Köln – Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat kürzlich beschlossen, die Abstiegsregelung anzupassen. Statt der ursprünglich geplanten zwei Vereine muss am Ende der laufenden Saison nur ein Club den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Damit reagierte die Liga in Absprache mit ihren 15 Teilnehmern auf die Folgen der Corona-Pandemie, die die DEL seit zwei Jahren im Würgegriff hält.
Für die Kölner Haie stellt die reduzierte Anzahl an Absteigern spätestens seit dem vergangenen Wochenende eine ebenso bedeutsame wie gute Nachricht dar. Die punktlose Dienstreise nach Süddeutschland mit der Gegentorflut am Sonntag bei den Nürnberg Ice Tigers (4:7) sowie 48 Stunden zuvor bei den Schwenninger Wild Wings (2:5) hat den KEC aus den Pre-Playoff-Rängen stürzen lassen.
KEC muss um Zugehörigkeit zur DEL bangen
Der harte Aufprall erfolgte auf dem drittletzten Tabellenplatz. Der Abstiegskampf ist damit zur Realität geworden beim einst so stolzen achtfachen deutschen Meister. Der frühere Playoff-Dauergast droht inzwischen nicht mehr nur zum dritten Mal in Folge die Qualifikation für die Endrunde zu verpassen. Er muss neuerdings auch ernsthaft um die Zugehörigkeit zur DEL bangen. Ein surreal anmutendes Szenario für einen Verein mit solch ruhmreicher Vergangenheit.
Doch nach einer unfassbaren Pleitenserie von zuletzt 16 Niederlagen in 18 Spielen ist der Abgrund bedrohlich nahe gerückt. Geht auch der Kellergipfel am Dienstag (19.30 Uhr/Lanxess Arena, live auf Magenta Sport) gegen den direkten Verfolger Iserlohn Roosters verloren, würde die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp noch weiter durchgereicht werden. Schlechter stünde dann nur noch Krefeld da. Die Pinguine haben zwar 13 Punkte weniger auf dem Konto, liegen aber auch sechs Spiele im Hintertreffen. Das verzerrte Bild der Tabelle ist daher trügerisch. Der Keller liegt enger beisammen, als es ein flüchtiger Blick auf das Tableau vermuten lässt.
Es ist kein Ausweg für die Kölner Haie in Sicht
Was die Krise für den KEC besonders gefährlich macht, ist die Tatsache, dass sich kein Ausweg aus dem seit Mitte Dezember anhaltenden freien Fall abzeichnet. In Nürnberg präsentierte sich die Mannschaft in einem unterirdisch geführten ersten Drittel wie ein Absteiger. Die Kölner lagen in der richtungsweisenden Partie nach gerade mal 15 Minuten bereits mit 1:4 zurück – wehrlos, kampflos und teilnahmslos, gepaart mit katastrophalen Defensivfehlern.
Die Abwehr befindet sich angesichts von 19 Gegentoren in drei Spielen in derart schlimmer Verfassung, dass die Haie trotz vier erzielter Treffer auch in Franken weit weg waren von einem Sieg. Für dringend benötigten Halt soll nun ein neuer Defensivmann sorgen, dessen Verpflichtung nach Rundschau-Informationen bevorsteht.
Uwe Krupp redet sich bei Pressekonferenz in Rage
Die verbesserte Körpersprache, die seine Mannschaft ab dem zweiten Drittel zumindest phasenweise gezeigt hatte, konnte Uwe Krupp nicht mehr besänftigen. Der Haie-Coach redete sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Rage. „Bei uns ist die Schonfrist abgelaufen. In unserer Kabine müssen sich die Spieler in den Spiegel schauen“, fauchte der 56-Jährige und fuhr fuchsteufelswild fort: „Ich arbeite jetzt seit 2004 als Trainer, und ich muss lange überlegen, um die Leistung, die wir in den letzten Wochen gezeigt haben, zu beschreiben. In der Regel stelle ich mich vor die Mannschaft. Aber nach der heutigen Leistung geht das nicht. Da ist die Glaubwürdigkeit weg“, schimpfte Krupp, der sein Team in nie dagewesener Form öffentlich an den Pranger stellte: „Die Art und Weise, wie wir uns heute präsentiert haben, war unter aller Sau.
Bei uns wird sich einiges ändern im Ton, in der Art und Weise, wie mit den Spielern umgegangen wird. Und dann sehen wir, ob das besser funktioniert. Weil in dem Moment, in dem sich bei uns in der Kabine der Ton ändert, zeigen die Spieler, dass sie Eishockey spielen können. Und das werden sie jetzt zeigen müssen“, wütete Krupp, ehe er seine Brandrede mit einem entschuldigenden Blick zu seinem Nürnberger Trainerkollegen Manuel Kofler schloss: „Sorry, Kofi, für das ganze Drama hier. Aber ich bin stocksauer und habe die Schnauze voll, immer wieder Ausreden zu finden und immer wieder die einzelnen Spieler in Schutz zu nehmen.“ Zuspruch erhielt Krupp von Geschäftsführer Philipp Walter, der am Montag bestätigte:„Unser Umgang mit den Spielern wird sich ab heute grundlegend ändern.“
Lucas Dumont und Marcel Barinka wollen wohl gehen
Der Absturz nach verheißungsvollem Saisonstart wirft ungeachtet dessen Fragen auf. Zum Beispiel, welche Rolle die Planungen für die kommende Spielzeit spielen. Dem Vernehmen nach werden Lucas Dumont (24) und Marcel Barinka (20) die Haie verlassen.
Die beiden Stürmer haben Begehrlichkeiten geweckt. Zum einen durch ihre im ersten Saisondrittel starken Leistungen. Zum anderen durch die Tatsache, dass sie junge Spieler mit einem deutschen Pass sind. Sebastian Uvira (29) hat nach acht Jahren offenbar ebenfalls keine Zukunft in Köln. Der bullige Stürmer, der in Nürnberg seine Saisontreffer acht und neun erzielte, besitzt zwar noch einen alten, gut dotierten Vertrag, der bis 2023 läuft. Aufwand und Leistung stehen für die Haie-Chefs bei Uvira aber möglicherweise nicht mehr im Einklang miteinander.
Als Neuzugang haben sich die Kölner wohl Louis-Marc Aubry geangelt. Uwe Krupp kennt den 30-jährigen Center noch aus gemeinsamen Zeiten bei den Eisbären Berlin und konnte ihn offenbar von einem Wechsel aus Ingolstadt zu den Haien überzeugen. Voraussetzung: Der KEC bleibt erstklassig.