Der 1. FC Köln schaut nach dem 3:1-Heimsieg gegen Preußen Münster weiter von Spiel zu Spiel. Der Wiederaufstieg zeichnet sich aber ab.
1. FC Köln ist auf AufstiegskursMit Mut und Überzeugung zurück an die Spitze

Mit Kind und Kegel und den verletzten Spielern: Die Mannschaft des 1. FC Köln feiert nach dem Spiel vor der Südtribüne.
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Der erneute Sprung an die Tabellenspitze war nur ein angenehmer Nebeneffekt. Auch die Tatsache, dass der 3:1-Heimsieg am Ostersonntag gegen Preußen Münster wohl der vorentscheidende Schritt zurück in die Fußball-Bundesliga war, konnte beim 1. FC Köln niemanden nachhaltig in Euphorie versetzen.
Das Wichtigste nach den drei Punkten im Aufstiegsrennen der 2. Liga war für alle Beteiligten die Art und Weise, mit der die Geißböcke den Aufsteiger über 90 Minuten dominiert hatten. Nämlich so, wie es sich für einen Club wie den FC vor 50.000 Zuschauern im eigenen Stadion gegen einen limitierten Abstiegskandidaten gehört.
„Es war nicht das Spiel auf des Messers Schneide, wie wir es sonst schon erlebt haben in dieser Saison. Der Sieg war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir waren deutlich aktiver und mutiger“, benannte der nach Magenerkrankung und drei Spielen Pause zurückgekehrte Kapitän Timo Hübers den Unterschied zu den mäßigen und überwiegend ängstlichen Auftritten der Geißböcke als Zweitligist.
Umstellung auf Viererkette tut dem FC gut
Mit Marvin Schwäbe stieß ein anderer Führungsspieler ins gleiche Horn: „Wir sind hoch angelaufen, haben den Gegner gestresst, hatten gute Chancen. Das haben wir durchgezogen. Der Matchplan ist aufgegangen. Wir haben gezeigt, dass wir es wollten.“
Für den Torwart war der sichtbar gewordene Wille also das entscheidende Kriterium. Ein Wille, den sich die Kölner in keinem ihrer Spiele absprechen lassen wollen, der aber allzu oft, von Ängsten und Zweifeln gebändigt, nicht zum Vorschein kommt. Trainer Gerhard Struber hatte sich nach dem enttäuschenden 1:1 in Fürth deshalb dazu entschieden, die Fesseln mithilfe der Umstellung auf Viererkette zu lösen. Ein klares Signal für die FC-Spieler, mehr auf sich als auf den Gegner zu schauen – mehr zu agieren, anstatt zu viel zu reagieren.
Wir waren überzeugt von unseren Qualitäten, von der Art und Weise, wie wir Fußball spielen.
„Wir waren überzeugt von unseren Qualitäten, von der Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Deshalb habe ich keine Angst gesehen, sondern nur Mut und Überzeugung. Das haben wir von der Mannschaft eingefordert und das hat sie sehr gut auf den Platz gebracht“, erklärte Christian Keller. Eine Aussage, die der FC-Sportchef jedes Mal wiederholte, wenn er auf einzelne Spieler angesprochen wurde.
Luca Waldschmidt etwa, der über einen erneut verwandelten Elfmeter zum 2:1 (45.+1) hinaus das Kölner Spiel mit Ball an sich riss und endlich einmal zeigte, welch herausragender Fußballer er in der 2. Liga sein kann: „Luca war ballsicher, dominant und mit seinen Pässen ein Einfädler“, lobte Struber den Zehner. „Dass er mit Ball ein Topfußballer sein kann, ist unstrittig. Bei ihm geht es darum, an sich zu glauben und seine Fähigkeiten einzusetzen“, ergänzte Keller.
Thielmann liefert beste Saisonleistung
Jan Thielmann gab auch ein gutes Beispiel für die Ausführungen des Geschäftsführers Sport ab. Das FC-Eigengewächs lieferte auf der von ihm wenig geschätzten Rechtsverteidiger-Position seine beste Saisonleistung ab, bereitete das 1:0 von Tim Lemperle vor (11.), war ein ständiger Unruheherd für die Preußen und ließ sich defensiv nur einmal überraschen (7.). „Jan kann das spielen. Er muss nur davon überzeugt sein. Das war er im Spiel und auch schon die ganze Trainingswoche über“, sagte Christian Keller.
Gerhard Strubers Umstellung auf Viererkette und die Rückkehr von Eric Martel auf die Sechser-Position löste ein Wohlbefinden in den Reihen der Geißböcke aus, das sich in Passsicherheit, Ruhe am Ball und taktischer Disziplin positiv ausdrückte.
Tim Lemperle und Damion Downs treffen wieder
Neben Thielmann und Waldschmidt profitierten zwangsläufig auch Lemperle und Sturmpartner Damion Downs von der offensiveren Ausrichtung. Das Youngster-Duo lief nach der Umstellung auf Dreierkette und verletzungsbedingten Ausfällen beider Spieler erstmals seit dem 1:5 am zehnten Spieltag in Darmstadt wieder zusammen auf. „Mit den beiden zusammen sind wir unberechenbarer. Sie haben Speed, Dynamik, können Bälle festmachen und sind torgefährlich“, freute sich Struber.
Der FC-Coach hatte bei dieser Aussage sicher das entscheidende 3:1 vor Augen, das Downs nach Vorarbeit von Waldschmidt technisch hochwertig aus einer fließenden Bewegung mit drei Ballkontakten (Brust, rechter Fuß und Abschluss mit links) nach 56 Minuten erzielt hatte. Es war der zehnte Saisontreffer des 20-Jährigen, der damit bester FC-Schütze dieser Saison vor Lemperle (9/erstes Tor seit dem 8. Dezember) bleibt.
Es ist eine schöne Situation, aber keinesfalls mehr.
Wobei Downs seinen Vorsprung in der internen Torschützenliste locker hätte ausbauen können. „Ich hatte ein paar Probleme bei den einfacheren Chancen, das Tor war sicher die schwerste Situation“, sagte der Deutsch-Amerikaner zu seinen drei anderen Hochkarätern (3./58./61.). Der FC-Sieg hätte also durchaus höher ausfallen können, geriet aber auch nicht mehr in Gefahr.
Zum ersten Mal seit dem 3:1 am 16. Spieltag gegen Nürnberg waren den Geißböcken mal wieder mehr als zwei Tore gelungen. „Jeder Spieler wollte den Ball haben. Wir haben die Zwischenräume gut besetzt, uns getraut, die Räume zu bespielen und sind oft gut in die Tiefe gekommen. Die Mannschaft kann gut Fußball spielen“, analysierte Keller.
Struber: „Unsere Überzeugung und unser Mut haben mir gut gefallen“
Der überzeugende Heimsieg gab dem Sportchef allerdings keinen Anlass, von einer Vorentscheidung im Aufstiegskampf zu sprechen. Gerhard Struber verspürte trotz fünf Punkten Vorsprung auf Platz drei auch keine gesteigerte Lust, dieses Fass schon vier Spieltage vor Saisonende aufzumachen: „Es ist eine schöne Situation, aber keinesfalls mehr“, sagte der 48-Jährige.
Er verwies auf die wichtigste Erkenntnis zum Osterfest: „Unsere Überzeugung und unser Mut haben mir gut gefallen. Das war das richtige Gesicht. Die Viererkette hat uns gutgetan. Es ist aber nicht immer nur eine Systemfrage, sondern, mit welcher Haltung wir auf den Platz gehen und mit unseren Prinzipien umgehen.“