Joseph Peppi Heiß hat 560 Eishockey-Spiele für die Kölner Haie bestritten. Nun feiert der beliebte Torwart seinen 60. Geburtstag.
60. GeburtstagPeppi Heiß trägt die Kölner Haie im Herzen
Irgendwann im Spätsommer 2001 genoss Joseph Heiß, den sogar seine Frau Rena nur Peppi nennt, an einem türkischen Strand die Sonne, als sein Handy klingelte. Der Anrufer: Ben Zamek, Sponsor und Funktionär der Düsseldorfer EG. „Er sagte: ,Du musst sofort kommen, Andrei Trefilow hat sich verletzt!'“, erinnert sich Heiß lachend. Doch der damals 38-Jährige befand sich nicht nur im Urlaub – nach 13 Jahren als Torhüter der Kölner Haie war er seit wenigen Wochen auch Eishockey-Rentner. Zamek interessierte das nicht: „Ich schicke dir einen Flieger mit Ticket, du kriegst einen Vertrag bei der DEG!“
Heiß hatte als blutjunger Goalie zwar zwei Jahre lang Pucks für die Düsseldorfer gefangen. Doch sollte er, der danach zum Publikumsliebling und zur Kultfigur der Haie aufgestiegen war, wirklich seinen Rücktritt vom Rücktritt erklären und noch mal im Trikot des Erzrivalen auflaufen? „Ich war hin- und hergerissen, denn ich war leidenschaftlich gerne Eishockey-Profi“, gibt der Garmisch-Partenkirchener zu, der später auch noch Angebote aus Frankfurt, Krefeld und Berlin erhielt. „Aber ich hatte Köln und der Familie mein Wort gegeben. So schön die Zeit als Spieler war, irgendwann muss Schluss sein.“ Also antwortete er Zamek: „Ben, ich mag euch, aber das kann ich nicht machen.“ Und legte auf.
Bereut hat der bodenständige Heiß die Entscheidung nie. „Es ist alles gut gelaufen für mich“, sagt der Mann, der am 13. Juni seinen 60. Geburtstag feiert, beim Treffen in einem Garmisch-Partenkirchener Café. Neun WM-Teilnahmen, drei Olympische Spiele, 560 Spiele für die Haie zwischen 1988 und 2001: eine eindrucksvolle Karrierebilanz. Besonders in Erinnerung geblieben ist Heiß das Duell der deutschen Nationalmannschaft mit den kanadischen Superstars um Wayne Gretzky beim World Cup of Hockey 1996 in Montreal. „Wir waren ja meilenweit weg von der NHL. Aber sie sind uns mit Respekt begegnet, das war toll“, erinnert sich der gelernte Installateur und Technische Zeichner.
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In Köln hat Heiß auf ewig einen Stammplatz: auf dem Banner mit seiner Rückennummer 1 unter dem Dach der Lanxess-Arena – und in den Herzen der Fans. Die Kölner liebten ihren Peppi, und Peppi liebte Köln. 1990 schlug er sogar die Einladung ins NHL-Trainingscamp der Quebec Nordiques aus. „Ich hatte einen guten Vertrag bei den Haien und war dort glücklich, das war überhaupt kein Thema“, sagt der Oberbayer und ergänzt: „Wenn wir aus Garmisch kamen, über die Rodenkirchener Brücke gefahren sind und den Dom gesehen haben, war das auch unser Zuhause.“ Tochter Stella (30), eine ehemalige Curling-Weltmeisterin, und Sohn Silvan (26), Oberliga-Verteidiger in Deggendorf, sind in Köln geboren. Immer noch besucht Heiß alte Freunde im Rheinland.
1995 mit den Haien Deutscher Meister
Mit den Haien feierte er 1995 die deutsche Meisterschaft und 1999 den Triumph beim Spengler-Cup – den bislang letzten einer deutschen Mannschaft. Nach Siegen forderten die KEC-Fans: „Tanzen, Peppi, tanzen!“, und Heiß legte seinen legendären Kasatschok aufs Eis, bei dem er seine Beine aus der Hocke abwechselnd nach vorne warf. Ein Erbe aus der Saison 1992/93 unter dem knüppelharten Trainer Wladimir Wassiljew, die Heiß als persönlich schönste Spielzeit bezeichnet: „Das Jahr war überragend, von der Kameradschaft her, und sportlich haben wir im Finale erst in der Overtime verloren.“
Nur mit einem hatte er ein Problem: Trainer-Manager Lance Nethery. „Der wollte mich nicht mehr“, sagt Heiß. Doch sein Vertrag verlängerte sich immer um ein Jahr, wenn er nicht gekündigt wurde – und der KEC versäumte die Frist. „Also hatten sie mich ein weiteres Jahr an der Backe.“ Am Tag des ersten Saisonspiels 1999 knallte Nethery seinem Torhüter dann einen neuen Zweijahresvertrag auf den Tisch. Warum, ist Heiß auch heute noch ein Rätsel – doch er unterschrieb sofort.
„Vorher hatte ich einen Festvertrag, der neue war leistungsbezogen, mit Prämien. Weil ich erkannt hatte, dass wir eine Top-Mannschaft waren, lohnte sich das für mich. In den beiden letzten Jahren habe ich beim KEC mein bestes Geld verdient“, sagt er lachend. Zum Abschied war dann auch der Ärger vergessen: Heiß bekam ein Stück vom Kölner Dom als Geschenk und ein stimmungsvolles „Servus, Peppi!“-Spiel an der Lentstraße. „Die Kölner Jahre waren die intensivsten, die schönsten Jahre in unserem Leben, auch für meine Frau und meine Kinder. Das vergisst man nicht“, sagt er.
Nach einem Job als Versicherungsvertreter und einigen Trainerstationen im Eishockey ist Heiß nun in seinem Geburtsort als Gebäudeverwalter und Berater in der gemeinnützigen Longleif GmbH tätig, die Wohnraum für einkommensschwache Senioren im Landkreis Garmisch-Partenkirchen schafft. „Das erfüllt mich, ich gehe jeden Tag gerne in die Arbeit“, sagt Heiß, der sich mit Joggen, Fußball, Eishockey und E-Bike-Touren im Wettersteingebirge fit hält.
Schwerer Motorradunfall im Jahr 2018
Dass er sich bester Gesundheit erfreut, ist allerdings nicht selbstverständlich: 2018 hatte Heiß einen schweren Motorradunfall in Kroatien, bei dem er durch einen selbst verschuldeten Zusammenprall mit einem Auto einen Beinbruch, zwei Brüche an der Wirbelsäule und am Arm erlitt. „Es war wirklich ernst“, sagt er. „Irgendwie war ich nicht so achtsam. Ich merkte, dass ich die Kurve nicht kriege. Ich habe mich nur auf den Einschlag konzentriert, den Körper voll angespannt wie bei einem Check im Eishockey. Im Endeffekt habe ich riesiges Glück gehabt.“ Nach mehreren Operationen und einer langen Reha ist Heiß längst wieder der Alte.
Auf eine große Party zum 60. verzichtet der Jubilar im Übrigen, seinen Ehrentag verbringt er lieber mit seiner Frau auf den griechischen Inseln Santorin und Mykonos. Und wenn da jemand anruft, dann nur zum Gratulieren.