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Jorge Meré im Interview„Köln ist superschön, ich liebe alles an dieser Stadt“

Lesezeit 6 Minuten
Jorge Meré

FC-Innenverteidiger Jorge Meré 

Herr Meré, das ist Ihr erstes Interview auf Deutsch seit Sie in Köln sind. Sie haben nach ihrem Wechsel zum FC 2017 gesagt, dass Sie schon bald ein Interview in Deutsch führen wollen. Warum hat es vier Jahre gedauert?

Für mich war die deutsche Sprache von Anfang an doch sehr schwierig. Ich hatte zunächst auch keinen richtigen Lehrer. In den beiden vergangenen Jahren hatte ich aber eine richtig gute Lehrerin und habe sehr viel gelernt. Und ich habe immer noch etwas Angst Deutsch zu sprechen, weil ich befürchte, dass man mich falsch versteht, weil es nicht meine Muttersprache ist. Aber ich verstehe die Sprache mittlerweile sehr gut und mein Sprechen ist auch ganz okay. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich noch Fehler mache.

Ihr Deutsch ist ganz hervorragend. Hat das auch ihre Kommunikation auf dem Platz verändert und verbessert?

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Im Fußball gibt es eine eigene Sprache. Die Kommunikation auf dem Platz hat sehr schnell gut funktioniert. Aber es ist auch außerhalb des Platzes wichtig, sich gut verständigen zu können. Ich fühle mich jetzt bei allem sehr viel wohler.

Zur Person

Jorge Meré wurde am 17. April 1997 im nordspanischen Oviedo geboren. Der Innenverteidiger wechselte 2010 als Jugendspieler von Real Oviedo zu Sporting Gijon. Für den Club aus Asturien absolvierte er 56 Erstliga-Spiele. 2017 kam er für eine Ablöse von sieben Millionen Euro zum 1. FC Köln. 56 Bundesliga- (2 Tore), 26 Zweitliga-, acht DFB-Pokal- und drei Europa League-Partien hat er seitdem für die Geißböcke bestritten. Nach der Vize-Europameisterschaft 2017 gewann Meré 2019 mit der spanischen U21 den EM-Titel.

Dann haben Sie sich sicher auch in der Stadt noch besser eingelebt. Was gefällt Ihnen besonders an Köln. Der Dom? In ihrer Heimatstadt gibt es ja auch eine große Kathedrale.

Stimmt, wir haben in Oviedo eine große Kathedrale. Aber als ich den Dom gesehen habe, war sie für mich nicht mehr so groß. Köln ist superschön, ich liebe alles an dieser Stadt, aber besonders den Karneval. Nach meiner Karriere komme ich ganz sicher mit meiner Familie und meinen Freunden im Februar zum Karneval wieder nach Köln.

Sie leben mit Ihrer Freundin in Köln, Ihre Eltern und Ihr Bruder sind aber in Spanien. Sie gelten als ausgesprochener Familienmensch, wie sehr fehlt Ihnen ihre Familie?

Ich vermisse sie und versuche sie so oft es geht, zu sehen. Sie sind auch regelmäßig hier. Aber so ist das Leben als Profifußballer und meine Familie weiß, dass ich hier in Köln gut aufgehoben bin und mich sehr wohlfühle.

Sportlich war das nicht immer der Fall. Bis auf das Zweitligajahr mussten Sie wie zuvor bei Sporting Gijon mit dem FC bislang jede Saison um den Klassenerhalt kämpfen. Wie fühlt sich das an und gibt es diese Saison Abstiegskampf?

Das ist Fußball. Es ist natürlich schwer, immer mit dem Druck umzugehen, wenn dein Club unten steht. Ich hoffe, dass es diese Saison anders wird. Wir haben gute Stimmung, ein gutes Gefühl auf dem Platz, einen guten Trainer und eine gute Mannschaft. Die Mentalität stimmt. Wir wollen immer gewinnen und müssen so spielen, wie in den ersten sieben Spielen. Nur der Auftritt in Hoffenheim war nicht gut.

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Was war da los beim 0:5?

Das ist schwer zu sagen. Es ist passiert. Wir hatten kein gutes Gefühl auf dem Platz, haben zu viele Zweikämpfe verloren und zu viele Fehler gemacht. Solche Spiele gibt es. Wichtig ist, dass wir daraus lernen, konzentriert bleiben und nach vorne schauen. Wir gehen in die richtige Richtung und haben diese Woche bislang sehr gut trainiert.

Persönlich haben Sie sich mit Ausnahme des Zweitligajahrs beim FC noch nicht in der ersten Elf festspielen können. Eine Saison verläuft für Sie oft in Phasen, mal spielen Sie, mal sind Sie auch für länger draußen. Warum?

Diese Frage ist eher für die Trainer. Natürlich will ich in jedem Spiel von Anfang an spielen. Dafür arbeite ich jeden Tag. Dann entscheidet der Trainer. Aber, wenn ich die Möglichkeit hatte zu spielen, habe ich es auch ordentlich gemacht.

Diese Saison saßen Sie unter Trainer Steffen Baumgart am ersten Spieltag auf der Bank. Danach haben Sie in allen sieben Spielen gespielt, mal von Anfang an, mal als Einwechselspieler. Wie kommen Sie mit Ihrer Rolle klar?

Das ist völlig okay für mich. Der Trainer will, dass alle Spieler dabei sind und reinkommen können. Jeder hat bei uns die Möglichkeit, sich zu zeigen. Alle sind wichtig.

Wie sehen Sie ihre Entwicklung in den Jahren bei FC?

In Gijon habe ich immer gespielt. Da war alles gut und einfach. In Köln musste ich mich erst an das Land, die Stadt, die Sprache und auch an den deutschen Fußball gewöhnen. Ich musste beim FC lernen, mit den Phasen umzugehen, wenn es mal nicht lief und ich draußen war. Mittlerweile kann ich gut damit umgehen. Ich hake es ab und trainiere hart. Ich bin mental stärker und als Fußballer erwachsener geworden.

Vergangene Saison gab es unter Trainer Markus Gisdol die Situation, dass Sie Stammspieler waren und dann nach einem Fehler nicht mehr gespielt haben, sogar nicht mehr zum Kader gehört haben.

Für einen Spieler ist es schwierig, wenn er weiß, dass er erstmal draußen ist, wenn er einen Fehler gemacht hat. Als Seb Bornauw ausgefallen ist, habe ich von Januar bis April gespielt und es gut gemacht. Wenn der Trainer mich nach einem Fehler dann draußen lässt, ist das seine Entscheidung. Jeder weiß, dass jeder Spieler Fehler macht.

Es gab dann im Sommer mal wieder Gerüchte, dass Sie zurück nach Spanien wechseln wollen. Wollten Sie weg?

Bei mir gibt es gefühlt jeden Sommer Spekulationen (lacht). Aber ich spiele für den FC und konzentriere mich nur darauf.

Ihr Vertrag läuft noch bis 2023. Können Sie sich vorstellen beim FC zu verlängern?

Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Es ist dafür aber auch noch viel zu früh. Ich bin auf jeden Fall glücklich hier.

Sie spielen von klein auf als Innenverteidiger und haben schon häufig gehört, dass diese Position von der Statur nicht zu Ihnen passt, weil Sie kein Gardemaß haben?

Stimmt, ich bin nur 1,82 Meter. Das hindert mich aber nicht daran, immer voll konzentriert zu spielen. Meine große Stärke ist die Antizipation. Natürlich ist es oft schwer für mich, gegen große, kräftige Stürmer zu spielen. Aber ich bin ein Kämpfertyp, stelle mich jeder Aufgabe und versuche die Situationen schneller zu erkennen als mein Gegenspieler. Ich habe keine Angst und mein Kopfballspiel ist auch ganz gut (lacht).

Bei Standards sind Sie aber selten im gegnerischen Strafraum zu finden. Sie haben für den FC erst zwei Tore erzielt.

Wenn der Trainer mich nach vorne schicken würde, könnte ich mein gutes Kopfballspiel zeigen, aber so ist es auch okay (lacht). Die beiden Tore waren gegen Dortmund und in Paderborn gegen Steffen Baumgart.

Am Sonntag kommt Leverkusen. Spüren Sie eigentlich so etwas wie Derby-Vorfreude?

Ich kenne das Gefühl aus meiner Heimat, wenn Oviedo gegen Gijon spielt. Zwischen den beiden Clubs herrscht große Rivalität. In der Woche vor Derbys gegen Leverkusen und Gladbach kribbelt es bei mir wie damals in der Jugend in Spanien. Ein Spieler liebt solche Spiele. Und ich verspreche ihnen. Wir haben vor keinem Gegner Angst.