Stark angefangen, stark nachgelassen: So lässt sich der Saisonstart der Kölner Haie zusammenfassen. Nun nimmt Trainer Uwe Krupp seine Mannschaft in die Pflicht.
Kölner Haie im WechselbadDem Traumstart folgt der Abwärtstrend
Die Euphorie um die Kölner Haie ist etwas verflacht. Schuld daran ist der Abwärtstrend, der sich nach einem rasanten Saisonstart eingestellt hat. Sorgte die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp mit 13 von 15 möglichen Punkten aus den ersten fünf Spielen zu Beginn noch ligaweit für Staunen, langte es in den folgenden vier Partien gerade mal noch zu zwei Zählern. Das erste punktlose Spielwochenende der Saison 2023/24 kostete dem KEC obendrein die Führung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
Nach den 2:5-Niederlagen gegen den neuen Spitzenreiter Eisbären Berlin sowie zuletzt bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven findet sich der achtfache Meister statt auf dem ersten nur noch auf dem siebten Tabellenplatz wieder – und damit erstmals in dieser Spielzeit außerhalb derjenigen Ränge, die am Hauptrunden-Ende zur direkten Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale berechtigen. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um dort zu sein, wo wir sein müssen“, fällt Krupps Zwischenfazit nach vier Niederlagen aus neun Spielen recht holprig aus.
Insbesondere beim Gastspiel in Bremerhaven waren die Haie im Vergleich zu ihrer bestechenden Anfangsform kaum wiederzuerkennen. „Wir haben uns selbst keine Chance gegeben. In den entscheidenden Momenten saßen wir auf der Strafbank“, ärgerte sich Uwe Krupp über fünf Hinausstellungen gegen sein Team, das bis zum 0:3-Rückstand nach nicht mal einer halben Stunde nur hinterhergelaufen war. „Wir waren nie so richtig auf dem Level, auf dem du sein musst, um gegen eine sehr gute Bremerhavener Mannschaft eine Chance zu haben“, kritisierte Krupp.
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Chancenlos blieb der KEC auch gegen die wiedererstarkten Berliner Eisbären, die mit einer 4:0-Führung nach zwei Dritteln früh für klare Verhältnisse gesorgt hatten. Die ebenso unglückliche wie späte Niederlage im Topspiel gegen Adler Mannheim (3:4) eingerechnet, verloren die Haie drei ihrer jüngsten vier Begegnungen, in denen sie lediglich durch einen Arbeitssieg nach Penaltyschießen gegen Abstiegskandidat Augsburger Panther punkten konnten. Der letzte dreifache Punktgewinn liegt fünf Spiele zurück.
Auffällig ist, dass die Kölner Formkurve deutlich nach unten zeigt, seitdem Gregor MacLeod nicht mehr an Bord ist und die Haie in veränderter Reihenformation auflaufen. Der kanadische Mittelstürmer, der im Sommer als einer der Toptransfers von den Nürnberg Ice Tigers an den Rhein gewechselt war, verpasste die jüngsten drei Partien wegen einer von den Haien nicht näher erläuterten „Unterkörperverletzung“. Wann MacLeod aufs Eis zurückkehrt, soll nach Clubangaben „von Tag zu Tag“ entschieden werden. Damit fehlt dem KEC sein bester Vorlagengeber. Mit zwölf Punkten – davon zehn Assists – hatte MacLeod die gegnerischen Abwehrreihen an den ersten sechs Spieltagen durcheinandergewirbelt. In Abwesenheit des 25-jährigen Centers offenbaren die Haie Probleme bei der Überbrückung der Eisfläche. „Wir haben uns schwergetan, durch die neutrale Zone zu kommen“, analysierte Kapitän Moritz Müller.
Torschusseffizienz ist ein Manko
Verbesserungsbedarf weisen die Kölner zudem in Sachen Torschusseffizienz auf. Mit sagenhaften 320 Versuchen gab bislang zwar kein anderes DEL-Team auch nur annähernd so viele Schüsse auf das gegnerische Gehäuse ab, wie die aufgemotzte KEC-Offensive. Die Ausbeute von 10,63 Prozent stellt allerdings nur Mittelmaß dar. Zuletzt stimmte auch das Defensivverhalten nicht mehr. Die Gegentorflut, die auch die beiden Goalies Tobias Ancicka (gegen Berlin) und Mirko Pantkowski (in Bremerhaven) nicht zu verhindern wussten, ließ den Schnitt auf mehr als drei kassierte Treffer pro Partie steigen. Mit Nürnberg, Augsburg, den Iserlohn Roosters und der Düsseldorfer EG erweisen sich nur vier Teams defensiv als noch anfälliger. Sie alle sind der unteren Tabellenregion zuzuordnen.
Vor den nächsten beiden Aufgaben auf fremdem Eis bei den Löwen Frankfurt (Freitag, 19.30 Uhr) und den Straubing Tigers (Sonntag, 16.30 Uhr/beide Magenta Sport) nimmt Uwe Krupp seine Profis in die Pflicht. „Wir haben jetzt eine Woche Zeit zu trainieren. Dann müssen wir besser sein“, forderte der Haie-Coach nach der Niederlage an der Nordseeküste, die das erste von vier aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen darstellte. Das nächste Heimspiel ist erst wieder für den 25. Oktober gegen die Schwenninger Wild Wings terminiert. Ob die Ränge in der Lanxess Arena dann annähernd so prächtig gefüllt sein werden wie bei den ersten sechs Heimauftritten, zu denen durchschnittlich mehr als 17.600 Fans geströmt waren? Die weitere sportliche Entwicklung des vermeintlichen Titelanwärters dürfte den Ausschlag geben.