Der Neuzugang von Fortuna Köln spricht im Interview über seine Rückkehr, die Saisonziele sowie über das Spiel beim KFC Uerdingen.
Julius Biada„Ich sehe keine Gründe, warum Köln nicht drei Profimannschaften haben sollte“
Herr Biada, Sie sind nach acht Jahren in die Südstadt zurückgekehrt und trainierten vor Vertragsunterschrift bereits bei Fortuna Köln. Wie haben Sie sich eingelebt?
Julius Biada: Ich bin hier mit der Absicht hergekommen, mich im Mannschaftstraining fit zu halten. Ich wohne hier in der Gegend, daher war Fortuna Köln naheliegend. Ich rief Matthias Mink an, wir kannten uns aus unserer Leverkusener Vergangenheit. Er meinte sofort, dass ich mit meiner Erfahrung der jungen Mannschaft auch im Training helfen kann. Am Ende war es auch dem Zutun von externen Leuten geschuldet, dass die Zusammenarbeit wieder funktionierte. Für mich war es einfach schön, wieder nach Hause zu kommen, ich kenne die Stadt und ein paar der Spieler noch, besonders diejenigen mit einem Kölner Hintergrund.
Wie hat die Mannschaft Sie in den ersten Wochen aufgenommen?
Wirklich super. Es macht unglaublich Spaß, wir haben eine junge Truppe hier. Mit meinem Werdegang kann ich viele Ratschläge geben und erzählen, welche Sachen ich im jungen Alter hätte besser machen können. Die Jungs nehmen das gut an und wissen das zu schätzen – das macht mir sehr viel Freude.
Sie sind während dieser Saison zum Team gestoßen. Sie spielten bereits in der Zweiten Bundesliga sowie in der Dritten Liga – aktuell sind Sie jedoch eher als Joker eingeplant.
Ich bin natürlich, abgesehen von den ersten Wochen, nicht vollends mit meinen Einsatzzeiten zufrieden. Da bin ich aber mit dem Trainerteam immer im transparenten Austausch. Ich möchte hier kein Teilzeitarbeiter sein, sondern dem Verein und der Mannschaft etwas geben. Ich habe von Anfang an signalisiert, dass ich herkomme, um mich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Wenn es am Spieltag dann nur für 30 Minuten reicht, bin ich mir mit meiner Vita nicht zu schade, die mit vollem Einsatz anzugehen. Ich bekomme hier eine hohe Wertschätzung, auch wenn ich von der Bank komme. Das genieße ich. Dennoch möchte ich von Anfang spielen, ich will der Mannschaft zeigen, was für Qualitäten in mir schlummern. Ich stelle den Verein und die Ziele der Mannschaft jedoch immer über den Rest.
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Sie sind mit Fortuna am 14. Spieltag Tabellenzweiter, mit drei Punkten Rückstand auf Duisburg. Wie schätzen Sie die bisherigen Leistungen der Mannschaft ein?
Ich hatte es in dieser Art und Weise erwartet. Bevor ich hier unterschrieb, trainierte ich ja einige Wochen mit, da wusste ich, dass wir uns nicht verstecken müssen. Understatement war nie mein Ding. Wenn wir am Ende auf Platz fünf eintrudeln, ist es eine Saison, mit der wir nicht zufrieden sein können. Ich glaube, dass ein Platz unter den Top-Drei unser Anspruch sein sollte. Am Ende entscheiden dann Nuancen über den Saisonverlauf, von Verletzungen bis zum Spielglück. Aber mit der Qualität, die wir in der ersten Reihe stellen, brauchen wir keine Angst zu haben.
Beim 4:1-Erfolg gegen den FC Pesch in der ersten Runde des Landespokals Mittelrhein rotierte Ihr Trainer Matthias Mink auf verschiedenen Positionen, ohne einen sichtbaren Leistungsabfall.
Wir haben noch ein paar junge Spieler, die in der Entwicklung stehen. Da wird noch mehr kommen im Laufe der Saison. Trotz alledem können wir eine Mannschaft aufstellen, die breit genug ist, um in Konkurrenz mit dem MSV Duisburg treten zu können. Das Pesch-Spiel ist ein gutes Beispiel: Es ist die Pflicht der Spieler, die am Zug sind, mit der nötigen Ernsthaftigkeit aufzutreten, die den Zielen des Vereines gerecht wird. Dort haben wir das trotz widriger Bedingungen eindrucksvoll aufgezeigt.
Bisher mussten Sie nur zwei Niederlagen, ein 1:3 gegen Wuppertal und jüngst eine 1:3-Niederlage gegen den SC Paderborn II hinnehmen. Was lief gegen Paderborn in der zweiten Hälfte schief, als Fortuna drei Tore kassierte?
Ich bin seit mehr als zehn Jahren im Fußballgeschäft, habe aber bis heute darauf keine Antwort (lacht). Es ist halt Fußball. Manchmal ist man sich zu sicher, manchmal gibt der Körper nur gute 50 Minuten her. An dem Tag war es sicher auch eine taktische Maßnahme der Paderborner, mit der wir nicht klarkamen. Das Spiel nahm eine Eigendynamik an, wir kassierten dumme Gegentore, dann gingen die Köpfe runter. Bis dato spielen wir aber eine konstante Runde. Am Wochenende haben wir mit dem 1:0-Erfolg gegen Düsseldorf ein typisches Unentschieden-Spiel auf unsere Seite ziehen können. Spiele wie gegen Paderborn wird es immer mal wieder geben.
Am Samstag treffen Sie mit Fortuna in der Grotenburg auf den KFC Uerdingen. Was für ein Spiel erwarten Sie?
Ich kenne das Stadion nicht, meine Karriere hat mich bislang dort noch nie hingeführt. Der KFC steht etwas in Konflikt mit seiner Historie, die für die Regionalliga nicht übel ist, betrachtet man nur einmal den Namen des Vereines. Aus der Ferne bekommt man aber schon mit, dass dort nicht alles rosig ist und viele Nebenschauplätze entstehen. Ich weiß nicht, ob das ein Terrain ist, wo man in Ruhe Fußball spielen kann. Die Unterstützung dort ist dennoch überdurchschnittlich für die Regionalliga, dementsprechend erwarte ich dort einen heißen Tanz. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, aber ich glaube, dass wir die Qualität haben, so ein Spiel am Ende auf unsere Seite ziehen zu können.
Die Mannschaft, der Verein und die Südstadt beherbergen viel Potenzial, auch für die Zukunft. Was glauben Sie, wie sich die Fortuna weiterentwickeln wird?
Eine gute Frage. Ich sehe keine Gründe, warum die Stadt Köln nicht drei Profimannschaften im Fußball haben sollte. Ich glaube, unabhängig von der Tatsache, was die Jungs auf der anderen Rheinseite machen, dass die Fortuna die Ambition hegen und pflegen sollte, in die Dritte Liga zurückzukehren. Das ist kein leichtes Unterfangen, wenn Mannschaften wie Duisburg, die ein Vielfaches an Druck verspüren, dort mitspielen. Dennoch tuen wir gut daran, den Platz an der Sonne im Auge zu behalten. Die Regionalliga ist irgendwo grausam, wenn nur eine Mannschaft für eine starke Saison belohnt wird, aber umso attraktiver ist der erste Tabellenplatz. Am Ende des Tages spielen wir Leistungsfußball, der Leistungsgedanke ist immer, der Beste zu sein. Es wäre eine schöne Sache für den Verein, aber auch für mich selbst, wenn ich während meiner Zeit bei Fortuna nochmal erleben könnte, dass die Zuschauer im Südstadion Drittliga-Fußball sehen.