Spielberg – Mick Schumacher lachte, er strahlte, und er hatte allen Grund dazu. Der 23-Jährige verdiente sich mit seiner famosen Formel-1-Fahrt auf Platz sechs beim Großen Preis von Österreich jedes Lob und alle Glückwünsche. Von den Fans wurde der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher sogar zum „Fahrer des Tages“ gewählt.
„Ich bin rundum zufrieden“, sagte Schumacher am Sonntag in Spielberg. Und genauso sah er auch aus - nur 24 Stunden nachdem sich auch einiger Frust beim mittlerweile selbstbewusster und entschlossener auftretenden Mick Schumacher aufgestaut hatte.
Dass er sich vom Team beim Sprintrennen nicht so unterstützt gefühlt hatte, wie er es sich erhoffte, war vergessen. Die teils schwere Zeit in diesem Jahr durch zwei schwere und vor allem äußerst kostspielige Unfälle ebenfalls. „Fantastisches Rennen, ich freue mich für dich und das Team“, funkte Teamchef Günther Steiner nach der Zieldurchfahrt vor über 100 000 Fans an der Strecke an Mick Schumacher.
Leclerc gewinnt Großen Preis von Spielberg
Einzig Charles Leclerc hat Max Verstappens Oranje-Party auf dem Red-Bull-Ring gesprengt. Während Schumacher nach seinen Premieren-Punkten vor einer Woche als Achter in seinem 32. Formel-1-Rennen acht weitere Punkte holte, sicherte sich der Franzose die volle Ausbeute.
Verstappen wird Favoritenrolle nicht gerecht
Als unschlagbar zum Leidwesen Zehntausender angereister Niederländer erwies sich Leclerc trotz klemmenden Gaspedals in der Schlussphase. Dessen Scuderia-Teamkollege Carlos Sainz, triumphaler Gewinner von Großbritannien sieben Tage vorher, schied auf Podestkurs liegend aus.
Nur mit Mühe konnte er sich aus dem rückwärts rollenden und brennenden Ferrari retten. Profiteur war davon neben Mick Schumacher auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der es als Dritter durchaus überraschend auf das Podest in seinem Mercedes schaffte.
Verstappen führt Formel 1-WM immer noch mit großem Vorsprung an
Im Klassement büßte Verstappen lediglich sechs Punkte ein. Sein Vorsprung auf den neuen Zweitplatzierten Leclerc beträgt 38 Zähler. Dritter ist Sergio Perez, der im zweiten Red Bull beim Heim-Grand-Prix des Rennstalls von Milliardär Dietrich Mateschitz ausschied.
Schon auf der Formationsrunde wehte orangefarbener Rauch entlang der nur 4,318 Kilometer langen Strecke. Die Stimmungsmacher aus den Niederlanden verwandelten das Grand-Prix-Wochenende in der Steiermark bereits seit Donnerstag in eine Nonstop-Party - allerdings auch mit äußert unschönen Nebengeräuschen. Berichten vor allem von weiblichen Fans zufolge kam es zu rassistischen, homophoben und sexistischen Beleidigungen, die Formel 1 schrieb von „völlig inakzeptablen Kommentaren“.
Mick Schumacher profitiert Kollision und Strafe
Im Rennen mussten die Verstappen-Fans in ihren orangenen T-Shirts dann schnell zittern. Der Weltmeister und WM-Spitzenreiter hatte am Freitag die Pole Position geholt, am Samstag das Sprintrennen gewonnen. „Ich kann ihn nicht lange halten“, funkte er nach dem Start dann schnell an die Box. Hinter ihm machte Leclerc mächtig Druck.
In der zwölften Runde zwängte sich der Monegasse innen vorbei. Zwei Runden später ließ sich Verstappen die harten Reifen aufziehen und fiel erstmal etwas zurück. Vorn machten Leclerc und Sainz Tempo. Der zweite Red Bull mit Perez dümpelte zunächst am Ende des Feldes nach einer Kollision zu Beginn mit George Russell. Der Mercedes-Fahrer bekam dafür auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, wovon auch Mick Schumacher profitierte.
Mick Schumacher bestätigt nach Kritik gute Form
Nach seiner erstmaligen Fahrt in die Punkte am vergangenen Sonntag bestätigte der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher auch in Österreich seine sehr gute Form und leistete sich wie schon im Sprintrennen einen erneuten Zweikampf mit Hamilton. „Deren Speed auf der Geraden ist Wahnsinn“, kommentierte der 37-jährige Brite.
Schnell wurde es etwas unübersichtlich auf der kurzen Strecke, nachdem ein Teil des Feldes neue Reifen hatte aufziehen lassen, andere nicht. Weil die Piloten für die Runde nur eine gute Minute brauchen, sammelten sich immer wieder kleinere Gruppen.
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Und auch darin behauptete sich Schumacher prächtig, passierte unter anderem den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso im Alpine, danach seinen Teamkollegen Kevin Magnussen, der ihm tags zuvor nicht unbedingt geholfen hatte - zu allem Frust des Deutschen, dessen Kumpel Vettel seinen deprimierenden Tage in Österreich auch im Rennen nicht mehr retten konnte, zwischenzeitig mit Pierre Gaslys Alpha Tauri kollidierte und als 17. nur hinterherfuhr.
Leclerc beendet mit Sieg in Spielberg Frustwochen
Ganz anders Leclerc, einst sein Teampartner zu gemeinsamen Ferrari-Zeiten. Der Monegasse beendete seine Frustwochen mit Pleiten, Pech und umstrittenen Entscheidungen der Teamleitung. 2019 gewann Leclerc zwei Rennen, 2020 gar keins, in diesem Jahr den Auftakt in Bahrain und am 10. April in Melbourne. Binnen weniger Runden schloss er nach seinem Reifenwechsel zu Verstappen auf, mühelos zog er vorbei.
Übersichtlicher wurde das Rennen allerdings nicht. Wegen des Verlassens der Strecke sammelten sich einige Piloten Verwarnungen und auch Zeitstrafen ein, nach 48 Runden war selbst Mick Schumacher auf Rang acht liegend schon überrundet worden. Als dann auch noch der Ferrari brannte, kam es in einem ereignisreichen und kurzweiligen Rennen noch zur virtuellen Safety-Car-Phase. Leclerc klagte nun über Probleme mit dem Gaspedal, brachte seinen Ferrari aber als Erster ins Ziel. (dpa)