Ingolstadt – Jon Matsumoto konnte sein Glück kaum fassen. Der 35-Jährige hüpfte wie ein kleiner Junge auf dem Eis herum und jubelte, was das Zeug hielt. Dem Mittelstürmer war am Donnerstag im zweiten Spiel der „best-of-three“-Playoff-Serie beim ERC Ingolstadt wenig gelungen, doch im entscheidenden Moment tat er das Richtige.
Und er schoss sein Team in der zehnten Minute der ersten Verlängerung zum 3:2 (0:2, 2:0, 0:0, 1:0)-Sieg. Nach dem 4:3-Heimerfolg am Dienstag stehen die Kölner Haie damit im Viertelfinale um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft. Dort wartet in einer „best-of-five“-Serie Titelverteidiger Eisbären Berlin. Das erste Duell steigt schon am Sonntag (14 Uhr/MagentaSport) in der Hauptstadt.
Siegtor für die Kölner Haie: „Das Tor war so nicht gewollt und sehr glücklich“
„Ich wollte zu Landon Ferraro passen. Das Tor war so nicht gewollt und sehr glücklich“, beschrieb Matsumoto die entscheidende Szene. Die Haie befanden sich nach berechtigten Strafen gegen Chris Bourque und Mirko Höfflin schon 13 Sekunden in doppelter Überzahl, als ihr Topscorer den Puck gegen den Schlittschuh von Colton Jobke setzte, von wo aus das Spielgerät ERC-Keeper Daniel Taylor zum 3:2 durch die Schoner rutschte.
Ausgerechnet also der Haie-Topscorer, der in der kurzen Serie gegen die favorisierten Schanzer unter seinen Möglichkeiten geblieben war und am Donnerstag auch noch das erste Gegentor durch Höfflin verschuldete (8.). Anschließend hämmerte er seinen Schläger mit einer solchen Wucht gegen die Plexiglasscheibe hinter der Kölner Bank, dass jeder der 3663 Zuschauer in der Saturn-Arena der Schreck in die Glieder fuhr. „Ich war frustriert, weil ich nicht gut gespielt habe. Ich kann das viel besser“, erklärte der erfahrene Center seinen Ausbruch.
Den nötigen Dusel hatte er trotzdem auf seiner Seite. „Glück gehört dazu und wir haben es uns erarbeitet. Bei Fünf gegen Drei darf man auch ruhig einmal ein Tor machen“, erklärte Uwe Krupp augenzwinkernd. Kurz zuvor hatte der Haie-Chefcoach den Erfolg mit einem breiten Grinsen quittiert. Wohlwissend, dass der Sieg zwei bei einer Schussbilanz von 56:27 zugunsten der Ingolstädter schmeichelhaft war. „Es war ein aufregendes Spiel und ich bin stolz auf die Mannschaft. Für uns war in den vergangenen Wochen jedes Spiel ein Spiel sieben. Ich bin sehr glücklich, dass die Reise weitergeht“, fasste der 56-Jährige zusammen.
Haie geraten im ersten Drittel in Rückstand
Sein Team war im ersten Drittel gegen entfesselte Gastgeber mit 0:2 in Rückstand geraten und damit noch gut bedient. „Sie standen mit dem Rücken zur Wand und es war klar, dass wir ein anderes Ingolstadt erleben werden, als in Spiel eins. Wir haben uns aber nicht aus dem Konzept bringen lassen, sind ruhig und selbstbewusst geblieben“, lobte Krupp.
Es spielte den Haien in die Karten, dass sie zu Beginn des zweiten Drittels innerhalb von nur 36 Sekunden durch einen Powerplaytreffer von Andreas Thuresson (21.) und das erste DEL-Tor von Jonas Holos (22.) schnell zum 2:2 ausglichen.
DEL-Playoffs
Pre-Playoffs („Best of 3“)
Kölner Haie -
ERC Ingolstadt 2:0
Spiel 1: 4:3
Spiel 2: 3:2 n.V.
Nürnberg Ice Tigers -
Düsseldorfer EG 1:1
Spiel 1: 2:3
Spiel 2: 6:5 n.V.
Spiel 3: -:-
Viertelfinale („Best of 5“)
Berlin - Köln
München - D’dorf/Nürnberg
Straubing - Mannheim
Wolfsburg - Bremerhaven
Termine: 10./12./14. April
Dass es nach 60 Minuten immer noch Remis stand und der frustrierte Matsumoto sein Glück finden konnte, war Justin Pogge zu verdanken. Der oft gescholtene Torwart zeigte seine beste Leistung in zwei Jahren bei den Haien und wehrte nervenstark 54 Schüsse ab. „Ich freue mich, dass er seine Form gefunden hat und so ein Rückhalt für uns sein konnte“, sagte Krupp. Pogge wusste den Ingolstädtern nicht nur mit seinen Reflexen und seinem Stellungsspiel den Zahn zu ziehen. Unmittelbar nach Brandon DeSouzas 2:0 (11.) erzwang Pogge eine längere Auszeit, weil sich angeblich eines seiner Schlittschuhbänder gelöst hatte.
Kölner Haie müssen im Viertelfinale gegen Favorit Berlin antreten
Der Goalie reparierte seine Ausrüstung in aller Seelenruhe auf dem Eis, unterbrach so den Schwung der Panther und ging ihnen gehörig auf die Nerven. Ein cleverer Schachzug, über den Pogge hinterher nur Witze machte, bevor er das Spiel analysierte. „Es war verrückt. Ingolstadt hat alles gegeben, aber wir sind zurückgekommen und extrem glücklich über den Sieg in der Overtime.“ So bestätigte sich eines der ungeschriebenen Eishockey-Gesetze, das Jon Matsumoto in Worte fasste: „Eine Mannschaft braucht in den Playoffs einen guten Torwart.“
Der Sieg in der ersten Playoff-Runde führt die Haie im Viertelfinale nun gegen Topfavorit Berlin. In der Hauptrunde gab es vier Niederlagen gegen das Ex-Team von Uwe Krupp und Justin Pogge, zuletzt eine 1:7-Heimpleite. Die Kölner blieben am Donnerstag in Bayern und reisen am Samstag mit dem Bus von Ingolstadt in die Hauptstadt.
Das bislang einzige feststehende Heimspiel der Haie findet am Dienstag, 12. April, 19.30 Uhr, in der LanxessArena statt. Der Kartenvorverkauf hat begonnen. Spiel drei steigt am Gründonnerstag (19.30 Uhr) wieder in Berlin.