- Mit 17 Toren und 20 Vorlagen spielte Andreas Thuresson (33) seine bislang beste Saison in der Deutschen Eishockey Liga.
- Trotzdem schafften es die Schwenninger Wild Wings nicht in die Playoffs.
- Nun wechselt der Flügelstürmer zu den Kölner Haien. Alexander Wolf sprach mit ihm.
Köln – Herr Thuresson, die Sommerpause verbringen Sie mit der Familie in Ihrer Wahlheimat Florida. Wie ist die Corona-Lage in Kalifornien?
Wir haben hier eine gute Zeit, wobei ich nach diesem Telefonat gleich ans Workout gehen werde. Was die Pandemie angeht, gibt es hier schon länger Öffnungen. Man trägt zwar seine Maske, wenn man in den Supermarkt oder ins Restaurant geht. Die Schulen und die Kitas haben aber schon länger offen und es geht endlich zurück zur Normalität.
Wieso kehren Sie Schwenningen nach zwei Jahren wieder den Rücken?
Ich hatte gute Gespräche mit Haie-Trainer Uwe Krupp und habe schnell gemerkt, dass er die Art Eishockey verkörpert, die ich gerne spiele. So ähnlich war es auch in Schwenningen bei Niklas Sundblad. Die beiden haben ja in Köln zusammengearbeitet und die gleichen Vorstellungen. Als Niklas nach Schwenningen kam, hatte ich ein gutes Gefühl. Dann kamen die Probleme nach meiner Gehirnerschütterung. Da habe ich in zwei Monaten einiges verpasst. Es war schwer, zurück in Form zu kommen. Jetzt hatte ich aber ein wirklich gutes Jahr. Uwe ist von mir als Spieler überzeugt und ich freue mich auf das neue Abenteuer.
Zur Person
Andreas Thuresson wurde am 18. November 1987 in Kristianstad geboren. Der in seiner südschwedischen Heimat ausgebildete Rechtsschütze gab im Jahr 2006 sein Profidebüt für die Malmö Redhawks. 2007 wurde er vom NHL-Klub Nashville Predators gedraftet, lief in den folgenden fünf Jahren aber ausnahmslos für die Farmteams Milwaukee Admirals und Connecticut Whale in der AHL auf. In der NHL absolvierte Thuresson 25 Spiele. 2012 wechselte er aus Nordamerika zurück in sein Heimatland zu Brynäs IF. Nach zwei Jahren gelangte der Schwede über Stationen in Russland, China und der Schweiz nach Deutschland. Dort war Thuresson von 2019 bis 2021 für die Schwenninger Wild Wings aktiv (66 Spiele/27 Tore, 29 Assists). Zur Saison 2021/22 wechselt er zu den Kölner Haien, bei denen er für ein Jahr unterschrieb. (alw)
In Schwenningen hätten Sie gerne einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Nachdem das nicht geklappt hat, läuft der neue Kontrakt in Köln aber auch nur bis 2022. Wie passt das zusammen?
Während der Saison hatten wir Gespräche mit Schwenningen. Ich wollte gerne einen Zwei-Jahres-Vertrag, der stand nach der Saison aber immer noch im Raum. Also habe ich mich umorientiert. Nach den Gesprächen mit Uwe Krupp habe ich auch meinen Kumpel Gustaf Wesslau gefragt. Als er mir gesagt hat, dass sich die Organisation in Köln gut um mich als Spieler, aber auch um die Familie kümmert, hat es sich richtig angefühlt, einen Ein-Jahres-Vertrag zu unterschreiben und etwas Neues auszuprobieren.
Was ist das Erste, das Ihnen einfällt, wenn Sie an den ehemaligen Haie-Goalie und Ihren Landsmann Gustaf Wesslau denken?
Er ist ein guter, lustiger Typ. Wir haben von 2005 bis 2007 in Malmö zusammengespielt. Als ich dann in die USA gewechselt bin, hat er mich dort besucht. Wir haben den gleichen Humor und immer den Kontakt gehalten.
Viele Menschen in Schweden sind naturverbunden. Ist Ihr Schritt aus Schwenningen im beschaulichen Schwarzwald in die Millionenstadt Köln kein Widerspruch?
Ich habe schon fast überall auf der Welt gespielt. Zum Beispiel in Shanghai. Daher bin ich große Städte gewöhnt. Das sollte sicher kein Problem sein (lacht). Köln habe ich bei einem Vorbereitungsspiel mit Malmö 2015 kennengelernt. Auch wenn wir damals nicht in der Lanxess Arena, sondern nur in der Trainingshalle gespielt haben, fand ich selbst die leere Arena beeindruckend. Ich hoffe, dass wir dort bald vor Zuschauern spielen dürfen. Nach Schwenningen freue ich mich jetzt auf das nächste Abenteuer.
Bei den beiden Siegen in der abgelaufenen Saison gegen die Haie erzielten Sie insgesamt drei Tore. Welche Eindrücke vom KEC-Team sind bei Ihnen hängengeblieben?
Ich erinnere mich gar nicht so genau. Ich weiß, dass es in der Offensive einige richtig gute Jungs gab. Das Powerplay fühlte sich stark an. Im Fünf-gegen-Fünf hatten sie aber Probleme. Ich habe mitbekommen, dass es für sie als großer Klub eine enttäuschende Saison war. Für eine so große Organisation wie Köln gibt es höhere Ziele.
Welchen Teil können Sie beitragen?
Ich gehe in meine 17. Profisaison. Mit meiner Erfahrung möchte ich mich einbringen und jüngeren Spielern helfen. Außerdem bringe ich gerne Spaß ins Team. Als Eishockeyspieler sollten wir glücklich zur Arbeit gehen. Es ist zwar ein sehr fordernder Job, aber trotzdem leichter, als wenn man in einer Fabrik steht und dort den ganzen Tag arbeitet. Sportlich sehe ich mich als Allrounder im Powerplay genauso wie im Penalty-Killing. Eine meiner großen Stärken ist es, dass ich jede Rolle spielen kann.
Was entgegnen Sie Kritikern, die behaupten, dass Ihre guten Jahre vorbei sind?
Nachdem ich in der vergangenen Saison eines meiner besten Jahre überhaupt gespielt habe, kann ich sagen, dass Alter eigentlich nur eine Zahl ist. Wenn ich in Form bin und fit bleibe, kann ich diese Leistung bestätigen. Außer meiner Gehirnerschütterung hatte ich keine großen Verletzungen. Ich bin stolz darauf, in einer so guten Verfassung zu sein. Solange ich das Spiel mitgestalten kann, nehme ich jede Herausforderung gerne an.