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FC Viktoria KölnWie Torjäger Albert Bunjaku sich im Home Office fit hält

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Viktoria-Torjäger Albert Bunjaku

Köln – Albert Bunjaku kennt den Königsforst inzwischen fast auswendig. Nahezu jeden Tag dreht der Torjäger des Drittligisten FC Viktoria Köln seine Runden durch das Erholungsgebiet am östlichen Rand der Stadt. Das Abspulen der Kilometer gehört zum Trainingsprogramm, das sich der Stürmer selbst auferlegt, um sich während der coronabedingten Spielpause fit zu halten. Zu den Läufen kommen Stabilitäts- und Kraftübungen, die Bunjaku bei trockenem Wetter auf einer Isomatte in seinem Garten absolviert. Nach etwa einer Stunde ist er fertig. „Viel mehr ist nicht drin“, sagt der 36-Jährige in Zeiten der Kurzarbeit seufzend.

Am schlimmsten ist die Ungewissheit

Eine Rückkehr in die Normalität ist auch für Fußballprofis derzeit nicht greifbar. Diese Ungewissheit ist am schlimmsten, findet Bunjaku: „Niemand weiß, wie sich die Lage um das Virus weiterentwickelt. Und deshalb weiß auch niemand, wie es mit unserer Saison weitergeht.“ Der Spielbetrieb in den drei deutschen Profifußball-Ligen ruht bis Ende April. Ob direkt im Anschluss wieder gespielt werden kann, gilt als ungewiss.Albert Bunjaku hat in diesen surreal anmutenden Tagen ein komisches Gefühl beschlichen. „Derzeit fühlt es sich nicht so an, Profisportler zu sein“, gibt der Schweizer WM-Teilnehmer von 2010 einen Einblick in sein Innenleben. Dabei ist sein Trainingsplan so aufgebaut, dass dieser sich so gut wie möglich der Normalität annähert.

Was Bunjaku am meisten vermisst

Es gibt mal mehr und mal weniger intensive Übungstage. Und es gibt komplett freie Tage, die Fußballprofis auch während des laufenden Meisterschaftsbetriebs genießen würden. Bunjaku ist in der Not erfinderisch geworden. Stehen etwa Liegestütze auf dem Programm, räumt er schon mal zwei Gartenstühle zusammen, zwischen denen er seinen Körper auf und ab bewegt. Abwechslung muss sein, gerade jetzt.

Trotzdem fehlt eine ganze Menge. Albert Bunjaku vermisst ohne Mannschaftstraining vor allem die übliche Struktur in seinem Arbeitstag. „Ich bin nicht mehr auf eine genaue Uhrzeit fokussiert“, sagt der Mittelstürmer, der als Musterprofi gilt. Doch was ist, wenn er irgendwann wieder funktionieren muss? „Dann wird es schwer, wieder reinzukommen“, meint der Ex-Nürnberger Bundesliga-Angreifer. „Vor allem die Spritzigkeit für kurze, schnelle Antritte könnte ein bisschen verloren gegangen sein.“ Schön anzusehen dürften die ersten Fußballspiele am Tag X nach Corona nicht werden, glaubt Bunjaku: „Die Attraktivität der Spiele wird wohl nicht so hoch sein.“ Den ausgehungerten Fans dürfte das ziemlich wurscht sein. Sie wären wohl schon froh, überhaupt mal wieder Live-Fußball zu erleben.

Positive Aspekte in der Krise

Die Corona-Krise hat das Zusammenleben bei den Bunjakus nochmals intensiviert. „Ich freue mich, dass ich aktuell viel mehr Zeit für meine Familie habe, auch wenn das unter anderen Umständen natürlich noch schöner wäre“, erklärt der zweifache Familienvater. Gesellschaftsspiele zum Zeitvertreib stehen derzeit auch im Hause Bunjaku hoch im Kurs. Die anfallende Arbeit wird aufgeteilt. Vater Albert schaut seinem Sohn Dion (12) bei der Erledigung der Schulaufgaben über die Schulter, seine Frau Arijeta hilft Töchterchen Elina (7) bei Fragen weiter. „Die Kinder haben viele Aufgaben von der Schule erhalten, das ist ganz schön anstrengend. Ich sehe jetzt erst so richtig, wie viel Lehrer zu tun haben“, gibt Albert Bunjaku zu.

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Auch dem mit 16 Treffern zweiterfolgreichsten Schützen der 3. Liga fällt es aktuell nicht so leicht, über den Fußball und das, was in ein paar Monaten vielleicht sein wird, nachzudenken. „Es ist schade, dass durch höhere Gewalt alles ausgebremst wird“, sagt er. Die Zukunftsplanung ist ebenfalls erschwert. Grundsätzlich würde Bunjaku seinen nach dieser Saison auslaufenden Vertrag beim FC Viktoria Köln gerne verlängern. „Ich habe mich vor der Corona-Pause überragend fit gefühlt und eine der besten Saisons meiner Karriere gespielt“, sagt der Routinier. „Ein bis zwei Jahre möchte ich mindestens noch aktiv spielen.“ Gespräche mit den Club-Verantwortlichen haben bereits stattgefunden. Eine Entscheidung soll aber erst dann fallen, wenn wieder Normalität eingekehrt ist. Bis dahin wird Albert Bunjaku noch so manche Joggingrunde durch den Königsforst gedreht haben.