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Historische 1:7-PleiteKölner Haie arbeiten das Debakel in Düsseldorf mit „klarer Analyse“ auf

Lesezeit 4 Minuten
Schockiert hinter der Bande: Haie-Cheftrainer Uwe Krupp bei der bislang höchsten Derby-Niederlage gegen die DEG.

Schockiert hinter der Bande: Haie-Cheftrainer Uwe Krupp bei der bislang höchsten Derby-Niederlage gegen die DEG.

Cheftrainer Uwe Krupp, seit 2022 in zweiter Amtszeit beim KEC tätig, genießt auch weiterhin das Vertrauen des achtfachen Meisters.

Das Tableau der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bietet derzeit ein ungewohntes Bild. Nachdem fast die Hälfte der Hauptrunde absolviert ist, finden sich mit Meister EHC Red Bull München, Vorjahres-Halbfinalist Adler Mannheim und den als Geheimfavorit gehandelten Kölner Haien drei arrivierte Kräfte lediglich im Mittelmaß wieder. In der Kurpfalz wurde auf den enttäuschenden Saisonstart unlängst in Form eines personellen Kahlschlags reagiert. Mit Cheftrainer Johan Lundskog, seinem Assistenten Jeff Hill sowie Sportdirektor Jan-Axel Alavaara wurde die komplette sportliche Leitung der Adler von ihren Aufgaben entbunden.

Dagegen versucht man beim KEC, auch durch personelle Kontinuität hinter der Bande dem eigenen Anspruch wieder gerecht zu werden – trotz des historischen 1:7-Debakels am Sonntag im 240. rheinischen Derby bei der Düsseldorfer EG. „Für uns stellt sich diese Diskussion nicht“, erklärte Geschäftsführer Philipp Walter am Tag nach der höchsten Niederlage gegen den Erzrivalen seit Gründung der DEL. Bedeutet: Cheftrainer Uwe Krupp, seit 2022 in zweiter Amtszeit beim KEC tätig, genießt weiterhin das Vertrauen des achtfachen Meisters.

Gelingen soll die Rückkehr in die Top Sechs, mit der am Ende der Hauptrunde der direkte Einzug in das Playoff-Viertelfinale einhergehen würde, über eine tiefgreifende Analyse der sportlichen Situation. „Wir sind auf allen Ebenen sehr intensiv im Austausch“, berichtet Philipp Walter, der die desolate Vorstellung bei der abstiegsbedrohten DEG als „Niederschlag“ empfand. „Wir sind zum Ende der Partie auseinandergefallen“, kritisierte der Geschäftsführer die Haltung der Kölner Mannschaft.

Diskutiert wird an der Gummersbacher Straße bereits seit mehreren Tagen. Auslöser war die 2:3-Heimniederlage gegen die Straubing Tigers, der eine über weite Strecken schwache Vorstellung vorausging. Anstatt die Chance zu ergreifen, nach zuvor vier Siegen hintereinander noch näher an die Spitzenplätze heranzurücken, fielen die Haie wieder zurück. „Wir hatten die Top Vier in dieser Saison schon öfter vor Augen, waren aber nicht in der Lage, den nächsten Schritt zu gehen“, resümiert Walter.

Bedenklich stimmt die Tatsache, dass sich die inakzeptablen Auftritte des KEC zuletzt häuften. Erst in der vergangenen Woche leistete sich Uwe Krupps Team ein 1:5 gegen den Playoff-Konkurrenten Grizzlys Wolfsburg. Es war bereits die siebte Niederlage im zwölften Heimspiel – obwohl die Unterstützung in der Lanxess Arena mit durchschnittlich mehr als 17.000 Anhängern in dieser Spielzeit europaweit ihresgleichen sucht. Zwar gelang am Freitag mit dem 5:2 bei den Iserlohn Roosters eine Reaktion, in Düsseldorf folgte nun allerdings mehr als nur ein herber Rückschlag.

„Wir sehen dieses Spiel nicht isoliert“, erläutert Philipp Walter. Vielmehr hat der Haie-Geschäftsführer eine „Tendenz“ ausgemacht, „der wir entgegenwirken wollen“. Dabei seien „alle im Club gefordert“. Wichtig sei es, „in der Analyse klar zu bleiben. Wir sind sehr viel im Austausch zu unseren Leistungen und der Frage, wie wir Konstanz reinbekommen. Das ist der Schlüssel. Es geht um eine klare Analyse und Kommunikation.“

Der von Fans kritisierte Cheftrainer Uwe Krupp bezeichnete die Derby-Schmach als „bitteres Ergebnis“ und stellte gefrustet fest: „Es war ein Tag, an dem wir aus vielen Gründen nicht da waren, wo wir sein wollten.“ Die durch den Ausfall von gleich fünf Stürmern – neben Andreas Thuresson, Tim Wohlgemuth, Jason Bast und David McIntyre stand kurzfristig auch Frederik Storm nicht zur Verfügung – arg dezimierten Haie hatten nach dem Düsseldorfer Doppelschlag zum 2:0 Mitte des zweiten Abschnitts Auflösungserscheinungen offenbart. „Wir waren dann ein bisschen in Zugzwang bei der Art und Weise unseres Spiels“, versuchte Krupp zu erklären, warum fortan nichts mehr zusammenpasste.

Zutage traten einmal mehr eklatante Defensivschwächen. Mit 78 Gegentoren in 24 Spielen stellen die Kölner die drittschwächste Abwehr der DEL. Was auch eine Folge dessen ist, dass sie nur 48 Prozent ihrer Zweikämpfe gewinnen – gerade mal zwei Teams entscheiden noch weniger direkte Duelle auf dem Eis für sich. Zudem kassierte der KEC in Düsseldorf die Unterzahl-Gegentore Nummer 24 und 25 – so viele wie keine andere Mannschaft. Es gibt also reichlich zu tun und zu besprechen vor dem nächsten Spiel, das am Donnerstag (19.30 Uhr) daheim gegen den ERC Ingolstadt ansteht.