Köln – Das Statement der Südkurve war diesmal klar und eindeutig: „1. Fußball-Club Köln“ stand auf dem Banner, das die Fans über die komplette Länge der Kurve aufgezogen hatten und das sich in seiner Aussage nach den Ausschreitungen von Nizza auf das Wesentliche beschränkte. Ein Bekenntnis zum Herzensclub und zum Fußball, um den es gehen soll.
Und um den es am Donnerstag im Europa Conference League-Heimspiel der Geißböcke gegen den 1. FC Slovácko aus Tschechien trotz stark erhöhter Sicherheitsvorkehrungen auch ausschließlich ging. Die Kölner gingen nach einem wilden Spektakel mit einem 4:2 (2:0) als verdienter Sieger vom Platz und übernahm in der Gruppe D die Tabellenführung vor Partizan Belgrad.
Baumgart krempelte sein Team komplett um
Steffen Baumgart, der nach seiner Sperre in Nizza an die Seitenlinie zurückkehrte, krempelte sein Team für das erste Europapokal-Gruppenspiel seit 2017 komplett um. Neben Kapitän Jonas Hector, Florian Kainz, Benno Schmitz, Timo Hübers und Jan Thielmann beorderte der FC-Trainer auch Dauerläufer Ellyes Skhiri auf die Bank.
Der Tunesier war im bisherigen Saisonverlauf noch kein Teil der FC-Rotationsmaschine gewesen. Im Vergleich zum 0:1 am Sonntag in der Bundesliga gegen Union Berlin gab es fünf Änderungen inklusive eines Pflichtspieldebüts: Nikola Soldo, Sohn von Ex-FC-Coach Svonimir, übernahm in der Innenverteidigung den Part von Timo Hübers.
FC hatte die Partie zunächst locker im Griff
Zunächst sah alles danach aus, als wäre Baumgart mit seinen Umstellungen ein überschaubares Risiko eingegangen war. Zum einen, weil er natürlich jedem Spieler seines Kaders vertraut und zum anderen, weil der Gegner nicht über das Format zu verfügen schien, den Kölnern gefährlich zu werden. 20 Minuten lang hatte der FC die Partie locker im Griff und lag verdient in Führung.
Innenverteidiger Luca Kilian köpfte einen Eckball von Linton Maina Richtung linken Pfosten, wo Sargis Adamyan einlief und mit links aus kürzester Distanz zum 1:0 traf (11.). Der tschechische Pokalsieger agierte ängstlich und nervös. Sie verloren die Bälle schnell und hatten in Tomas Frystak einen großen Unsicherheitsfaktor zwischen den Pfosten.
Gäste erwischten Geißböcke auf falschem Fuß
Als der zweite Treffer nur eine Frage der Zeit war, riss bei den Kölnern aber der Faden. Ungenaues Passspiel und zu viele verlorene Zweikämpfe brachten Slovácko in die Partie. Michael Travnik zielte aus 20 Metern nur knapp vorbei (26.) und dann musste FC-Keeper Marvin Schwäbe gegen den durchgebrochenen Petr Reinbek seine ganze Kunst aufbieten (34.). Die Geißböcke waren gewarnt und antworteten noch vor der Pause mit dem 2:0 – wieder durch einen Standard. Nach einem weiteren Maina-Eckball verschaffte sich Florian Dietz am kurzen Pfosten Platz und köpfte ein (42.).
Die Gäste hatten trotzdem irgendwie Lunte gerochen und erwischten den sich zu sicher fühlenden mit Beginn der zweiten Hälfte auf dem falschen Fuß. Jan Kalabiska (49.) und Milan Petrzela (52.) nutzen die Schwächen der Kölner Defensive konsequent aus und plötzlich stand es 2:2. Schwäbe musste gegen Kalabiska dann mit einer Glanzparade sogar das 2:3 verhindern (55.).
Wechsel brachten die nötige Qualität
Die Kölner schwammen mächtig und es war Zeit für eine Reaktion von der FC-Bank. Die kam: Baumgart wechselte mit Hübers, Hector und Skhiri die nötige Qualität ein. Die Geißböcke fingen sich tatsächlich sofort und gingen wieder in Führung.
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Dejan Ljubicic verwandelte einen an ihm von Stanislav Hofmann verursachten Foulelfmeter sicher zum 3:2 (65.). Die Hausherren waren zurück in der Spur. Als Linton Maina über links durchlief und Ljubicic das 4:2 maßgerecht auflegte (74.), war alles wieder so, wie es sein sollte und und aus Kölner auch sein musste. Die La-Ola-Welle schwappte durchs Rheinenergiestadion und die Südkurve stimmte das Veedel-Lied an. Es war ein tatsächlich ein Europapokal-Abend geworden, in dem sich alles nur um den Fußball gedreht hatte.1. FC Köln: Schwäbe; Schindler, Kilian, Soldo (59. Hübers), Pedersen (59. Hector); Martel; Ljubicic (78. Thielmann), Duda (59. Skhiri), Maina; Adamyan, Dietz (70. Tigges). - 1. FC Slovácko: Frystak; Reinberk, Kadlec, Hofmann, Kalabiska; Travnik (72. Holzer), Danicek (34. Brecka), Havlik; Petrzela (83. Kohut), Mihalik (83. Kozak), Doski (72. Sinyavskiy). – SR.: Aranovskiy (Ukraine). – Zuschauer: 47.700. – Tore: 1:0 Adamyan (11.), 2:0 Dietz (42.), 2:1 Kalabiska, 2:2 Petrzela (53.), 3:2 Ljubicic (65./Foulelfmeter), 4:2 Ljubicic (74.). – Gelbe Karten: Duda, Martel; Travnik .