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Analyse nach SpielWarum die Kölner Haie vor allem an sich selbst scheitern

Lesezeit 3 Minuten
Spielszene KEC Eisbären

Eine Spielszene aus der Partie des KEC gegen die Eisbären Berlin 

Köln – Nicht einmal das Empty-Net-Tor der Eisbären Berlin zum entscheidenden 3:6 im Klassiker der Deutschen Eishockey Liga (DEL) konnte zweieinhalb Minuten vor Schluss die Kampfmoral der Kölner Haie brechen. „Ich will eine Mannschaft haben, die versucht Spiele zu gewinnen und nicht versucht, Spiele zu verwalten“, stellte Uwe Krupp nach dem 3:7 am Sonntag gegen den Konkurrenten aus der Hauptstadt klar.

Wie ein trotziges Kind, das die erste Heimniederlage gegen den Deutschen Meister nicht akzeptieren wollte, zog der Trainer bei drei Toren Rückstand und weniger als 120 Sekunden auf der Uhr nochmal den Goalie. Ohne Mirko Pantkowski konnte Berlins Giovanni Fiore erneut zwischen die verwaisten Kölner Pfosten treffen und den Endstand herstellen.

„Als Trainer hast du nur so viele Karten, die du ziehen kannst“, begann Krupp seine Entscheidung mit dem mehrfach gezogenen Torwart zu erklären, „schon bei 2:5 geht Berlin bei drei Toren Vorsprung hin und spielt das Spiel sonst so zu Ende“, sprach der Haie-Coach das erste Sechs-gegen-Fünf in der 50. Spielminute an. Da hatte er auch Bestätigung durch Nick Bailens fulminanten Treffer zum 3:5 bekommen (52.). Danach waren sechs Haie dem vierten Treffer näher, als die Eisbären der Entscheidung.

Als diese dann doch gefallen war, mochte der erneute Verzicht auf Pantkowski nach außen hin unsinnig erscheinen. Intern fand er nicht nur bei Entscheidungsträger Krupp, sondern dem gesamten Team großen Anklang. „Ich fand es großartig, dass wir den Torwart im dritten Drittel oft gezogen haben. Auch wenn es am Ende nicht geklappt hat, war das mindestens eine gute Lernsituation für das nächste Mal“, befand etwa Zach Sill.

KEC muss seine Chancen besser verwerten

Der Angreifer war zwar auch im elften Spiel ohne Tor geblieben und konnte seinen bisher zwei Assists keine weitere Vorlage zufügen. Der 34-Jährige sah im gesamten Schlussabschnitt aber ein „gutes Zeichen“. „Wir haben gespürt, dass wir sie schlagen können“, meinte der Linksschütze, der beim 0:3-Sweep im Playoff-Viertelfinale vergangenen April gegen den späteren Champion noch kein Land gesehen hatte. „Dieses Mal war es anders, wir haben nicht aufgegeben und wissen, dass wir in den nächsten Spielen etwas gegen sie ausrichten können.“

Um das Team von Serge Aubin in der Lanxess-Arena schlagen zu können, müssen die Haie am 1. November ihre Chancen aber besser verwerten. Bei 46 Scheiben, die sie am Sonntag auf das Tor von Tobias Ancicka brachten, kamen nur der abgefälschte 1:2-Anschluss von Maxi Kammerer und die beiden Distanztreffer von Nick Bailen zum 2:5 und 3:5 heraus. Die Schusseffizienz von 2,17 Prozent stand im krassen Gegensatz zu der des Meisters (19,05 Prozent).

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Auch bei den Special-Teams könnten Krupp und seine Schützlinge ansetzen: Hatten sie beim 4:1 in Ingolstadt drei Tage zuvor noch alle zehn Unterzahl-Minuten schadlos überstanden, gab es nun zwei empfindliche Gegentreffer zum 0:1 und 1:3. Die Haie erhöhten im Mitteldrittel Druck und Risiko, kassierten aber unglücklich das 1:4. Der Gegentreffer zum 1:5 war symptomatisch für das fehlende Scheibenglück beim KEC. Aus dem Nichts traf Matt White kurz vor Drittelende.

Trotzdem überwog am Ende das Positive: „So eine Saison ist ja immer eine Reise mit Ups und Downs“, meinte der gesperrt zuschauende Kapitän Moritz Müller. Unabhängig vom 3:7 bewertete der Verteidiger den Saisonstart seiner Haie als „ordentlich“. „Gerade in den Heimpartien haben wir gegen gute Gegner starkes Eishockey gespielt und auswärts vielleicht ein paar Punkte liegen gelassen.“ Weil seine Sperre nach einem Cross-Check aus dem Straubing-Spiel mit dem Berlin-Spiel ausgelaufen ist, kann er am Freitag bei den Pinguins Bremerhaven mithelfen, die Bilanz in der Fremde weiter aufzubessern.