Meister und Vize-Weltmeister: Stürmer Justin Schütz hofft bei den Kölner Haien auf viel Eiszeit. Über seine Ziele spricht er im Interview.
Neuer Haie-Stürmer Justin Schütz„Ich wollte mal etwas anderes sehen“
Erst Deutscher Meister, dann Vize-Weltmeister. Justin Schütz hat schon viel erreicht. Dass der 22-Jährige nach fast einem Jahrzehnt im Münchner RB-Kosmos als neuer Stürmer der Kölner Haie aber nun erst so richtig durchstarten möchte, besprach er mit Alexander Wolf.
Herr Schütz, es ist keine vier Wochen her, dass Sie mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft das WM-Finale gegen Kanada bestritten haben. Konnten Sie die Erlebnisse schon verarbeiten?
Mittlerweile schon, ja. Auch wenn es immer noch ein bisschen schwer zu realisieren ist, bin ich einfach nur stolz, ein Teil davon gewesen zu sein. Im ersten Moment war da eine kleine Enttäuschung, dass wir nicht gewonnen haben (2:5; Anm. d. Red.), es war aber eine super Zeit, an die ich gerne zurückdenke.
Alles zum Thema Uwe Krupp
- Kölner Haie Jalonens Team spielt seriös und zielführend
- „Was er beweisen muss...“ Ex-Haie-Coach Krupp drückt Leon Draisaitl in NHL-Finale die Daumen
- Nachfolger von Uwe Krupp beim KEC Kölner Haie angeln sich Trainer-Größe Kari Jalonen
- Kölner Haie Kari Jalonen soll neuer Cheftrainer werden
- Planungen beim KEC Kölner Haie haben neuen Sportdirektor und vielleicht einen neuen Trainer
- Trainersuche beim KEC Kölner Haie haben ein klares Profil für ihren neuen Trainer gesetzt
- Kaderplanungen beim KEC Kölner Haie interessieren sich für Nationalspieler
Welche Bilder kommen Ihnen dann zuerst in Ihren Kopf?
Da geht es schon um die Kabine. So eine Stimmung habe ich selten erlebt, wie gut wir uns verstanden haben. Die halbe Mannschaft kam ja erst in der letzten Phase der Vorbereitung in München dazu. Auf Anhieb so ein Mannschaftsgefüge zu entwickeln, wo jedes Training Spaß macht, jeder für jeden kämpft, das war schon etwas Besonderes und wird für immer in Erinnerung bleiben.
Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus?
Eigentlich kann ich das nicht losgelöst von meiner Reihe mit Parker Tuomie und Wojciech Stachowiak betrachten. Wir wussten von Anfang an, welche Rolle jeder einzunehmen hat und haben gut zusammen funktioniert. Ich wollte meinen Speed nutzen, gute Forechecks fahren und offensiv kreieren. Das hat als Reihe gut geklappt und wir konnten zum Beispiel beim 2:1 gegen Österreich Akzente setzen und den Unterschied machen. Insgesamt ging das in jeder Reihe so. Jeder hat seine Rolle akzeptiert und das hat uns am Ende auch erfolgreich gemacht.
Dabei kamen Sie nach der Meisterschaft mit München gerade von einem anderen Highlight. Wie konnten Sie das emotional überhaupt verarbeiten?
Das hat mich tatsächlich sehr gepackt. Weil ich wusste, dass es mein letztes Jahr in München ist und wir es vorher nicht geschafft haben, wollte ich unbedingt gewinnen. Ich habe ja fast zehn Jahre in München viele Leute kennengelernt und mit vielen zusammengespielt. Dass ich mit den Jungs zusammen feiern konnte, war etwas Besonderes und der perfekte, krönende Abschluss. Jetzt habe ich ein neues Team und hoffe, so einen Erfolg nach Köln holen zu können.
Was hat den Ausschlag für den KEC gegeben?
Die Gespräche waren sehr gut. Ein anderer Punkt, der das Ganze sehr vereinfacht hat, war mein Bruder (Robin spielte zwischen 2014 und 2016 für die Jung-Haie), der in Köln lebt. Seit meinem Wechsel nach Salzburg habe ich meine Familie nicht mehr so häufig gesehen. Ich freue mich, dass wir uns jetzt wieder häufiger sehen. Wichtig waren aber vor allem die Gespräche mit Teammanager Mathias Baldys und Coach Uwe Krupp, die mir ein gutes Gefühl gegeben haben.
In München haben Sie gesagt, dass sie nicht mehr der Azubi sein wollen. Welche Rolle trauen Sie sich in Köln zu?
In München bin ich mit 18 in den Profikader gekommen und es fühlte sich nach vier, fünf Jahren immer noch so an, als wäre ich gerade erst gekommen. Ich wollte mal etwas anderes sehen, mal rauskommen aus dem RB-Kosmos. Das tut mir als Mensch auch sehr gut. Natürlich möchte ich den nächsten Schritt machen und eine neue, bessere Rolle einnehmen. Wie die aussieht, will ich so speziell gar nicht aussprechen. Ich will einfach konstant Eiszeit kriegen. Das war in München mal mehr, mal weniger. Ich weiß, dass ich dafür hart arbeiten muss und es vor allem an mir liegt, die Chance auch zu nutzen.
Hilfreich dürften auch Gespräche mit ihrem ehemaligen, kölschen Teamkollegen bei RB, Freddy Tiffels, Kapitän Mo Müller und vielleicht auch den ehemaligen Kasseler Weggefährten Mirko Pantkowski, Jan-Luca Sennhenn oder Niklas Lunemann gewesen sein?
Bei Freddy habe ich in München schon nachgefragt und er hat mir sehr dazu geraten und nur Gutes erzählt. Mo ist einfach ein sehr, sehr guter Captain, der auch meinte, dass hier tolle Jungs sind. Ich freue mich schon auf die Kabine und kann dann auch mit Mirko, Senni und Niklas über alte Zeiten quatschen.
Was zeichnet die neue Generation von deutschen Eishockey-Spielern aus?
Wenn ich meinen Jahrgang mit JJ Peterka, Tim Stützle oder Lukas Reichel nehme, haben wir einfach eine sehr, sehr gute Ausbildung genossen und durften früh im Profibereich schnuppern. Ich hoffe, dass dieser Weg in Deutschland weitergegangen wird. Es gibt genug gute, junge Spieler, die Eiszeit und Vertrauen brauchen. Wenn Sie nicht so gefördert werden, bleiben sie auf einem Level hängen und werden von anderen überholt. Uns hat es auch sehr geholfen, dass wir Fehler machen durften. Nur so konnten wir lernen und uns weiterentwickeln.
Nach der Deutschen Meisterschaft und WM-Silber, was spricht dafür, dass es mit den Haien ähnlich erfolgreich weitergeht?
Ich glaube, dass die Kölner Haie einer der größten Vereine in Deutschland sind. Hier gibt es super Trainingsmöglichkeiten und der Kader, den wir jetzt schon zusammenhaben, ist richtig gut. Im Vergleich zu München könnte der Druck von außen etwas höher sein. Bei RB war es medial und fantechnisch kleiner. Die größten Ziele wurden immer intern gesetzt. In Köln warten sie schon sehr lange auf eine Meisterschaft. Da muss aber einfach alles passen. Ich hoffe, dass das in naher Zukunft mal passieren wird und möchte meinen Teil dazu beitragen.
Zur Person
Justin Schütz (22) wurde am 24. Juni 2000 in Kassel geboren. Im Alter von 14 Jahren wechselte der Stürmer in die RB-Hockey-Akademie nach Salszburg und ging dann 2019 nach München. Dort kam Linksschütze Schütz in 203 DEL-Partien auf 68 Scorerpunkte.2018 wurde er an Position 170 von NHl-Club Florida Panthers gedrafted.