Köln – Philipp Walter stand noch nie in Verdacht, Dinge zu überstürzen. Der Geschäftsführer der Kölner Haie ist auch kein Lautsprecher. Aus seiner langjährigen Zeit als Pressesprecher des KEC hat er vielmehr die Erfahrung mitgebracht, Extreme zu vermeiden und Positives und Negatives sachlich gegeneinander abzuwägen. Eine Eigenschaft, die der 45-Jährige als Kommunikationschef des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg sicher vertiefen durfte. Denn jeder weiß, dass die Uhren beim Sportclub langsamer und vor allem ruhiger ticken.
Der aktuellen Krise, in die die Haie zu Beginn der Saison 2019/20 in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit ihrem neuen Trainer Mike Stewart geschlittert sind, begegnet Walter deshalb mit einer klaren Haltung: „Uns allen im Club und der Mannschaft ist bewusst, dass wir uns belohnen werden, wenn wir weiter hart arbeiten.“ Eine Aussage, der die Überzeugung zugrunde liegt, dass alles da ist, was es braucht, um erfolgreicher sein zu können. „Die grundsätzliche Bereitschaft und der Wille sind vorhanden. Das ist wahnsinnig wichtig. Wir werden die Talsohle, in der wir zweifelsohne stecken, Schritt für Schritt verlassen“, sagt Walter.
Drei Siege aus elf Spielen
Stewarts Mannschaft hat den Geschäftsführer am Sonntag beim 3:2 in Krefeld in dieser Meinung bestärkt. „Das Team hat eine gute Reaktion auf das 1:3 am Freitag gegen Augsburg gezeigt und auch den 1:1-Ausgleich mit zwei schnellen Toren perfekt beantwortet“, erklärte Manager Mark Mahon. Die Arbeit des Managers, der sich nach dem Augsburg-Spiel von den Fans vereinzelte „Mahon-raus-Rufe“ anhören musste, steht intern nicht in der Diskussion. „Wir sind von der Qualität und Stärke des Kaders überzeugt und vertrauen auf ihn“, wehrt Philipp Walter jegliche Kritik ab.
Dem Geschäftsführer ist natürlich nicht entgangen, dass die sportliche Situation mit drei Siegen aus den ersten elf Spielen unbefriedigend ist. „Der Fakt, dass wir uns zu selten belohnt haben, saugt Energie. Dann nehmen Spiele einen solchen Verlauf wie gegen Augsburg“, sagt er. Um diesem Frust der Spieler zu begegnen, brauche es „positive Ansprachen und Vermittlung von Mut“.
Der Sieg bei den Pinguinen in Krefeld hat Schlimmeres verhindert und gezeigt, dass das Verhältnis zwischen Trainer und Team und zwischen den Spielern intakt ist. Neben den drei Punkten dürfen die Kölner zudem mitnehmen, dass Kapitän Ben Hanowski und Verteidiger Pascal Zerressen ihre ersten Saisontore erzielten.
Vor allem bei Hanowski könnte sich der Knoten lösen, der sich schon in der vergangenen Saison zu bilden begann. Positiv ist zudem, dass die Haie ihre Führung durch eine bis zum Schluss konzentrierte Defensivleistung ins Ziel brachten. In Bremerhaven hatten die Kölner den sicheren Sieg noch aus den Händen gegeben.
Das Wichtigste am Sieg im „kleinen“ rheinischen Derby aber bleiben die drei Punkte. Denn ein Blick auf das DEL-Ranking zeigt, dass der Abstand des KEC auf Rang zwei vor den Heimspielen gegen Schwenningen (Freitag 19.30 Uhr) und Düsseldorf (Sonntag, 14 Uhr) trotz der vielen Niederlagen nur zehn Punkte beträgt. Und nicht nur Walter hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Dinge im Eishockey ganz schnell in die andere Richtung drehen können.