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Startfazit 1. FC KölnWenn der Trainer innerlich lächelt

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FC-Trainer Steffen Baumgart

Köln – Am Ende seines Zustandsberichts über den 1. FC Köln war Steffen Baumgart ungewollt witzig. „Insgesamt sehen Sie mich lächeln“, resümierte der Fußballlehrer, während er seinen gewohnt ernsten Blick aufgesetzt hatte. Erst als im Pressekonferenzsaal nach einigen Augenblicken das Kichern begann, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Schmunzeln. Dann fügte Baumgart hinzu: „Ja, innerlich. Alles gut.“

Stärkster Bundesliga-Auftakt seit 2016

Es war der humorvolle Schlusspunkt unter einen ungeahnt erfolgreichen Saisonstart, mit dem der letztjährige Fast-Absteiger von sich reden macht. Drei Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage bedeuten 12 von 21 möglichen Punkten und den stärksten Bundesliga-Auftakt seit der Saison 2016/17, in der die Kölner zum gleichen Zeitpunkt nochmals drei Zähler mehr vorzuweisen hatten. Am Ende stand die sensationelle Europa-Rückkehr nach 25-jähriger Abstinenz.

Solche Träumereien verbieten sich für Steffen Baumgart. „Alle schön auf dem Teppich bleiben“, riet der FC-Coach nach dem 3:1-Heimsieg über Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth, der die Kölner im oberen Drittel in die Länderspielpause gehen lässt. Entsprechend euphorisch gestaltete sich am Freitagabend die Stimmung unter der Corona-Rekordkulisse von 40 000 Zuschauern, von denen einige am Ende aus der Bierlaune heraus Baumgart sogar ins Kanzleramt singen wollten. Darauf angesprochen, trat der neue Müngersdorfer Publikumsliebling kräftig auf die Euphoriebremse („Jetzt kommen wir alle mal wieder runter“) und legte großen Wert auf eine sachliche Einordnung: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen.“

Intensität und Energie

Gleichwohl machte Baumgart keinen Hehl daraus, dass er seine Mannschaft nach nur wenigen Monaten der Zusammenarbeit auf einem „sehr, sehr guten Weg“ sieht. „Die Jungs arbeiten gut, die Jungs marschieren gut. Das sieht man in allen Bereichen.“ Eben jene Intensität und Energie bildete auch gegen Fürth die Grundlage für einen Sturmlauf, mit dem die Kölner den Pausenrückstand binnen zehn Minuten in eine Führung verwandelten (Sebastian Andersson/50., Ellyes Skhiri/55.).

Baumgart gefiel die Reaktion auf die bislang schwächste Halbzeit in dieser Saison: „Die Jungs sind dran geblieben und haben mit viel Druck und Power nach vorne gespielt.“ Sportchef Jörg Jakobs bezeichnete das zeitweilige Spektakel als „wieder mal sehr intensiv. Das scheint unser Thema zu sein. Es wiederholt sich Woche für Woche immer in anderen Ausprägungen.“ Besonders große Freude bereitete Offensiv-Liebhaber Steffen Baumgart die Tatsache, dass seine Elf nach dem 2:1 nicht in den Verwaltungsmodus geschaltet hatte. „Wir haben unseren Weg ergebnisunabhängig gesucht. Das ist das, was ich sehen will – auch mit dem Risiko, dass der Gegner vielleicht nochmal zurückkommt“, erklärte der FC-Coach.

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Die Botschaft ist bei der Mannschaft angekommen, wie Vizekapitän Rafael Czichos bestätigte: „Unser Gesicht soll dieses Jahr sein, dass wir niemals aufgeben. Egal, wie es steht. Wir spielen immer auf das nächste Tor. Das hat man heute teilweise gesehen.“ Gegen Fürth gelang auf diese Weise sogar noch ein dritter Treffer, den der wieder einmal überragende Ellyes Skhiri (12,6 Kilometer Laufleistung, 91 Prozent Passquote, 75 Prozent Zweikampfquote) in der 89. Minute mit einem sagenhaften Lauf über das gesamte Feld beisteuerte. „Da kann man schon mal die Kappe ziehen“, lobte Steffen Baumgart die Energieleistung des Tunesiers und spendierte der gesamten Mannschaft vier trainingsfreie Tage zum Sammeln neuer Kräfte.

Es warten schließlich herausfordernde Aufgaben auf die Kölner, die nach der Länderspielpause in Hoffenheim (15. Oktober) beginnen und es binnen weniger Tage mit den Topclubs Leverkusen (24. Oktober) und Dortmund (30. Oktober) zu tun bekommen. Das früh erarbeitete Polster nach unten kann da keinesfalls schaden.