Olaf Janßen wurde für das Spiel gegen Osnabrück mit einem Mikrofon ausgestattet. Zu hören gab es großen Jubel über einen schmeichelhaften Sieg.
Viktoria Kölns verkabelter Trainer„Wir sind gelaufen wie die Bescheuerten!“
Im Spielerkreis ergriff Olaf Janßen noch einmal lautstark das Wort. Fußballerisch hatte sein FC Viktoria Köln beim glücklichen 2:0-Erfolg gegen den VfL Osnabrück eine der schwächsten Saisonleistungen gezeigt. Dennoch war der Trainer hochzufrieden nach dem wegweisenden Sieg gegen das Tabellenschlusslicht. „Männer, es war unser bestes Spiel! Gerade im Bezug auf Leiden können. Mit dem Ball kann nicht immer alles funktionieren. Aber jeder hat sich reingeschmissen, niemand hat rumgelabert. Jeder war für den anderen da! Wir sind angesprintet und zurückgelaufen wie die Bescheuerten. Das haben wir zusammen gemacht“, brüllte der 58-Jährige am Sonntagabend in die Runde seiner versammelten Profis.
Olaf Janßen als erster deutscher Profitrainer mit Mikrofon am Spielfeldrand
Das Besondere: Die Ansprache war auch für die Zuschauer der übertragenden Streamingplattform MagentaSport zu hören – denn diese hatte Janßen für das Drittliga-Spiel mit einem Mikrofon ausgestattet. Während der Übertragung wurden ausgewählte Sequenzen eingespielt, in der Halbzeit und nach Schlusspfiff gab es Zusammenschnitte der Äußerungen des Viktoria-Trainers. Zumeist waren es Jubel-Sequenzen nach den Toren, Freude über Paraden von Keeper Dudu oder Anfeuerungen an die Mannschaft. Wer auf Wortgefechte zwischen den Bänken oder mit dem Schiedsrichter hoffte, wurde enttäuscht. Einerseits, weil das insgesamt friedliche Duell keine zu bieten hatte. Zudem hatte die Viktoria Entscheidungshoheit darüber, welche Aussagen des Trainers es in die Übertragung schaffen und welche nicht.
Janßen, der mit der Aktion Fußballfans einen Einblick in den Alltag an der Seitenlinie verschaffen wollte, dachte nach eigener Aussage während des Spiels nicht an die Verkabelung. „Das hat mich in keinster Weise beeinflusst, dass mir ein Mikrofon umgehangen wurde. Ich weiß nicht mehr alles, was ich gesagt habe. Es war emotional, ein wichtiges Spiel – ich war total im Tunnel“, sagte der Coach.
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Bryan Henning und Lars Dietz zurück in Viktoria Kölns Startelf
Bei Viktoria waren die zuletzt angeschlagenen Stammkräfte Bryan Henning und Lars Dietz in die Mannschaft zurückgekehrt, was sich in einer verbesserten defensiven Stabilität bemerkbar machte. Im Spiel nach vorne hatte Köln hingegen von Beginn an Probleme. Die Gäste aus Niedersachsen gaben den Ton an, kamen allerdings nur selten gefährlich vor das Tor. Und wurden letztlich vom für einen Tabellenletzten typischen Pech verfolgt. Viktorias erster durchdachter Angriff mündete in der schmeichelhaften Führung. Said El Mala hatte von links in Richtung Zentrum geflankt, Kofi Amoako bekam den Ball unglücklich an den Arm. Schiedsrichter Daniel Bartnitzki entschied auf Elfmeter. „Für mich war es keiner“, urteilte Janßen nach dem Spiel. Als Tyger Lobinger zur Ausführung antrat, rief Viktorias Trainer: „Hau‘ das Ding rein!“ Der Stürmer tat seinem Coach den Gefallen und verwandelte souverän (24.).
In der zweiten Hälfte spielten die Höhenberger mit mehr Elan und wurden von Osnabrück, dem designierten Absteiger, zum 2:0 eingeladen: Zunächst spielte Keeper Lukas Jonsson einen Katastrophen-Pass in den Fuß von Lobinger. Der Stürmer legte quer und VfL-Kapitän Dave Gnaase grätschte den Ball zum 2:0 ins eigene Tor (54.). „Jetzt keinen Millimeter weniger!“, forderte Janßen von seinem Team. Weil Topjoker Semih Güler auch in seinem fünften Startelfeinsatz glücklos blieb und diverse Großchancen teils kläglich vergab, durfte Osnabrück bis in die Schlussphase hoffen. Doch Viktoria-Keeper Dudu erwischte im Gegensatz zum VfL-Schlussmann einen herausragenden Tag und klärte mehrfach in großer Not.
„Ich kann gar nicht beschreiben, wie wichtig dieser Sieg war“, resümierte Janßen. Der Viktoria drohte nach drei Pleiten in Folge das Abrutschen in den Abstiegskampf. „Ich habe versucht meine Mannschaft, mit allem, was ich konnte, darauf einzustellen“, sagte der Trainer. „Das sollte natürlich nicht bedeuten, dass wir mit dem Ball so schlecht sein sollten, wie wir heute waren. Aber es tut der Mannschaft gut, weil sie nun weiß, dass wir auch solche Spiele gewinnen können.“