Herr Baeck, am Sonntag starten Sie mit dem Spiel gegen Vechta in die Basketball-Saison der Pro B. Sind Sie zufrieden mit der Vorbereitung?
Ich bin sehr positiv gestimmt. Wir haben eine Mannschaft, die viele neue Gesichter hat, deshalb war es am Anfang alles noch ein bisschen wild. Es sind viele junge Spieler dabei und das sorgt für frische Energie. Alle sind bereit und gespannt, was passiert.
Wir haben mit dem Trainerwechsel vielleicht ein bisschen spät reagiert (Stephan Baeck löste Simon Cote in der Rückrunde ab, d. Red.), weil ich dachte, dass die Mannschaft das Potenzial hat, ihre Probleme aus sich heraus zu lösen. Wir hatten aber schon in der Vorbereitung trotz guter Ansätze viele Spiele verloren und das hat eine Negativspirale in Gang gesetzt – wir waren es nicht gewohnt, zu gewinnen.
Das ist dieses Jahr anders.
Ja, wir haben nur eines unserer Vorbereitungsspiele verloren, und das gegen den Pro-A-Ligisten Leverkusen. Wir sehen, dass unsere Mechanismen greifen. Trotzdem wird es ein Prozess sein, diese junge Mannschaft im Laufe der Saison weiterzuentwickeln. Ich hoffe vor allem, dass wir unsere beiden 15-Jährigen, Kenan Reinhardt und Davi Remagen, gut integrieren können. Aber ich denke, dass sich manche wundern werden, wie viele Spielanteile sie bekommen.
Sie haben sich entschieden, nicht nur als Manager zu arbeiten, sondern das Team auch weiterhin zu trainieren.
Ich habe lange darüber nachgedacht. Aber wenn ich einen neuen, erfahrenen Trainer verpflichtet hätte, hätte ich ihm zugestehen müssen, eigene Ideen zu entwickeln. Es wäre auch interessant gewesen, einen jungen Trainer zu holen, der mit dem Projekt wächst. Der wäre aber möglicherweise überfordert gewesen. Ich hatte Angst davor, wieder alles zu verändern und auch das wäre keine Garantie gewesen, dass es gut wird. Ich wollte vermeiden, im Dezember oder Januar erneut einzuspringen und alles zurückzudrehen.
Also war es einfacher, direkt selbst Trainer zu bleiben.
Gerade am Ende der vergangenen Saison, als ich den Job übernommen habe, haben wir sehr erfolgreich gespielt. Es ist ja ein Unterschied, ob man eins von zwölf oder acht von zwölf Spielen gewinnt. Und mit dem, was wir gemacht haben, kann sich jeder im Klub identifizieren. Wir haben eine Spielidee und eine Grundkonzeption für alle Mannschaften entwickelt.
Pilipovic verstärkt die Rheinstars
Vor dem Saisonauftaktspiel in der Pro B Nord am Sonntag gegen Rasta Vechta II (17 Uhr, ASV-Halle/Olympiaweg) haben die Basketballer der Rheinstars ihren Kader noch einmal verstärkt. Antonio Pilipovic, der bereits in der Jugendabteilung und von 2015 bis 2017 auch in der Pro A für die Kölner spielte, ergänzt den Kader von Trainer Stephan Baeck. Der 25-Jährige stand zuletzt beim Team Ehingen Ursping in der Pro A unter Vertrag, bevor er nach einem Kreuzbandriss im November 2021 in Köln an seinem Comeback arbeitete. Noch ungewiss ist der Einsatz von Rupert Hennen, Steffen Haufs und Ali Sow, die an leichteren Blessuren oder Krankheiten laborieren. (LR)
Warum haben Sie diese Grundkonzeption nicht schon früher entwickelt?
Ich wollte das schon vor längerer Zeit machen, aber es ist eben auch immer schwierig, so etwas von oben aufzusetzen. Es war jetzt eine besondere Situation, weil alle gesehen haben, dass es funktioniert. Es war ein Selbstläufer.
Ihr Campus dürfte es Ihnen auch erleichtern, Ideen umzusetzen, weil alle Teams unter einem Dach und nicht über die Stadt verstreut trainieren.
Ja, natürlich. Das ist ein Riesenvorteil. Deshalb war es auch richtig, diesen Ansatz jetzt zu wählen. Die U 16 sieht, was die U 19 macht und die U 19 schaut schon zu den Profis rüber.
Skizzieren Sie doch mal, wie Ihre Spielidee aussieht.
Es baut alles auf der Verteidigung auf. Wir wollen eine Mannschaft sein, die nicht reagiert, sondern eine, die das Geschehen bestimmt. Normalerweise kann man ja immer nur auf das reagieren, was der Angriff gerade macht und dann schauen, dass man möglichst intelligente Lösungen findet. Wir wollen aber von vorneherein dem Gegner unseren Weg aufzwingen und dann aus unserer aggressiven Verteidigung heraus schnell nach vorne spielen. Man muss in den ersten sechs bis acht Sekunden des Angriffs den Vorteil nutzen, dass die Verteidigung noch nicht richtig organisiert ist und mehr Räume vorhanden sind. Das kann sehr attraktiv sein.
Haben Sie Inspirationen von der EM mitgenommen?
Wir dürfen nicht den Fehler machen, die EM als Maßstab für unsere junge Pro-B-Mannschaft zu nehmen. Es gibt viele Sachen, die ein Team auf unserem Niveau nicht umsetzen kann. Manche Lösungen hat eben nur Luka Doncic parat. Wir dürfen nicht erwarten, dass wir hier Euroleague-Basketball spielen. Wir müssen Konzepte installieren, die 14-16- oder 18-Jährige umsetzen können – und auch das muss nicht perfekt sein.
Haben Sie den Eindruck, dass die EM-Bronzemedaille des Nationalteams der Sportart einen Schub gegeben oder sogar einen Boom ausgelöst hat?
Definitiv gibt es einen Schub. Es gibt sehr viel mehr interessierte Kinder, die zu uns zum Basketball kommen wollen. Aber man darf das nicht überbewerten. Es ist eine positive Entwicklung, keine Explosion. Dafür ist die Situation auch wegen Corona noch zu ungewiss. Die Zahlen werden im Herbst und Winter wieder ansteigen und die Leute werden zurückhaltend sein. Was ich positiv finde: Wir haben gesehen, wie Basketball als Event in der Lanxess-Arena zelebriert werden kann. Das war ein schöner Anlass, potenziellen Sponsoren zu zeigen, wie es aussehen kann und wo wir hinwollen.
Und wo wollen Sie hin?
Wir haben uns letztes Jahr keine Ziele gesetzt, weil wir aufgrund der Hallensituation ohnehin nicht aufsteigen konnten. Aber ohne Ziele kann man nicht spielen. Wir wollen in diesem Jahr die Playoffs erreichen und dann schauen wir, wie weit es geht.
Wie sehen Ihre mittel- und langfristigen Pläne aus?
Es hängt alles mit der Spielstätte zusammen. Wenn das Radstadion – so, wie es geplant ist – Ende 2024 fertig ist, können wir relativ schnell versuchen, gesund in der Pro A zu agieren und mittelfristig wieder in der Ersten Liga aufzuschlagen. Das ist unser klares Ziel. Ich bin aber auch nicht blauäugig und sage, dass es definitiv so kommt. Wir haben aber mit unserem Campus eine gute Basis, um mit Jugendlichen zu arbeiten. Wir wollen talentierten Jungs und Mädchen Perspektiven bieten. Ich erinnere mich, wie es bei mir war: Als ich mit 15, 16 angefangen habe, hatte ich diese Perspektive. Nämlich die Mannschaft von Saturn Köln, die in der Ersten Liga gespielt hat.