Köln – Als der nächste Schritt aus dem Keller geschafft war, huschte selbst dem zumeist angespannt dreinblickenden Uwe Krupp ein Lächeln über das Gesicht. Der Cheftrainer der Kölner Haie streckte seinem Assistenten Clément Jodoin die Faust zur Corona-gerechten Beglückwünschung entgegen, ehe er zu den Klängen des „Trömmelche“ den Innenraum der Lanxess Arena verließ.
Mit dem 4:2-Sieg im Krisenduell der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen den Tabellenletzten Krefeld Pinguine war dem KEC der zweite richtungsweisende Erfolg binnen 48 Stunden geglückt. „Wir haben den Job gemacht, den wir machen sollten“, stellte Krupp mit Blick auf die maximal ergatterte Punkteausbeute erleichtert fest.
Dabei hatte es sein Team im Vergleich zum 4:2-Sieg in Bremerhaven mit einer gänzlich anderen Aufgabe zu tun bekommen. Die Pinguine traten auch im kleinen rheinischen Derby in der gleichen Weise auf, wie man es von ihnen kennt. Das Schlusslicht war trotz schmaler Bank mit erneut nur vier einsatzfähigen Verteidigern darauf aus, in der Defensive Beton anzurühren und ausschließlich durch Gegenstöße für Gefahr zu sorgen. „Die Krefelder starten beim Stand von 0:0 in das Spiel, als lägen sie in Führung. Sie haben darauf gewartet, dass wir etwas zu übereifrig werden und mit dem dritten Stürmer zu tief gehen. So spielen sie seit geraumer Zeit – und gewinnen Punkte“, analysierte Uwe Krupp, der von einem „ganz heiklen Spiel“ sprach.
Spiel gegen Krefeld: Haie kämpfen sich aus Rückstand zurück
Warum, wurde in der 16. Minute zum ersten Mal deutlich sichtbar. Maury Edwards unterlief bei Kölner Überzahl als letzter Mann ein Scheibenverlust, den Anton Berlev zur Gästeführung aufnahm. Nachdem Landon Ferraro 27 Sekunden vor Ende des ersten Drittels ausgeglichen hatte, war es erneut ein Konter, der den KEC zum zweiten Mal in Rückstand geraten ließ. Doch auch auf Leon Niederbergers 1:2 (23.) hatte der KEC eine schnelle Antwort parat. Alexander Oblinger besorgte prompt den abermaligen Gleichstand (27.).
„Du hast gefühlt mehr vom Spiel und bist am Drücker. Aber je länger du keine Tore machst, desto besser werden die Chancen für Krefeld, dass sie sich auf einmal in Szene setzen können. Das ist ihnen gleich zwei Mal gelungen“, fasste Uwe Krupp die 60 komplizierten Kölner Minuten zusammen und sprach seiner Mannschaft zugleich ein Lob aus: „Deswegen rechne ich es meinen Jungs sehr hoch an, wie sie zurückgekommen sind.“
Nichtsdestotrotz stand die zähe Partie bis in die Schlussphase hinein auf der Kippe. Die für Krupp „entscheidenden Momente“ ereigneten sich zehn Minuten vor dem Ende. Kaum war Lucas Lessio im Krefelder Powerplay an der dritten Führung für die Pinguine vorbeigeschrammt, brachte Landon Ferraro den KEC per Shorthander zum ersten Mal in Front (50.).
Ausgeruhte Straubinger kommen am Freitag nach Köln
„Landon hat jetzt wieder die Form, die er vor der Abreise zu Olympia hatte“, freute sich Uwe Krupp über die ersten beiden Treffer des kanadischen Stürmers nach zwölf Spiele langer Durststrecke. Nur 61 Sekunden später legte Andreas Thuresson per Schlagschuss in den Winkel nach. Krefeld war niedergerungen und dem Abstieg in die Zweitklassigkeit ein weiteres Stück nähergekommen.
Der KEC darf dagegen vorerst durchatmen. „Das war ein Sechs-Punkte-Spiel, um den Abstand nach unten auszubauen“, meinte Kapitän Moritz Müller, der im gesamten Kölner Auftreten Fortschritte erkennt: „Insgesamt spielen wir als Mannschaft besser hinten raus und stehen defensiv kompakter.“ Das verbesserte Abwehrverhalten ist eng verknüpft mit Jonas Holös (34). Der lange am Knie verletzte Sommer-Zugang stand gleich in seinen ersten beiden Einsätzen für den KEC insgesamt 44:13 Minuten auf dem Eis.
„Jonas ist mit seiner Präsenz und Qualität ein totaler Unterschiedsspieler. Wir sind mit ihm bedeutend tiefer besetzt. Dadurch sind wir stabiler“, hob Uwe Krupp den Wert des norwegischen Nationalverteidigers hervor. Nachverpflichtung Carl Neill (25) schaffte es dagegen auch im dritten Spiel nicht mal in das Line-up.
Auf der Zielgeraden der Hauptrunde bewegen sich die Haie nun zwischen leiser Pre-Playoff-Hoffnung und reduzierter Abstiegsgefahr. In welche Richtung es für den KEC wohl gehen wird, weiß Moritz Müller ob des verzerrten Tabellenbildes nicht so recht zu beurteilen. „Wir haben noch sechs Spiele und die Chance, uns in eine gute Position für die Playoff-Runde zu bringen. Wir wollen aber nicht zu weit nach vorne schauen“, sagte der 35-Jährige, dessen Team zunächst am Freitag (19.30 Uhr/Lanxess Arena, Magenta Sport) gegen die Straubing Tigers weiter nachlegen will.
Das könnte Sie auch interessieren:
Während der KEC sein Pensum unverändert durchzieht, kommen die Niederbayern ausgeruht an den Rhein. Ihre jüngsten beiden Spiele wurden wegen Teamquarantänen der Nürnberg Ice Tigers und Bietigheim Steelers verlegt. Uwe Krupp konnte sich in zurückgewonnener Angriffslust einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Am Freitag planen wir, dass wir spielen.“