Vor dem Topduell des vierten Bundesliga-Spieltags am Freitag gibt es einige brisante Themen.
Topspiel gegen FC Bayern MünchenBayer 04 Leverkusen tritt mit breiter Brust an
Dankesgrüße aus München kamen bisher nicht an der Bismarckstraße an. Obwohl Xabi Alonso mit Bayer Leverkusen den FC Bayern im März 2:1 geschlagen und somit das Aus von Julian Nagelsmann ebenso mitbewirkt hatte, wie die Inthronisation von Thomas Tuchel, gab es keinen Kontakt zwischen den beiden aktuellen Trainern. Ob es an Tuchels turbulenten ersten Wochen und Monaten an der Säbener Straße lag oder am Fokus, den der spanische Übungsleiter auf seinen Job bei der Werkself legt, ist erstmal unerheblich. Vor dem Topduell des vierten Bundesliga-Spieltags am Freitag (20.30 Uhr/DAZN), gibt es schließlich genügend andere, brisante Themen.
Schon im Vorfeld beklagten die einzigen beiden, verlustpunktfreien Teams im deutschen Fußball-Oberhaus die ungünstige Ansetzung direkt nach der Länderspielpause. Mit 15 bzw. 16 Kaderspielern, die rund um den Erdball für ihre Nationalmannschaften unterwegs waren, konnte sich der Tabellenführer an der Dhünn genauso schlecht vorbereiten, wie der punktgleiche Verfolger an der Isar. „Das ist vielleicht nicht perfekt“, denkt Alonso etwa an die Extremfälle Exequiel Palacios (Argentinien) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste), die beide nur die Abschlusseinheit am Donnerstag absolvieren konnten. „Der Hunger und die Mentalität“ seien mitunter aber „wichtiger als eine gute Erholung“. „Wir haben einen guten Spirit“, freut sich der 41-jährige Baske auf die „schöne Herausforderung“ an seiner alten Wirkungsstätte und die spürbar gute Stimmung im Team.
Dass Jonathan Tah unter Interims-Bundestrainer Rudi Völler ebenso zum deutschen 2:1-Sieg gegen Frankreich beigetragen hatte, wie Florian Wirtz (und Jonas Hofmann als Joker), stärkt das Leverkusener Selbstvertrauen zusätzlich. Um da keinen negativen Druck aufzubauen, spielt Alonso die Tabellenführung herunter. „Das ist nach drei Spieltagen nicht wichtig“, meint er, „wichtig ist, dass wir unsere Idee weiterentwickeln. Nur wenn wir unser bestes Niveau erreichen, haben wir eine Chance.“
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Ob er bei seiner Rückkehr nach München, tatsächlich „die beste Mannschaft der Liga“ und „der klare Favorit auf den Gewinn der Bundesliga“ aus Alonsos Leverkusener wartet, wird sich unter Flutlicht am Freitagabend in einem würdigen Rahmen zeigen. In den ersten drei Punktspielen jedenfalls, machten die taktisch flexiblen und doch so homogenen Rheinländer einen stärkeren Eindruck.
Der Münchner Kader wirkt dagegen nicht nur im Mittelfeld, wo Joshua Kimmich ebenso zurückerwartet wird wie Jamal Musiala, schlecht ausbalanciert. Siehe am Beispiel Josip Stanisic, der als vielseitiger Verteidiger ausgerechnet nach Leverkusen ausgeliehen wurde und dort nach der Oberschenkelverletzung des jungen Brasilianers Arthur (drei Monate Pause) nicht nur rechts und in der Innenverteidigung, sondern auch links eine Option ist.
Auch Piero Hincapié kehrte nach seiner Fuß-OP zu Wochenbeginn ins Teamtraining zurück. „Ich mag das“, kommentierte Alonso seine personellen Luxusprobleme, die auch rekonvaleszente Leistungsträger wie Robert Andrich erstmal zu Bankdrückern machen. Wenn „Spieler kämpfen, um auf den Platz zu kommen“, habe er als Trainer zwar die Qual der Wahl, insgesamt aber eine leistungsfördernde Atmosphäre. Mit dieser könnten die Leverkusener auch in München reüssieren und die individuell immer noch besser besetzten Hausherren ärgern. „Für mich ist die Rückkehr in die Allianz Arena etwas Besonderes“, erwähnt der dreifache Deutsche Meister und Pokalsieger mit dem FCB seine persönliche Verbindung. Schließlich habe er bei seiner letzten Profistation schon gespürt, dass er Trainer werden will. „Da habe ich viel gelernt, es war eine Vorbereitung auf meine Zukunft“, erklärt der 41-Jährige, „es war wichtig, dass ich das Land, die Sprache und den Fußball kennenlerne.“
Genau dieses Wissen kann der aufstrebende Trainer nun gegen seinen neun Jahre älteren Kollegen einsetzen. Das weiß Tuchel, wenn er ausführt: „Ich habe viel über Fußball gelernt, als ich Xabi beim Spielen zuschauen konnte“, bewundert der 50-Jährige Alonsos Antizipation, Spielverständnis und seine natürliche Aura.
Der Spanier habe Mannschaften schon auf dem Platz führen können, nun wird er den Leverkusener Profis helfen, um die Erfolgsserie in der Bundesliga fortzusetzen. Dankesgrüße sind in München also weiterhin nicht zu erwarten. Zum Shakehands und Smalltalk hat Tuchel den neuen Kollegen aber schonmal eingeladen: „Ich freue mich ihn kennenzulernen.“