Zielstrebig und griffigSo haben die Kölner Haie beim Saisonauftakt überzeugt
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Köln – Die Menschen in der Domstadt feiern Feste gerne so, wie sie fallen. Deswegen verwunderte es nicht, dass während des 6:3-Siegs der Kölner Haie gegen den EHC RB München die Laola-Welle durch die Lanxess-Arena schwappte und die 13.177 Fans Klassiker wie „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ oder „Deutscher Meister wird nur der KEC“ intonierten. „Einen besseren Start hätten wir uns nicht wünschen können“, stimmte auch Maxi Kammerer in die stimmungsvolle Eröffnung der neuen DEL-Saison ein. Dann schwenkte der Schütze der ersten beiden Haie-Tore aber um: „Jetzt müssen wir in Augsburg nachlegen, sonst bringt dieser Start überhaupt nichts.“
Zu Beginn war das Spiel nicht auf der Seite der Kölner Haie
Bei aller Euphorie, die sich Kammerer und Co. mit ihrem fulminanten Auftritt gegen den Meisterschafts-Aspiranten und voll im Saft stehenden Champions-League-Teilnehmer verdient hatten, blieb tatsächlich festzuhalten, dass die Partie zu Beginn klar zugunsten des Gegners hätte kippen können. Obwohl die Roten Bullen auf ihren operierten Topscorer Trevor Parkes und den wegen Dopingverdachts suspendierten Verteidiger Yannic Seidenberg verzichten mussten, kam der Vizemeister stark in die Partie. „Wir waren vielleicht ein bisschen zu aufgeregt“, meinte Louis-Marc Aubry.
Ingolstadts Topscorer: „Wir waren nervös, ängstlich und aufgeregt“
Der neue Stürmer aus Ingolstadt war zum Saisonauftakt mit einem Doppelpack und dem Assist für Kammerers 2:1 gleich zum Topscorer avanciert, gab aber zu: „Wir waren nervös, ängstlich und aufgeregt. Wenn Mirko uns nicht im Spiel gehalten hätten, wäre ein 0:3 oder 0:4 möglich gewesen.“ Tatsächlich hatten die Haie im ersten Drittel Andreas Eder durch einen ungeschickten Wechsel zum 0:1 eingeladen (4.) und konnten sich bei ihrem Goalie Mirko Pantkowski bedanken, dass dieser weitere Gegentreffer verhinderte.
„München hat viel Druck gemacht und wir mussten uns im System erst finden und es einfach halten“, beschrieb Aubry die kritische Phase. Über die „einfachen Spielzüge“ fand der mit allen zehn Sommer-Zugängen neu formierte KEC aber ins Spiel.
Neue Defensiv-Paare beweisen ihre Leistungsfähigkeit
Bemerkenswert war nicht nur die bärenstarke Leistung des jungen Pantkowski, der mit 24 abgewehrten Schüssen und einer 89-prozentigen Fangquote Mathias Niederberger in den Schatten stellte. Vor dem Goalie funktionierten auch die neuen Defensiv-Paare um Kapitän Moritz Müller und dem besten Verteidiger der abgelaufenen KHL-Saison, Nick Bailen, sowie Ryan Stanton und Stanislav Dietz, Jan-Luca Sennhenn und Brady Austin. Nachdem Kammerer (16./33.) und Aubry (39. und 47.) mit ihren Doppelpacks auf 4:1 gestellt hatten, traf Austin als Neuzugang vom finnischen Meister Tappara zum 5:1 (48.). Das Premieren-Tor des Verteidigers brachte zwölf Minuten vor Schluss die Entscheidung. „Den Unterschied hat gemacht, dass wir drei Tore mit einem Mann mehr auf dem Eis gemacht haben“, dachte Uwe Krupp an die Treffer zum 2:1, 3:1 und 4:1.
Nicht nur im Powerplay (66,67 Prozent Effizienz), sondern auch in Unterzahl (75 Prozent) wirkten die KEC-Specialteams zielstrebig und griffig. Der Trainer hat in der sechswöchigen Vorbereitung eine Einheit geformt, die körperlich robuster, fitter, konzentrierter und geschickter ist, als die Kölner Teams der beiden vergangenen Jahre.
So konnten sich die Fans in der Schlussphase aufs Feiern konzentrieren. „Da fällt gleich eine Last von den Schultern“, gab Kammerer zu. Nach dem ersten Sieg gegen München nach 19 Niederlagen seit 2017 schickte der Stürmer noch eine Kampfansage an den nächsten, bayrischen Gegner nach Augsburg (Sonntag, 19 Uhr, MagentaSport). „Wir werden oft kleiner gemacht, als wir sind. Wir haben aber ein Topteam und müssen uns vor keinem verstecken.“