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Fortuna Kölns verstorbener RekordspielerJürgen Niggemann war „Mr. Zuverlässig“ – und ein Platzverweis-Pionier

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Bildnummer: 07503928  Datum: 24.02.1990  Copyright: imago/Rust
2. BL Saison 1989/1990 Hannover 96 gegen SC Fortuna Köln 1:1 am 24.02.1990 im Niedersachsenstadion. Uwe Eckel (Hannover, li.) gegen Jürgen Niggemann (Köln).; Fussball Herren GER Aktion xpo 1990 quer 

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1990: Jürgen Niggemann (rechts), Fortunas späterer Rekordspieler, im Duell mit dem Hannoveraner Uwe Eckel

Der frühere Verteidiger flog 1992 wegen zweier verbotener Rückpässe vom Platz. Hannes Linßen und Hanns-Jörg Westendorf erinnern sich an den verstorbenen Rekordspieler.

Wie an die meisten Details aus seiner jahrzehntelangen Karriere im Fußballgeschäft, erinnert sich Hannes Linßen auch an viele Momente mit Jürgen Niggemann, dem vor zwei Wochen im Alter von nur 62 Jahren verstorbenen Rekordspieler des SC Fortuna Köln. „In seiner ersten Saison bei uns, 1985/86, hat er ein überragendes Jahr gespielt“, erzählt Linßen, zwischen 1985 und 1995 insgesamt dreimal Trainer des Südstadt-Klubs. „Niggemann war einer der besten Verteidiger der 2. Bundesliga. Er hat große Stürmer kleiner und schnelle Stürmer langsamer gemacht, er hat sehr vorausschauend gespielt.“

 Trainer Hannes Linßen li. und Präsident Jean Löring beide Fortuna Köln

Hannes Linßen (l.) mit Fortuna-Mäzen Jean Löring

Mit einer Ausnahme in seiner Premieren-Saison. „Ein 3:4 zu Beginn der Rückrunde bei Darmstadt 98“, sagt Linßen. „Und wissen Sie, wer ihn da schwindelig gespielt hat? Ein gewisser Bruno Labbadia. Ich habe hinterher lange gerätselt, warum er solche Probleme mit ihm hatte. Dann kam es mir: Er war vermutlich der einzige Stürmer, der noch kleiner war als Jürgen Niggemann selbst.“

Hannes Linßen und Jean Löring holten Jürgen Niggemann aus Bocholt

Wenige Monate zuvor hatten Linßen und Fortuna-Patron Jean Löring den gebürtigen Sauerländer Niggemann für 25.000 Mark Ablöse vom 1. FC Bocholt verpflichtet. „Normalerweise habe ich mir die Spieler selbst angeguckt. Aber der Schäng war früher auch Abwehrspieler und hatte darum einen guten Blick für Verteidiger“, erzählt Linßen, „aber bei Niggemann waren wir zusammen. Erst dachten wir, er wäre vielleicht zu klein – aber wir haben ihn trotzdem geholt. Und er hat diskussionslos immer gespielt.“

Niggemann machte die vielen Höhen und Tiefen von Fortunas Zweitliga-Zeit mit. In Erinnerung werden vor allem die knapp verpassten Erstliga-Aufstiege bleiben. „Er war immer ein fester Bestandteil unserer Bundesliga-Planungen – aber leider konnten wir die nie in die Tat umsetzen“, erinnert sich Linßen. „Ich denke, dass es sein späteres Leben geprägt hat. Er konnte leider nie auf dem Platz beweisen, dass er nicht nur ein hervorragender Zweitliga-Spieler war, sondern es auch für die Bundesliga gereicht hätte. Was mit Sicherheit der Fall gewesen ist.“

Kurioser Platzverweis für Jürgen Niggemann nach verbotenen Rückpässen

Neben dem Platz war Niggemann ein Ruhepol, „einfach im Umgang und ein anerkannter Mann“, sagt Linßen. Im Sog des schillernden Mäzens Löring leistete sich der Verteidiger keine Skandale. Hanns-Jörg Westendorf, aktueller Präsident der Fortuna, bezeichnete Niggemann als „Mr. Zuverlässig“.

SC Fortuna Köln vs. MSV Duisburg, 4.Liga,     
2. von links: Hanns-Jörg Westendorf  (Fortuna), 14.09.2024, Bild: Herbert Bucco

Fortuna Kölns Präsident Hanns-Jörg Westendorf (Mitte)

Eine Kuriosität in seiner Karriere war der 2. Spieltag der Zweitliga-Saison 1992/93. Beim sonst ereignisarmen 0:0 in Mainz flog Fortunas Dauerbrenner nach 51 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz. Niggemann hatte versucht, die wenige Wochen alte Rückpassregel, die dem Torwart das Aufnehmen eines Passes von Mitspielern untersagt, mit Knie-Rückgaben zu umgehen. Das missglückte. Schiedsrichter Hans Fux ahndete Niggemanns Vergehen den damaligen Regeln entsprechend – mit zwei Gelben Karten. „Er war der erste Spieler, der wegen dieser Regel vom Platz geflogen ist“, so Westendorf.

Bis zu seinem Karriereende 1998 blieb der Verteidiger der Fortuna treu, absolvierte 387 Einsätze (22 Tore). Später arbeitete er für einen großen Kölner Hotel-Konzern. Am 3. September starb Niggemann, nach Klubangaben „plötzlich und unerwartet“.