Nachruf auf Sergej Berezin„Der begabteste Spieler, den ich jemals kennengelernt habe“

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Als Torjäger der Kölner Haie war Sergej Berezin kaum zu stoppen.

Die Eishockey-Welt trägt Trauer: Der frühere Haie-Meisterstürmer und NHL-Torjäger Sergej Berezin ist im Alter von nur 52 Jahren gestorben.

Profisportler unterschreiben ihre Verträge normalerweise in zweckmäßig eingerichteten Büroräumen, manchmal lächeln sie dabei mit dem Stift in der Hand in eine Kamera. Eine der wichtigsten Unterschriften in der Geschichte der Kölner Haie wurde jedoch weder in der Geschäftsstelle geleistet, noch existiert davon ein Fotodokument: Im Frühjahr 1994, während der Eishockey-WM in Italien, unterzeichnete ein 22 Jahre alter Russe nachts auf einem Parkplatz in der Nähe eines Bozner Hotels ein Arbeitspapier, das ihm der neue Haie-Manager Miro Sikora und Trainer Wladimir Wassiljew vorgelegt hatten.

Sein Name: Sergej Jewgenjewitsch Berezin, gebürtig aus Woskressensk in der Nähe von Moskau. Seine Verpflichtung sollte sich für Köln und die frisch gegründete Deutsche Eishockey Liga (DEL) als Glücksgriff erweisen: „Berezin gilt bis heute als einer der talentiertesten und besten Spieler, die jemals das Haie-Trikot getragen haben“, würdigte ihn der KEC am Donnerstag. Der Anlass ist allerdings ein trauriger: 30 Jahre nach seinem Wechsel in die Domstadt ist Berezin am Mittwoch überraschend im Alter von 52 Jahren an seinem Wohnort Boca Raton in Florida gestorben. Das gab zuerst die Vereinigung der ehemaligen NHL-Spieler bekannt. Über die Todesursache wurde zunächst nichts öffentlich.

Auch als Mensch war er sehr bescheiden und nicht überheblich. Alle Spieler mochten ihn.
Bernd Haake, früherer Co-Trainer von Sergej Berezin bei den Kölner Haien

Berezin war als eine der heißesten Aktien des russischen Eishockeys zu den Haien gekommen. Der pfeilschnelle Flügelstürmer hatte schon in der heimischen Liga geglänzt, ebenso für die „Sbornaja“ bei den Olympischen Spielen in Lillehammer und bei der Weltmeisterschaft. Doch als Kölner pulverisierte Berezin alle Rekorde: In seinen beiden DEL-Jahren wurde der spektakuläre Torjäger zum Star, sammelte in 120 Spielen inklusive Play-offs sagenhafte 117 Treffer sowie 184 Scorerpunkte und wurde zweimal „Spieler des Jahres“. Von allen Cracks, die mindestens 100-mal in der DEL aufliefen, ist Berezins Punkteschnitt von 1,53 pro Partie der beste.

„Er war der begabteste Spieler, den ich jemals kennengelernt habe“, sagt Bernd Haake, damals Co-Trainer der Haie und bis zuletzt mit Berezin in Kontakt. „Auch als Mensch war er sehr bescheiden und nicht überheblich. Alle Spieler mochten ihn. Die Reihe mit Thomas Brandl und Leo Stefan war überragend zu der Zeit.“ Als Krönung feierte Publikumsliebling Berezin mit den Haien 1995 die deutsche Meisterschaft. „Es war eine Ehre, mit einem so guten Spieler zusammen auf dem Eis zu stehen“, meint der ehemalige KEC-Verteidiger Andreas Pokorny.

Berezin erzielte 316 Punkte in 554 Einsätzen in der Eliteliga NHL

Kein Wunder, dass Berezins irre Statistiken auch bis in die beste Liga der Welt durchdrangen. 1996 wechselte er in die NHL, wo ihm in sieben Spielzeiten und 554 Partien 173 Tore und 316 Punkte gelangen. „Wir sind unglaublich traurig über den plötzlichen Tod Sergej Berezins“, schreibt dessen erster Club Toronto Maple Leafs auf X. In der Heimat bei ZSKA Moskau beendete Berezin 2004 seine Karriere.

Mit der Nationalmannschaft nahm er an vier Weltmeisterschaften und einmal an Olympischen Spielen teil. Im nächsten Jahr wollen die Kölner das 30. Jubiläum des ersten Meistertitels in der DEL gebührend feiern. „Sergej wollte unbedingt kommen“, berichtet Haake, der Berezin damals die Rückennummer 94 vorschlug: „Sein Trikot wird diese Saison hoffentlich unter das Dach der Arena kommen.“

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