Gegen die Iserlohn Roosters, den Tabellenletzten der Deutschen Eishockey Liga, hatte sein Team eigentlich alle Trümpfe in der Hand.
Formschwankungen werden bestraftComeback-Punkt kann nicht über Schwächen der Haie hinwegtäuschen
Ob die Zahl der Eishockeyspiele, die Uwe Krupp aktiv miterlebt, gecoacht oder analysiert hat, sich noch im vier- oder schon im fünfstelligen Bereich bewegt, wird der zweifache Stanley-Cup-Gewinner selbst nicht genau sagen können. Jedenfalls erlebte der 58-jährige Trainer der Kölner Haie zum Start ins neue Spieljahr am Dienstag „wieder eines dieser Spiele“: Gegen die Iserlohn Roosters, den Tabellenletzten der Deutschen Eishockey Liga (DEL), hatte sein Team eigentlich alle Trümpfe in der Hand.
Nicht nur die ersten beiden Begegnungen, die im Sauerland mit 5:2 und 6:3 klar für Köln gelaufen waren, sondern auch der eigene Anspruch am 34. Spieltag mit einem Sieg – zumindest vorübergehend – an den Straubing Tigers vorbei auf Platz drei zu springen, sprach für die Haie. „Was wir gesehen haben ist, dass du dir gegen keinen Gegner erlauben kannst, sechs, sieben oder zehn Minuten nicht so konzentriert zu sein“, sagte Krupp zur 3:4-Heimniederlage nach Penaltyschießen, am Abend des 2. Januar. Dass seine Mannschaft drei Tage nach dem 0:1 in Mannheim auch den Jahresauftakt 2024 gegen die Abstiegskämpfer vom Seilersee verlieren musste, hatte mit zu vielen Unkonzentriertheiten zu tun. Defensiv wie offensiv.
Den Haien fehlte der Killerinstinkt
„Wenn es dann das Spiel ist, wo die Tore für den Gegner fallen, dann läufst du hinter dem Ergebnis her. Auch der gegnerische Torwart war dann ein Faktor“, ärgerte sich der Chefcoach über 85 Schüsse und nur drei Treffer, sowie acht ertraglose Überzahl-Minuten. „Unser Powerplay hat uns schon einige Male geholfen“, hielt er die drittbeste Quote der Liga (26 Tore aus 123 Situationen) zwar im Hinterkopf, erklärte aber dazu: „Da sind deine talentiertesten und kreativsten Spieler auf dem Eis, und bei denen gibt es auch die größten Formschwankungen.“
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Gegen das zweitschwächste Unterzahlspiel aus Iserlohn (29 Gegentreffer in 106 Situationen) fehlte den Hausherren in der Lanxess-Arena der Killerinstinkt, aber auch etwas Scheibenglück. Hätten sie die frühe Führung durch Justin Schütz, etwa mit einem zweiten oder dritten Treffer ausgebaut, wäre der gegnerische Weg zurück ins Spiel länger gewesen. So schwangen sich die gnadenlos effektiven Iserlohner aber zur Wende auf: Aus dem 1:2 am Ende des ersten Drittels und dem 1:3 im Mittelabschnitt, hätte sogar noch ein deutlicherer KEC-Rückstand werden können. „Von daher freue ich mich über den Punkt, weil er nach einem Comeback kam“, lobte Krupp den Kampfgeist und die Moral seiner Truppe.
In Verlängerung in Unterzahl
Durch Doppelpacker Schütz und Andreas Thuresson waren die Haie im traditionell starken Schlussdrittel zum Ausgleich gekommen. Die Verlängerung war nach Thuressons Stockschlag und der damit einhergehenden Strafe aber negativ geprägt. David McIntyre, Moritz Müller und Brady Austin hatten insgesamt über drei Minuten in Unterzahl auf dem Eis verbracht, wurden am Ende aber „nur“ mit einem Punkt belohnt. Dass der 20-jährige Hakon Hänelt als einziger Kölner seinen Penalty gegen Andreas Jenike verwandelte, war aller Ehren wert. Roosters-Stürmer Taro Jentzsch überwand Tobias Ancicka aber zwei Mal, sodass der Extrapunkt an Iserlohn ging.
Statt des Sprungs auf Platz drei stand der Rückfall auf Rang fünf. Weil der EHC RB München zeitgleich gegen Mannheim 6:1 gewann und den vierten Platz übernahm. Genau auf diesen Gegner treffen die Haie am Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) in Deutz. Mit von der Partie wird dann auch Patrick Sieloff sein. Der Verteidiger, der bereits vor zwei Jahren das KEC-Trikot trug (zehn Scorerpunkte in 42 Spielen), wurde nachverpflichtet, weil Nick Bailen und Maximilian Glötzl länger verletzt sind.
„Pat ist ein Spieler, der sich immer in guter körperlicher Verfassung hält“, sagte der Haie-Coach über den zuletzt vereinslosen 29-Jährigen. Nach einem Jahr bei AHL-Klub San Jose Barracudas hatte der Amerikaner laut Krupp „mehrere Optionen“, entschied sich aber für die Rückkehr. „In der Mitte der Saison ist sicherlich ein gewisser Gewöhnungsgrad dabei“, gab der Trainer zu bedenken. Da sich der zweikampfstarke Linksschütze aber im Herbst und Winter in seiner Heimat fit gehalten hat, rechnet der Kölner mit „einem stabilen Verteidiger, der uns in den letzten Spielen und in den Playoffs unterstützen kann“.