Leverkusen – Nach dem Frust mit zwei Testspiel-Niederlagen am Samstag schlägt Bayer 04 Leverkusen in dieser Woche das Trainingslager in Zell am See auf. In bekannter Umgebung im Salzburger Land soll die dritte Trainingswoche besser verlaufen als die Test-Partien im heimischen Jugendleistungszentrum am Kurtekotten. Mit 0:1 (0:1) verlor die Werkself zunächst gegen den niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard, dann setzte es im zweiten Match nach einer 3:0-Führung eine 3:4 (3:2)-Niederlage gegen den belgischen Erstligisten KAS Eupen.
In diesem Test-Doppeldecker, der mit zwei unterschiedlichen Teams bestritten wurde, gab es deutlich mehr Schatten als Licht, aber die Enttäuschung von Trainer Peter Bosz hielt sich in Grenzen. „Natürlich hätte ich mir Siege gewünscht, aber die Ergebnisse standen nicht im Vordergrund“, sagte der Niederländer. „Mit dem ersten Spiel war ich nicht zufrieden, weil wir nicht gut gespielt haben. Das zweite Spiel war die ersten 30 Minuten sehr gut. Am Ende konnte man sehen, dass die Spieler müde geworden sind und einfache Ballverluste hatten.“ Das sei verständlich, erklärte der 55-Jährige, „aber sie müssen lernen, was sie machen müssen, wenn sie müde sind“. Gegen Ende beider Spiele wurde in den die jeweiligen Teams komplett durchgewechselt, wobei auch A-Junioren zum Einsatz kamen.
Größere Beachtung fand die Entscheidung des Trainerstabs, dass in der ersten Partie Kai Havertz (20) seine Premiere als Bayer-Kapitän geben durfte. Im zweiten Test trug Lars Bender die Spielführer-Binde, aber nachdem er einen Schlag aufs Auge abbekommen hatte, blieb er zur Pause in der Kabine. „Das Auge ist geschwollen, aber es ist nicht so schlimm. Ansonsten sind alle unverletzt geblieben“, gab Bosz Entwarnung.
In Zell am See beginnt für den mit 26 Spielern üppig bestückten Kader die verschärfte Castingshow – zum Abschluss der Woche warten am Samstag (15 und 18.30 Uhr) mit dem FC Watford (England) und anschließend mit SD Eibar (Spanien) zwei internationale Erstligisten als Sparringspartner. Wieder wird das gesamte Personal in zwei verschiedenen Teams vom Trainerstab auf seine Tauglichkeit gescannt.
Konkurrenzkampf entbrannt
Wer empfiehlt sich für die Startformationen, die das Pokalspiel bei Alemannia Aachen (10. August) und den Bundesligastart gegen den SC Paderborn (17. August) bestreiten? Wer bildet schließlich den Kern von rund 16, 17 Stammspielern, die immer oder zumindest regelmäßig als Einwechselakteure in Pokal, Bundesliga und Champions League zum Einsatz kommen? Auf einigen Positionen ist ein harter Konkurrenzkampf entbrannt, wie auf der linken Außenseiterposition, wo Wendell mit dem Ex-Amsterdamer Daley Sinkgraven eine Alternative vor die Nase gesetzt bekommen hat. Im Tor balgen sich der aus Sandhausen zurückgekehrte Niklas Lomb und Ramazan Özcan um die zweite Stelle hinter Lukas Hradecky. Panos Retsos will sich auf der rechten defensiven Außenbahn gegen Lars Bender und Mitchell Weiser empfehlen.
Nach zwei Wochen ist klar zu erkennen, dass Kerem Demirbay (26) und Moussa Diaby (20) echte Verstärkungen sind. In dem ehemaligen Pariser Diaby ist ein weiterer sehr schneller Spieler verpflichtet worden. Mit Leon Bailey, Paulinho, Karim Bellarabi und Diaby hat die Werkself wahrscheinlich das schnellste Offensiv-Quartett der Liga, das allerdings wohl eher selten gemeinsam auf dem Platz stehen wird. Die Österreich-Woche wird Bosz weitere Erkenntnisse liefern. „Wir werden an unserem Spielsystem und an der Kondition arbeiten“, kündigte der Niederländer an.