Köln – Es ist nicht genau überliefert, wie sich Steffen Baumgart während seiner Schulzeit im Fach Mathematik geschlagen hat, sicher ist aber, dass er als mittlerweile 50-Jähriger weiß, wie die wirklich elementaren Dinge zu rechnen sind. „Klar, der 20-Tore-Mann ist weg, aber wenn vier Leute acht Tore machen, sind das 32 – also 12 mehr“, multiplizierte der Trainer des 1. FC Köln.
Baumgart begegnet den Dingen, wie sie sind, hadert nicht, sondern denkt vorwärts und lösungsorientiert. Daran hat sich durch den sportlich schmerzvollen Abgang von Torjäger Anthony Modeste nichts geändert. Der Franzose wechselte am Montag und wird sein Geld künftig in Dortmund verdienen – seine Tore ab sofort also in Schwarz und Gelb und nicht mehr in Rot und Weiß feiern.
Modeste-Wechsel noch immer im Fokus
Der Transfer des 34-Jährigen, der sich erst durch die Geduld und menschliche Führung von Baumgart in der vergangenen Spielzeit von einem total abgeschriebenen Spieler wieder zu einem der besten Bundesliga-Stürmer entwickelt hat, stand bei der Pressekonferenz vor dem Kölner Auftritt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei RB Leipzig natürlich noch einmal im Fokus – auch wenn der FC-Coach es eigentlich nicht wollte. „Tony ist ein wichtiger Spieler gewesen. Aber eben auch gewesen“, wollte Baumgart das Thema abhaken.
Die Fragen kamen trotzdem. Der Trainer antwortete auch und machte dabei klar, dass es von seiner Seite keine Ressentiments gegenüber Modeste gibt: „Ich bin nicht über den Wechsel enttäuscht, nur über den Ablauf, dass es kurz vor dem Spiel gegen Schalke rausgekommen ist. Ich freue mich eher, dass er es geschafft hat, wieder in eine solchen Form zu kommen und einer der begehrtesten Spieler der Bundesliga ist .“ Das sei eine schöne Entwicklung und zeige den Weg des FC: „Wir schreiben niemanden ab, sondern bei uns kann man sich entwickeln.“
Abgesehen davon ist Baumgarts Fußball ohnehin weitestgehend personenunabhängig: „Diesen Fußball, den wir hier spielen, den habe ich auch schon woanders gespielt, da war Tony nicht da. Tony war ein wichtiger Aspekt, aber ich glaube, dass der Fußball wichtig war für alle.“
Auch ein Nachfolger für Modeste ist schon gefunden
Alles fein also für den Kölner Übungsleiter. Übrigens auch bezüglich eines möglichen Modeste-Nachfolgers. „Es gibt eine Entscheidung, aber die werde ich für mich halten“, gab Baumgart am Donnerstag schmunzelnd preis und erklärte: „Ich finde es im Moment witzig, mit wem wir angeblich schon alles gesprochen haben. Spekulationen finde ich super. Das gefällt mir und das würde ich gerne weiterlaufen lassen.“
Mitglieder-Stammtisch
Selten ist es beim 1. FC Köln im Vorfeld einer Mitgliederversammlung so ruhig verlaufen wie in diesem Jahr. Und das, obwohl am 20. September in der LanxessArena Vorstandswahlen auf dem Programm stehen. Der FC-Mitgliederrat hat den aktuellen Vorstand mit Präsident Dr. Werner Wolf sowie den Vizepräsidenten Dr. Carsten Wettich und Eckard Sauren zur Wiederwahl und eine zweite Amtsperiode von drei Jahren vorgeschlagen. Zwei Wochen vor der Mitgliederversammlung lädt der Vorstand am Dienstag, 6. September, 18.30 Uhr zu einem Mitglieder-Stammtisch ins Restaurant am Geißbockheim ein. Wolf, Wettich und Sauren wollen dabei einen Einblick in ihre Pläne für die kommenden drei Jahre geben. Eine Anmeldung ist bis zum 28. August möglich. (sam)
Als er danach über seine Offensivkräfte im Kader referierte, beschlich die Zuhörer schon das Gefühl, dass die FC-Verantwortlichen sich dazu entschieden haben, erst einmal nicht aktiv zu werden. Florian Dietz habe gegen Schalke „eine richtig gute Leistung gebracht, vor allem unter den Umständen“. Neuzugang Steffen Tigges stehe auf dem Sprung in den Kader, sammelt am Freitag aber zunächst noch einmal Spielpraxis in der U21. Und auch Sebastian Andersson bleibt eine Option – wenn er bis zum 1. September nicht noch einen neuen Verein gefunden hat. „Er ist komplett dabei und trainiert gut. Ich sehe von der Leistung her aktuell aber einige vor ihm“, erklärte Baumgart.
Dazu zählen neben Jan Thielmann und Flo Dietz auch Sargis Adamyan sowie Tim Lemperle. Einer aus diesem Quartett wird am Samstag in Leipzig die womöglich einzige Spitze geben. Es ist davon auszugehen, dass Baumgart mit den beiden Sechsern Ellyes Skhiri und Eric Martel beginnt, um den schnellen und individuell stark besetzten Leipzigern um Christopher Nkunku und Rückkehrer Timo Werner möglichst wenig Räume für ihre rasanten Umschaltmomente zu geben. Bange ist den Kölnern für Samstag nicht, obwohl es gegen einen Champions League-Teilnehmer geht und der jüngste Auftritt in der Red Bull-Arena mt 1:3 verloren ging . „Vom Personal her könnte Leipzig immer um die Meisterschaft mitspielen. Aber unsere Aufgabe ist, dass wir nach Leipzig fahren und das Spiel für uns entscheiden wollen“, gab sich Baumgart gewohnt forsch.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dejan Ljubicic, der den weiter angeschlagenen Mark Uth (Baumgart: „Bei Mark gebe ich aktuell keine Prognose mehr ab“) erneut auf der Zehn vertreten wird, erinnerte an den 2. Spieltag der vergangenen Saison, als der FC Meister Bayern München beim unglücklichen 2:3 an den Rand einer Niederlage brachte: „Letzte Saison haben wir am 2. Spieltag bei den Bayern ein gutes Spiel gemacht. Jetzt treffen wir mit Leipzig wieder auf solche eine Mannschaft.“