- Bei den Queens Park Rangers in London war Toni Leistner ein Publikumsliebling.
- Beim 1. FC Köln stellt sich der Abwehrspieler nun hinten an.
- Hier trifft er auch, nach sieben Jahren, Rafael Czichos wieder.
Köln – Sein Bundesligadebüt kann am Samstag Toni Leistner geben. Mit dem in der Winterpause ausgeliehenen Innenverteidiger sprach Joachim Schmidt.
Herr Leistner, warum wechselten Sie als Kapitän und Stammspieler von Queens Park Rangers auf die Ersatzbank des 1. FC Köln?
Ich bin jemand, der mag die Herausforderung. Ich stelle mich ihr und nehme sie an. Deshalb habe ich nicht lange überlegt, als das Angebot kam. Es ist schon etwas anderes, in der Bundesliga statt in der zweiten englischen Liga zu spielen.
Als Sie vor eineinhalb Jahren von Union Berlin nach London zu QPR wechselten, wurden Sie dort sofort Kapitän. Wie kam das?
Auch der Trainer war wie ich neu gekommen. In den Vorbereitungsspielen gegen Hoffenheim und Union fungierte ich als Dolmetscher und war Kapitän. Da habe ich wohl einen guten Eindruck hinterlassen, so dass ich es geblieben bin.
Die QPR-Fans haben Sie mit Sprechchören als „big friendly German“ angefeuert und gefeiert. Wie kam’s?
Dadurch, dass mein bester Kumpel und Trauzeuge, Sebastian Polter, vorher auch für die Rangers gespielt hatte. Bei ihm sangen sie „big fucking german“, wie es seit Per Mertesacker bei Arsenal üblich, aber nicht abwertend gemeint ist. Von Vereinsseite hieß es, dass über mich „friendly“ gesungen wird, weil ich so viel gelacht habe.
Sie waren sehr beliebt.
Als Verteidiger erntet man in England mehr Anerkennung. Wenn man jemanden umgrätscht und Kopfbälle gewinnt, wird man gefeiert.
Sie waren auf Anhieb die Nummer eins der Liga als Abwehrspieler.
Ja, bei der Kopfballstatistik für geklärte Bälle. Deshalb hatte ich immer solche Kopfschmerzen (lacht).
Da musste es doch eigentlich Angebote von Erstligisten geben.
Die gab es, auch von Köln. Aber im Sommer kam nichts zustande. Unser Trainer wollte es zuerst nicht, und als ich hätte gehen können, war es zu spät.
Sind Sie zu gut für QPR?
(lacht) Ich weiß, worauf Sie anspielen. Es ist ja kein Geheimnis, dass der Verein finanzielle Probleme hat und mich verkaufen würde – so wie vor der Saison verschiedene Top-Verdiener. Wenn ich für das Team sehr gut gewesen wäre, hätten wir länger um den Aufstieg mitgespielt. Jetzt steht die Mannschaft im Mittelfeld. Die Statistiken zeigen aber auch, dass ich gute Leistungen in einer sehr harten Liga gebracht habe, in der schon manch einer Probleme bekommen hat. Aber das ist Vergangenheit. Jetzt zählt nur der 1. FC Köln.
Der mit Benedikt Höwedes zunächst einen anderen Innenverteidiger holen wollte.
Ja, aber dann kam Frank Aehlig auf mich zu, der im Sommer schon mit mir gesprochen hatte. Ab diesem Zeitpunkt ging es relativ schnell, obwohl ich nicht darauf vorbereitet war.
Was erhoffen Sie sich von der Ausleihe?
Ich will zeigen, dass ich auch Bundesliga spielen kann. Ich wusste, dass ich mich hinten anstellen muss. Aber wenn sich die Chance ergibt, dass ich spielen darf, will ich sie nutzen.
Am Samstag könnte es so weit sein, weil Sebastiaan Bornauw gesperrt ist.
Jorge Meré und ich tun im Training alles dafür, uns anzubieten. Die Entscheidung liegt beim Trainer.
Haben Sie schon einmal im Olympiastadion gespielt?
Nein. Ich saß nur auf der Bank, als Hertha in der Zweiten Liga gegen Dresden gespielt hat.
Letztmals spielten sie an Neujahr. Ist die fehlende Wettkampfpraxis ein Problem?
Überhaupt nicht. Ich kenne die Idee vom Trainer, ich kenne die Abläufe vor dem Spiel und vom Zuschauen im Spiel. Und letztlich spielen wir alle nur Fußball.
Sie würden an der Seite von Rafael Czichos spielen. Sie waren einmal Gegner.
Ja, vor sieben Jahren in der dritten Liga. Er bei Erfurt, ich bei Halle. Im direkten Duell kamen wir jedoch beide nicht zum Einsatz. Wir haben uns damals immer mal wieder mal in Erfurt getroffen. Es war eine lustige Zeit. Jetzt spielen wir vielleicht zusammen in der Bundesliga. Da sieht man, wie extrem verrückt der Fußball sein kann.