Köln – In der Theorie hätte Lars Lokotsch viele Spiele des SC Fortuna Köln in der vergangenen Saison gratis im Südstadion verfolgen können. Nicht etwa, weil Fußballer in der Regel über Bekanntschaften und somit auch Freikarten verfügen. Der 26 Jahre alte Stürmer ist Student an der Uni Köln und hätte durch die Aktion „Fortuna meets Studis“ umsonst Zutritt erhalten. Lokotsch wird im Herbst seine Masterarbeit im Studiengang Business Administration beginnen.
Seit knapp einer Woche ist der 1,90 Meter große Angreifer nicht mehr auf seinen Studentenausweis angewiesen, um ins Südstadion zu gelangen. Lokotsch hat einen Vertrag beim Regionalligisten unterschrieben – sein Kontrakt beim Drittligisten FSV Zwickau war ausgelaufen.
Und seine ersten Arbeitstage im neuen Job waren durchaus erfolgreich. Beim Blitzturnier am Samstag in Monheim setzte sich die Fortuna im Halbfinale 3:0 gegen Gastgeber 1. FC Monheim und im Endspiel nach Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf II durch. Zur Belohnung gab es den „Rheincup“-Titel, die erste Trophäe der Saison. Lokotsch hatte im Finale per Abstauber zur 1:0-Führung getroffen. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Kai Försterling.
Trainer Markus von Ahlen lobte die „bessere Energie“ im Vergleich zu den durchwachsenen Testspiel-Ergebnissen der vergangenen Wochen. „Das muss die Richtung sein, in die es in den letzten beiden Wochen vor dem Liga-Start geht“, sagte Fortunas Coach. Zum Auftakt der Regionalliga West empfangen die Kölner am 23. Juli den SV Lippstadt (14 Uhr, Südstadion).
Lokotsch hat gute Aussichten, bei dem Spiel in der Startformation zu stehen. Als Brecher im Zentrum ist er ein Typ Angreifer, den die Fortuna in der vergangenen Saison nicht zur Verfügung hatte – weshalb regelmäßig Ex-Kapitän Jannik Löhden aushelfen musste. „Vom Spielertyp ist er ein besonderer Angreifer mit Körpergröße und Wucht, verfügt aber trotzdem über Geschwindigkeit und Technik“, sagt Fortunas Sportdirektor Matthias Mink. Leon Demaj, Sascha Marquet und Dustin Willms sind allesamt ebenfalls torgefährlich, könnten aber auch gut um Lokotsch herum spielen.
Lokotsch betont: „Wir wollen oben mitspielen"
Lokotsch, geboren in Bad Honnef, spielte nach Stationen im Rhein-Sieg-Kreis ab 2019 beim SV Rödinghausen, als die Corona-Pandemie den Betrieb lahmlegte. „Dann hat sich über einen Bekannten von mir die Tür auf die Insel geöffnet“, berichtet Lokotsch von einem ungewöhnlichen Karriereweg. „Ich hätte auch nach England gehen können, habe mich dann aber für Schottland entschieden, weil die Quarantäne-Regelung dort früher gelockert wurde. Da hat es beim ersten Probetraining direkt in Livingston geklappt.“
Für den Erstligisten sowie als Leihspieler beim Zweitligisten Raith Rovers absolvierte Lokotsch mehrere Einsätze, ehe es Anfang 2021 zurück nach Deutschland und zu Zwickau in die Dritte Liga ging.
Beim Wechsel zur Fortuna spielte die Heimatnähe eine große Rolle. „Meine Familie wohnt hier, viele meiner Freunde und meine Freundin auch“, berichtet Lokotsch. Beim Studium sei eine Nähe zur Universität ebenfalls hilfreich. Seine Zielsetzung ist trotz der Doppelbelastung aus Masterarbeit und professionellem Fußball klar. „Wir wollen guten Fußball anbieten, richtig Gas geben. Wir spielen hier Profifußball. Und genauso wollen wir uns auf und neben dem Platz verhalten“, sagt Lokotsch. „Wir wollen oben mitspielen und am Ende gucken, wofür es reicht.“