Der Routinier von Schwarz-Weiß Köln lässt seine Karriere ausklingen – und berichtet von vertanen Chancen.
Kölns Kreisliga-Torjäger Kader Maouel„Und dann gab es dummerweise das Foto vom Hallenkick mit Lukas Podolski“
Hinter Abdelkader Maouel (35) liegt eine wechselvolle Karriere. Die meiste Zeit verbrachte der gebürtige Kölner bei Klubs in der Regionalliga wie dem SC Fortuna oder dem Bonner SC – lange mit dem Wunsch Profifußball im Hinterkopf. Doch es kam anders. Bei seinem Heimatverein Schwarz-Weiß Köln lässt der Edeltechniker seine Laufbahn in der Kreisliga A ausklingen. Sein Abschied gestaltet sich torreich.
Herr Maouel, wie geht es Ihnen?
Bestens. Ich komme gerade vom Sport und bin topfit. Für mich ist Bewegung ein Lebenselixier. Ohne geht es einfach nicht (lacht).
Ist es eigentlich wahr, dass kein Tag vergeht, an dem Sie nicht Sport treiben?
Das ist so. In diesem Jahr komme ich schon auf 339 Tage. Klar, gibt es auch Momente, wo es mir schwerer fällt. Aber diese Challenge gegen den berühmten Schweinehund habe ich bislang immer gewonnen.
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Aber das war nicht immer so.
Leider nein. Ich liebe dieses Spiel, ja, aber als junger Mann hat mir die totale Fokussierung gefehlt. Wenn ich mich in den entscheidenden Jahren professioneller verhalten hätte, wäre sicherlich einiges mehr möglich gewesen.
Ein Beispiel vielleicht.
Muss das sein?
Die Fehltritte sind vermutlich verjährt.
Ok. Da gab es eine Begebenheit bei Fortuna Köln. Während der Trainer die Aufstellung bekannt gab, war ich in einem Sportmagazin vertieft. Natürlich ein No-Go, das mich ganz sicher einige Einsätze gekostet hat. Das andere Mal war in der Zeit, als ich für die damalige U23 von Bayer Leverkusen spielte. Es ging richtig gut los und ich durfte sogar mit den Profis, mit Michael Ballack und Renato Augusto trainieren. Zwei Wahnsinnsfußballer.
Zum Ende der Hinrunde hatte ich dann mit einer Schambeinentzündung zu kämpfen, sodass mir die Ärzte für die Winterpause absolute Schonung verordnet hatten. Dann gab es diesen Hallenkick, bei dem auch ein „Express“-Fotograf war, der mich dummerweise bei einem Zweikampf mit Lukas Podolski abgelichtet hat. Zum Trainingsstart lag der Zeitungsausschnitt vor meinem Spind. Da war mir klar, dass meine letzte Stunde bei Bayer geschlagen hatte. Trotzdem war es eine coole Zeit. Mein Vertrag wurde allerdings nicht verlängert.
Sie nehmen es mit Humor.
Was soll ich machen? Es ist passiert. Ich liebe dieses Spiel eben und wollte immer zocken, egal wann, egal wo.
Jetzt zocken Sie in Vogelsang in der Kreisliga A.
Für mich ist das der perfekte Ausklang. Vor 30 Jahren habe ich dort mit dem Fußballspielen begonnen. Mein heutiger Trainer (Frank Vones; d.Red.) hat mir als kleiner Junge die ersten Tricks beigebracht. Frank ist ein Trainer der alten Schule, von denen es leider nicht mehr viele gibt. Es macht mich total glücklich, dass sich gerade hier der Kreis schließt.
Und es läuft ziemlich gut. In zwölf Meisterschaftsspielen haben Sie 22 Treffer erzielt. Damit führen Sie die Torjägerliste an. Ihr Klub ist Tabellenzweiter.
Wir haben eine richtig geile Mannschaft mit vielen Jungs, die locker höher spielen könnten. Und einen sehr guten Trainer. Seine Ansprachen sind immer klar. Aber vor allem lässt er uns unsere Kreativität, unsere Unberechenbarkeit.
Wie lautet Ihre Prognose im Titelkampf?
Ich erwarte bis zum Schluss einen Dreikampf zwischen Bergfried Leverkusen, dem TFC Köln und uns. Wenn wir unser Leistungspotenzial abrufen, bin ich sicher, dass wir am Ende ganz oben stehen werden.
Mit Ihnen? Es heißt, dass Ihre Torquote schon im Herbst ein paar Vereine auf den Plan gerufen hat.
Das stimmt. Einige Oberligisten und ambitionierte Landesligisten haben angeklopft. Ich habe alle Angebote abgelehnt. Mit 35 Jahren muss ich mir das nicht mehr antun. Und selbst wenn ich wollte, muss ich vernünftig bleiben und auf meinen Körper hören.
Wie meinen Sie das?
Es geht schlichtweg nicht mehr. Schmerzmittel und Spritzen sind quasi meine ständigen Begleiter. Der Knorpelschaden in meinem linken Knie ist bereits so weit fortgeschritten, dass ich vielleicht schon sehr bald aufhören muss.
Was heißt das?
Im letzten Spiel des Jahres in Flittard (Sonntag, 12.45 Uhr; d.Red.) bin ich definitiv noch dabei. Wenn Schwarz-Weiß in der Winterpause aber adäquat nachbessern kann, rückt mein Abschied näher. Dann könnte ich mich jedenfalls ruhigen Gewissens in den Fußball-Ruhestand verabschieden.
Was würden Sie mit der neu gewonnenen Freizeit anfangen?
Ich bin voller Elan und werde mit meiner Fußballschule „KM1-Training“ im neuen Jahr voll durchstarten. Ich werde dem Fußball also auf jeden Fall erhalten bleiben und versuchen, mein Wissen, meine Erfahrungen, auch die weniger guten, weiterzugeben. Die Fehler, die schon gemacht wurden, müssen schließlich nicht wiederholt werden. Außerdem habe ich mit zwei Freunden einen Podcast in Arbeit, bei dem sich alles um den kleinen und großen Fußball drehen wird.