung nach Videobeweis (67.). In der 71. Minute brauchte der VAR dann nicht eingreifen. Nach einer Szoboszlai-Ecke stieg der wenig gedeckte Amadou Haidara im Fünfmeterraum hoch und nickte zum 1:1-Ausgleich ein. Das Spiel entwickelte sich fortan zu einer Kölner Abwehrschlacht, aus der der famose Timo Horn mit Großtaten gegen Szoboszlai (79.), Yussuf Poulsen (81.) und den allein auf ihn zulaufenden Szoboszlai (90.) herausstach. Die letzte große Chance besaßen jedoch die Gastgeber: Bei einem Konter in der Nachspielzeit steuerte Sebastian Andersson auf Gulacsi zu, doch der Schwede schloss genau auf den Keeper ab. Duda brachte den Nachschuss nicht im halb leeren Gehäuse unter.
1. FC Köln: T. Horn; Schmitz (82. Schindler), Kilian, Czichos (31. Meré), Hector; Skhiri; Ljubicic, Duda, Thielmann (82. Özcan); Modeste (68. Andersson), Uth (68. Ehizibue). – RB Leipzig: Gulacsi; Klostermann, Orban, Simakan, Gvardiol; Haidara (85. Adams), Kampl; Nkunku, Olmo (58. Forsberg), Szoboszlai; Silva (58. Poulsen). – SR.: Dr. Brych (München). – Zuschauer: 25.000 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Modeste (54.), 1:1 Haidara (71.). – Gelbe Karten: Czichos, Meré; Klostermann.