Im Interview spricht Viktoria Kölns alter und neuer Sportlicher Leiter über seine Rückkehr nach Höhenberg.
Viktoria-Rückkehrer Stephan Küsters über Franz Wunderlich„Wir hatten für einige Zeit Theater miteinander“
Herr Küsters, Ihre Rückkehr zur Viktoria wurde überschattet von der Trauer um Franz-Josef Wernze. Wie schwer trifft sein Tod den Verein?
Jeder weiß, was Franz-Josef Wernze für den Verein geleistet hat. Ohne seine Vision, seinen Einsatz und seine Führungskompetenz würden wir jetzt dieses Interview nicht führen. Alles, wofür Viktoria Köln aktuell steht, wäre ohne Franz-Josef Wernze nicht möglich gewesen. Nun ist es unsere Aufgabe, die geschaffenen Strukturen weiter Schritt für Schritt auszubauen.
Im Januar 2018 sind Sie als Sportlicher Leiter der Viktoria zurückgetreten, jetzt feiern Sie Ihr Comeback. Wie kam es zum erneuten Engagement als Sportchef?
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Zum Verein habe ich immer eine innige Freundschaft gepflegt, und im Austausch waren wir ja eigentlich auch die ganze Zeit. Irgendwann haben wir uns miteinander unterhalten, Franz Wunderlich (Viktoria-Sportvorstand, die Red.) wollte ohnehin kürzertreten, also haben wir den Entschluss gefasst, es noch einmal miteinander zu versuchen.
Sie haben damals knapp vier Jahre im Rechtsrheinischen gearbeitet. Wie würden Sie die Zeit zusammenfassen?
Auf jeden Fall war es mit meine schönste Zeit im Fußball. Und erfolgreich waren wir ja auch. Ich habe eine Menge mitgenommen damals, konnte sehr viel lernen und habe zudem viele nette Menschen kennengelernt.
Verpasster Aufstieg gegen Jena der härteste Tiefschlag
In jenen Abschnitt fallen auch verpasste Drittliga-Aufstiege und Triumphe im DFB-Pokal. Was waren Ihre persönlichen Highlights, was Ihre härtesten Tiefschläge?
Das schlimmste Erlebnis war natürlich der verpasste Aufstieg in der Relegation zur Dritten Liga 2017 gegen Carl Zeiss Jena. Es war eine riesige Enttäuschung, als Meister der Regionalliga nicht aufsteigen zu dürfen, zumal wir in der Saison zuvor die Netze der Gegner beinahe kaputt geschossen haben. Mein Highlight? Mit Sicherheit der Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde 2015, als wir Union Berlin im eigenen Stadion aus dem Wettbewerb geworfen haben.
Vor gut fünf Jahren haben Sie sich dann still und leise von der Viktoria verabschiedet.
Die Gründe waren vielschichtig. Spätestens im Sommer sollte auf meinem Posten ohnehin eine Veränderung stattfinden, den Sportlichen Leiter sollte es so ja nicht mehr geben. Dieses Szenario ist in meinem Kopf rumgegeistert, und irgendwann überlegt man sich auch, ob es überhaupt noch Sinn macht, weiterzumachen. Ich musste ja auch die neue Saison im Blick haben, die es zu planen galt. Wir haben uns schließlich zusammengesetzt, rückblickend sind wir vernünftig auseinandergegangen.
Es ist kein Geheimnis, dass Sie und Franz Wunderlich eng befreundet sind. Hat Ihre Freundschaft im Januar 2018 einen Knacks bekommen?
Ehrlich gesagt war es schon so, dass wir für einige Zeit etwas „Theater“ miteinander hatten. Was ja auch nicht unbedingt überraschend ist nach einer Trennung. Aber Sprechenden kann bekanntlich geholfen werden. Also haben wir genau das getan, und alles war vergessen.
Stephan Küsters ist beeindruckt von Viktoria Kölns Entwicklung
Inzwischen spielt der FC Viktoria in der Dritten Liga. Sind Sie beeindruckt von der Entwicklung des Vereins?
Unheimlich! Überlegen Sie sich mal, was in der jüngsten Vergangenheit im Jugendbereich alles passiert ist mit einem zertifizierten Nachwuchsleistungszentrum. Da muss man schon den Hut vor ziehen. Wir haben inzwischen absolute Profibedingungen in Höhenberg. Der Verein ist in jeder Hinsicht herausragend geordnet, alle Positionen sind ausgezeichnet besetzt.
Bei Ihrem Ex-Klub Wuppertal hängt viel vom Unternehmer Friedhelm Runge ab, dem langjährigen Hauptsponsor.
Da ist die Viktoria inzwischen sicher breiter aufgestellt. Beim WSV gibt es eigentlich nur eine einzige Person, die dem Klub wesentlich hilft. Abgesehen davon verfügt Wuppertal nicht über ein NLZ. Ich denke schon, die Viktoria hat meinen Ex-Verein inzwischen überholt – allein schon aufgrund der Ligazugehörigkeit.
Viktoria Köln soll weiter in der Dritten Liga etabliert werden
Wie lauten Ihre Ziele als neuer Sportlicher Leiter in Köln?
Zunächst halte ich es für klug, die bisherige Arbeit fortzuführen, immerhin ist hier ja eine Menge angeschoben und aufgebaut worden. Danach werde ich mir ein eigenes Bild machen. Vorhaben kann man immer viel, die Pläne umzusetzen, ist noch mal eine ganz andere Sache. Aber prinzipiell wollen wir uns weiter in dieser Liga etablieren.
Auf welchem Stand sehen Sie die Mannschaft fußballerisch? Das Team für die neue Saison muss formiert werden.
Ich bin schon der Meinung, dass es die Jungs fußballerisch zuletzt sehr gut gemacht haben. Aber um den Fußball allein geht es bei der Zusammenstellung einer Mannschaft eben auch nicht: Du musst Mentalität in der Truppe haben, eine homogene Einheit sein und eine gute Mischung aus Jugend und Erfahrung haben. Mit diesen Parametern werden wir es angehen.
Zur Person
Stephan Küsters (51), geboren in Dinslaken, absolvierte in seiner aktiven Karriere 13 Spiele für Bayer Uerdingen in der Bundesliga und der Zweiten Liga. Weitere Stationen: Jülich 10, FC Remscheid und Preußen Münster. Von Sommer 2014 bis Januar 2018 war Küsters Sportlicher Leiter beim FC Viktoria Köln in der Regionalliga, von 2020 bis 1. April 2023 Sportchef beim Wuppertaler SV. Seit 1. Mai ist der einstige Profi erneut Sportlicher Leiter der Viktoria.
Zum Heimspiel in der Dritten Liga am Sonntag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) gegen Borussia Dortmund II lädt der FC Viktoria zum Familientag ein: Tickets für die Partie gibt es bereits ab fünf Euro. Verzichten muss Trainer Olaf Janßen auf Offensiv-Allrounder David Philipp aufgrund der fünften Gelben Karte. Auf der Kippe steht der Einsatz von Verteidiger Christoph Greger, der sich seit einigen Wochen mit einer Muskelverletzung herumplagt.