Der Abteilungsleiter der Handballerinnen spricht über einen möglichen Zweitliga-Aufstieg und die daraus resultierenden Herausforderungen.
Interview mit Stephan Schröder„Wir wollen mit dem 1. FC Köln sportlich weiterkommen“
Herr Schröder, hat sich der 1. FC Köln nach neun Drittligaspielen der Handballerinnen ohne Niederlage schon mit dem Thema Zweite Bundesliga beschäftigt?
Stephan Schröder: Selbstverständlich, ja.
Welche Probleme müssten im Falle eines Aufstiegs angegangen werden?
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In erster Linie muss eine zweitligataugliche Mannschaft zusammengestellt werden. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass sich die Aufsteiger, zuletzt Aldekerk, mit einer meines Erachtens guten Mannschaft immer sehr schwertun, sportlich Fuß zu fassen. Eine Saison mit ausschließlich Niederlagen und Lehrgeld hilft nur bedingt. Wir müssten also bei einem Aufstieg definitiv den Kader noch verstärken, was aufgrund des hohen zeitlichen Aufwands einerseits und den finanziell eher begrenzten Mitteln andererseits kein leichtes Unterfangen wäre.
Wäre die Zweite Bundesliga finanzierbar für die Abteilung?
Ja und nein. Wir müssten unsere Einnahmen stark steigern, da sich auch unsere Kosten wahrscheinlich mindestens verdoppeln würden. Dazu bräuchten wir sicherlich auch eine stärkere finanzielle Unterstützung des Hauptvereins, von dem es vor wenigen Jahren eine Aussage gab, dass der Verein einen sportlichen Aufstieg unserer Damen nicht ablehnen würde. Die Aussage wurde allerdings vor der Corona-Zeit von einem der damaligen Geschäftsführer getroffen.
Wie sieht es inzwischen aus?
Wir sind aktuell in der Terminabsprache mit dem Präsidium, um dieses Thema zu besprechen. Fakt ist: Leistungsorientierte Mannschaften wollen sportlich weiterkommen und nicht ewig in der gleichen Liga spielen. Wir wollen also in den nächsten Jahren in die Zweite Liga, da waren wir ja schließlich auch schon mal. Das bedeutet, wir beschäftigen uns intensiv damit, wie wir die bestehenden Rahmenbedingungen verbessern können.
Reichen theoretisch die aktuellen Rahmenbedingungen aus?
Theoretisch geht das, aber in der Praxis sind doch einige Themen noch vorab zu lösen.
Haben Sie sich schon mal über Vorgaben und Voraussetzungen vom DHB erkundigt?
Das gehört zu meinem Job als Abteilungsleiter dazu.
Würde die Halle in Zollstock den Anforderungen entsprechen?
Nein, die Halle würde den Anforderungen nicht gerecht werden. Vielleicht wäre ein Austragen der Heimspiele in der Halle des Longericher SC eine Option. Das Verhältnis zum LSC ist sehr gut und wir überlegen bereits, einen gemeinsamen Heimspieltag in der nächsten Saison auszutragen.
Wie beurteilen Sie allgemein die sportlichen Möglichkeiten der Mannschaftssportarten angesichts der Hallensituation in Köln?
Ich kann das nur aus Sicht eines Handballers beurteilen. Da ist es offensichtlich: Es gibt zu wenig freie Trainingsstätten für uns. Wir haben mittlerweile neben sechs Senioren-Teams, 22 Jugend- und Kinder-Handballmannschaften, die wir alle mit ganz wenigen Ausnahmen in der Europaschule in Zollstock trainieren müssen. Mit mittlerweile mehr als 450 Aktiven ist das einfach zu wenig. Wir sind neben dem MTV Köln mittlerweile die größte Handball-Abteilung in ganz Köln, aber wir trainieren häufig mit drei bis vier Teams gleichzeitig. Sie können sich vorstellen: 60 Kinder in einer Halle mit zwei Übungsleitern ist teilweise schon sehr schwierig. Von der Trainingsqualität für jedes einzelne Kind ganz zu schweigen.
Wäre eine neue Halle für den Ballsport sinnvoll und welche Größe müsste Sie haben?
Jede Sporthalle mehr ergibt Sinn, überall wird von der großen sozialen und gesundheitsfördernden Bedeutung von Sport und vielfach auch von Mannschaftssport gesprochen. Handball ist eine sehr soziale Sportart, auch wenn sie immer noch den Ruf genießt, eine sehr harte Sportart zu sein. Das entspricht meines Erachtens gerade im Kinder- und Jugendhandball nicht mehr der Realität. Für Handball braucht man Dreifach-Turnhallen, aber als Trainingsstätten gehen gerade für die Kleinen auch Ein- oder Zweifachturnhallen. Eine Halle in Köln mit einer Zuschauerkapazität von 3000 bis 4000 wäre natürlich sensationell und ausreichend, um sie mit hochklassigem Sport regelmäßig zu füllen.
Gab es einen Austausch mit der Stadtverwaltung Köln?
Den gibt es unentwegt: Wir werden vom Bürgeramt Rodenkirchen betreut. Aber dem Stadtbezirk fehlen Sporthallen, nicht nur bei den Handballern. Ich denke, um die Situation zu verbessern, müsste sich die Lokalpolitik dem Thema intensiver widmen. Von der viel zitierten Sportstadt Köln ist gerade im Bereich des Sporthallen-Angebots an der Basis zu wenig zu spüren. Mit EHF-Final-Four und HBL-Final-Four haben wir die Top-Handball-Events in der Stadt in der Lanxess Arena. Aber an der Basis? Im Hinblick auf die Handball-Teams des 1. FC Köln würde ich mir wünschen, dass die Verantwortlichen mal auf unsere Zahlen schauen: Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen wachsen wir. Wir haben in den letzten fünf Jahren unsere aktive Mitgliederzahl mehr als verdoppelt. Unsere Hallenzeiten konnten wir seitdem aber nur um etwa 20 Prozent erweitern – und das auch nur im Sommerhalbjahr. Das passt alles nicht zusammen.