Die Kölner Haie sind im dritten Finalspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bei den Eisbären Berlin böse unter die Räder gekommen.
DEL Playoff-FinaleKölner Haie leisten sich ein zweites 0:7-Debakel

Kam nach 29 Minuten ins Tor: Haie-Backup Tobias Ancicka (l) und Kapitän Moritz Müller verteidigen das Tor gegen Berlins Lean Bergmann (M).
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Die Kölner Haie haben in dieser Saison Übung darin entwickeln müssen, sich zu schütteln und eine Reaktion zu zeigen. Eine Fähigkeit, die das Team von Chefcoach Kari Jalonen im Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft nach drei Spielen dringend benötigt. Titelverteidiger Eisbären Berlin schlug nach dem 1:2 am Samstag in Köln vor 14.200 Zuschauern in der ausverkauften Uber-Arena am Ostbahnhof erbarmungslos zurück und ließ es beim 7:0 (2:0, 3:0, 2:0) ordentlich in der KEC-Kiste rappeln.
„Wir sind immer einen Schritt zu spät gewesen und nicht in die Zweikämpfe gekommen. Wir müssen das Spiel schnell abhaken und wie nach dem 0:7 in Ingolstadt eine Reaktion zeigen. Es ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte“, bewertete Stürmer Maxi Kammerer die zweite Playoff-Klatsche dieser Saison.
Es ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte.
Jalonen wechselte im Vergleich zum dramatischen Heimsieg nach Verlängerung durch Treffer von Parker Tuomie und Gregor MacLeod nur auf der Position des 13. Stürmers, die der lange verletzte Ex-Berliner Hakon Hänelt anstelle von Kevin Niedenz einnahm.
Die Eisbären mussten wie befürchtet auf ihren Kapitän verzichten. Kai Wissmann hatte in Köln nach nur 25 Sekunden einen Schuss seines Spielführer-Kollegen Moritz Müller an die linke Hand bekommen und fällt „bis auf Weiteres“ aus. Meister-Coach Serge Aubin tauschte innerhalb seiner Sturmreihen und riss überraschend seine Top-Formation mit Freddy Tiffels, Ty Ronning und Leo Pföderl auseinander. Er packte Ronning anstelle von Yannick Veilleux zunächst zu Liam Kirk und Gabriel Fontaine.
Aubins Griff in die Trickkiste blieb zunächst wirkungslos. MacLeod, in Spiel zwei umjubelter 2:1-Siegtorschütze, hatte sogar die erste Chance (6.). Das Powerplay der Berliner funktionierte dafür sofort: Als Juhani Tyrväinen in die Kühlbox musste, vollendete Leo Pföderl wie am Samstag die Vorarbeit von Jonas Müller und Ty Ronning zum ersten Eisbären-Tor (7.). Auch, weil Liam Kirk völlig unbedrängt KEC-Goalie Julius Hudacek die Sicht nehmen durfte.

Nicht zu bremsen: Stürmer Yannick Veilleux und die Eisbären zeigten sich in Spiel drei gnadenlos.
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Der Treffer wirkte nach, was zu sehen war, als der KEC direkt nach dem 0:1 selbst ein Powerplay hatte, sich dabei aber nur selbst im Weg stand. Nach einem ungenauen Pass an die Blaue Linie konterten die Gastgeber und Pföderl schnürte auf Vorlage von Tiffels noch in Unterzahl seinen Doppelpack (10.).
Kein Wunder, dass Haie-Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki nach 20 Minuten von „Problemen mit den Special Teams“ sprach. Zumal Lean Bergmann im nächsten Powerplay der Kölner beinahe der nächste Shorthander gelungen wäre (12.). Das Jalonen-Team lag verdient zurück, konnte aber ein bisschen Momentum in die erste Pause mitnehmen, weil es eine Strafe gegen Maximilian Glötzl killte und durch Justin Schütz fast zum 1:2 kam (19.).
Ty Ronning setzt seine Serie fort und zerstört die letzten Haie-Hoffnungen
Die Hoffnung der gut 800 mitgereisten Kölner, 600 davon per Sonderzug, währte allerdings nur 1:06 Minuten. Die Haie suchten noch nach Orientierung, weil Ronning zurück in seiner Reihe bei Tiffels und Pföderl war. Der DEL-Playoff-Topscorer durfte unbehelligt durch die Mitte laufen und seinen perfekten, harten Handgelenkschuss anwenden (22.). Der US-Amerikaner verlängerte seine Scoring-Serie damit auf 26 Spiele.
Das 0:3 warf alle Aufholpläne über den Haufen und förderte die Spielfreude der Eisbären. Als Maxi Kammerer wegen einer Monster-Parade von Berlins Goalie Jake Hildebrand das mögliche 1:3 verpasst hatte (28.), kam es knüppeldick für die Kölner. Pföderl traf wieder im Powerplay und überholte mit nun 46 Treffern Patrick Reimer als besten DEL-Playoff-Torschützen aller Zeiten (29.).
Tobias Ancicka löst Julius Hudacek im KEC-Tor ab
Jalonen nahm Hudacek nach dem 0:4 vom Eis. Backup Tobias Ancicka stand gerade einmal 16 Sekunden zwischen den Pfosten, als Veilleux frei vor ihm auftauchte und das 5:0 erzielte (30.). Das läuferische Defizit der Haie in Spiel drei schlug sich nun auch im Ergebnis wieder.
Für den KEC ging es schon nach der Hälfte des Spiels darum, Schlimmeres zu verhindern. Die vierte Sturmreihe mit Tim Wohlgemuth, Marco Münzenberger und Robin van Calster bekam nun mehr Eiszeit. Van Calster wäre sogar fast der Ehrentreffer gelungen, Hildebrand kämpfte aber auch hier leidenschaftlich um sein Spiel ohne Gegentor (37.).
Wir hatten genug Energie. Wir waren bereit und wir sind hier, um die Meisterschaft zu gewinnen.
Die Eisbären blieben gnadenlos und ließen erst etwas nach, nachdem Lean Bergmann eine Strafe gegen Moritz Müller mit dem dritten Berliner Powerplay-Tor zum 6:0 nutzte (42.). Die Kölner schafften es nicht einmal in 1:45 Minuten doppelter Überzahl, Hildebrand zu bezwingen (47.). Dafür fehlte ihnen an diesem Ostermontag einfach die nötige Energie. Hakon Hänelt wäre dann zwar fast noch der Ehrentreffer gelungen, doch Hildebrand hatte wieder das letzte Wort. Dafür kam Berlin durch Jonas Müller noch zum 7:0 und den vierten Treffer in Überzahl (57.)
„Wir hatten genug Energie. Wir waren bereit und wir sind hier, um die Meisterschaft zu gewinnen“, wollte Kari Jalonen nicht von schweren Beinen wissen. Nach dem frühen 0:4 habe sein Team vielmehr eine mentale Reaktion gezeigt – also die Köpfe hängenlassen. Zwei Tage bleiben dem Haie-Coach und seinen Spielern, um aus dem zweiten 0:7 (Halbfinale 1 in Ingolstadt) in den Playoffs 2025 zu lernen und am Mittwoch (19.30 Uhr/Magenta Sport) in Spiel vier zu Hause eine passende Reaktion zu zeigen.
Statistik:
Kölner Haie: Hudacek (29. Ancicka); Sennhenn, Vittasmäki; Müller, Austin; Almquist, Glötzl; Grenier, MacLeod, Schütz; Storm, Tyrväinen, Kammerer; Currie, Aubry, Tuomie; Münzenberger, Wohlgemuth, van Calster; Hänelt. – SR.: Schrader/Frano. – Zuschauer: 14.200 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Pföderl (6:42/J. Müller, Ronning, PP1), 2:0 Pföderl (9:14/Tiffels, Wiederer, SH1), 3:0 Ronning (21:06/Tiffels, Smith), 4:0 Pföderl (28:54/Ronning, J. Müller, PP1), 5:0 Veilleux (29:10/Kirk, Fontaine), 6:0 Bergmann (41:24/Kirk, J. Müller, PP1), 7:0 J. Müller (56:19/Ronning, Byron, PP1). – Strafminuten: Berlin 8; Köln 14.