Köln – Benno Schmitz fremdelt noch mit seinem Spitznamen. „Das ist ganz witzig und auf dem Trainingsplatz höre ich den Namen schon mal. Aber ich bin für alle immer noch der Benno“ reagierte der Rechtsverteidiger des 1. FC Köln auf den Vergleich mit dem großen Cafu. Jenem brasilianischen Rechtsverteidiger, der als Rekord-Nationalspieler (142 Spiele) und zweifacher Weltmeister (1994 und 2002) vor allem durch seine schnellen Vorstöße berühmt wurde. Was für ein Kompliment also für Schmitz, seit dem FC Trainingslager im Sommer in Donaueschingen den Spitznamen „Kölsche Cafu“, zu tragen.
Im Rückblick erscheint die Namensgebung für den gebürtigen Münchner wie eine Prophezeiung. Benno Schmitz, seit jeher einer der unterschätzten Bundesliga-Profis, fällt seit dieser Saison allen auf und nicht nur denen, die genauer hinsehen. Der 26-Jährige steht zusammen mit Anthony Modeste stellvertretend für den Aufschwung des FC unter Steffen Baumgart. Nicht, dass Schmitz vorher nur wie Falschgeld unterwegs war, aber im offensiven System des neuen Trainers kommen seine Fähigkeiten besser zur Geltung. Und im Vergleich zur vergangenen Saison, als er sich nach einer guten Vorbereitung in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Altglienicke verletzte, ist er fit.
Der feste Glaube als wichtigstes Gut
„Ich bin im Rhythmus und das ist wichtig für mich. Und wenn das ganze Team gut performt, kann auch jeder Einzelne besser mitwirken“, erklärt der Rechtsverteidiger. Den Grund für den Aufschwung des Teams sieht er im Glauben an das, was Steffen Baumgart vorgibt und vorlebt: „Wir wissen wie und das es funktioniert. Wir wollen in diesem Stil weitermachen und haben auch noch Luft nach oben.“
Benno Schmitz hat diese Luft schon ganz gut ausgefüllt. Zwei Torvorbereitungen gehen nach vier Spielen bereits auf sein Konto und in der kicker-Rangliste der Top-Feldspieler steht er notengleich mit BVB-Tormaschine Erling Haaland (2,5) auf Rang sieben. Vom FC ist nur Modeste (2,38, Platz fünf) besser platziert. Die beeindruckendste Statistik dürfte aber die sein, dass Schmitz von den 70 FC-Flanken aus dem Spiel (Liga-Bestwert) 19 geschlagen hat (Platz drei in der Bundesliga). „Wir haben mit Modeste und Andersson zwei herausragende Kopfballspieler vorne drin. Das macht es für uns leichter“, gibt sich Schmitz auch diesbezüglich eher bescheiden.
Gegen Ex-Club Leipzig
Als nächstes soll sein Ex-Club RB Leipzig am Samstag (18.30 Uhr/Sky) die neue FC-Wucht im Rheinenergiestadion zu spüren bekommen. „Leipzig ist ein Topteam und eine Herausforderung. Wir wollen aber jedes Spiel gewinnen und das sieht man“, sagt Schmitz so mutig wie sein Trainer Fußball spielen lässt. Im Sommer 2018 kam er übrigens für nur 200 000 Euro Ablöse von RB zum FC – kaum zu glauben.
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Den umgekehrten Weg ging im Winter 2021 Frank Aehlig. Der ehemalige Leiter des Lizenspielerbereiches beim FC, der an Schmitz Verpflichtung nicht unwesentlich beteiligt war, übt diesen Job seit Saisonbeginn wieder in Leipzig aus. Auch Aehlig ist nicht entgangen, dass sich am Geißbockheim etwas bewegt hat: „Es freut mich, dass der FC so gut in die Saison gestartet ist. Das ist Balsam auf die Seelen aller, die es mit dem Club halten, denn so einen Start mit sieben Punkten hat es ja schon länger nicht mehr gegeben. Der Fußball ist im Moment schön anzusehen, die Mannschaft ist gut zusammengestellt worden und Steffen Baumgart als Trainer ist sicher ein Gewinn.“ Besonders angetan ist Aehlig davon, dass sich FC-Profis hervortun, die abgeschrieben waren: „Es freut mich für die Spieler, dass es aktuell so gut läuft. Vor allem für Jungs wie Benno Schmitz, denen einige in Köln ja schon die Bundesliga-Tauglichkeit abgesprochen haben. Und es ist sehr schön, dass Anthony Modeste wieder trifft.“ Womöglich auch am Samstag und wieder per Kopfball – und wie in Freiburg nach einer präzisen Flanke des „Kölschen Cafu“.