Regensburg – Christian Keller musste am Samstagnachmittag im Jahnstadion zahlreiche Hände schütteln. Achteinhalb Jahre lang hatte der heutige Geschäftsführer von Fußball-Bundesligist 1. FC Köln die Geschicke des SSV Jahn Regenburg wie kein Zweiter geprägt. Beim Besuch seiner ehemaligen Wirkungsstätte stand der 43-Jährige naturgemäß im Mittelpunkt. Keller wurde Zeuge eines Dramas, das für die Geißböcke zum Saison-Auftakt eine herbe Enttäuschung bereit hielt. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart hatte zwar einen frühen 0:2-Rückstand aufgeholt, unterlag letztlich aber nach Elfmeterschießen mit 5:6 und ist damit bereits in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Den entscheidenden Versuch vergab Kingsley Ehizibue, vor ihm hatte auch Jeff Chabot für die Kölner verschossen.
Das Spiel im Überblick
SSV Jahn Regensburg: Stojanovic; Saller, Breitkreuz, Elvedi, Guwara (78. Kennedy); Gimber, Thalhammer; Shipnoski, Mees (78. Makridis); Owusu, Albers (114. Caliskaner).
1. FC Köln: Horn; Schmitz (101. Ehizibue), Hübers, Chabot, Pedersen (57. Hector); Skhiri; Ljubicic, Uth, Kainz (86. Maina); Adamyan (57. Thielmann), Modeste (94. Lemperle).
SR.: Brych (München).
Zuschauer: 13.236.
Tore: 1:0 Albers (18.), 2:0 Owusu (27.), 2:1 Uth (28.), 2:2 Ljubicic (63.).
Elfmeterschießen: Makridis verwandelt (3:2), Ljubicic verwandelt (3:3), Thalhammer verwandelt (4:3), Chabot scheitert an Stojanovic, Saller scheitert an Horn, Maina verwandet (4:4), Yildirim verwandelt (5:4), Thielmann verwandelt (5:5), Gimber verwandelt (6:5), Ehizibue scheitert an Stojanovic.
Gelbe Karten: Gimber, Breitkreuz, Saller, Makridis. – Uth, Hübers.
Baumgarts erste Startelf der Saison 2022/23 wies keine allzu großen Überraschungen auf. Die wohl spannendste Frage nach dem Linksverteidiger beantwortete der FC-Coach mit der Nominierung von Kristian Pedersen. Der neuverpflichtete Däne hatte mit einer stabilen Vorbereitung Eigenwerbung betrieben, während der eigentlich gesetzte Kapitän Jonas Hector nach seiner Muskelverletzung noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war. Zweiter Neuzugang in der Startelf war Sargis Adamyan. Auch für den Armenier war das Duell mit dem Jahn kein Spiel wie jedes andere. 2017 hatte die Profikarriere des Mittelstürmers unter der Regie Kellers in Regensburg begonnen.
Adamyan war es auch, der die erste Möglichkeit der Partie auf dem Schlappen hatte. Mark Uth setzte den Stürmer mit einem Chipball in den Strafraum in Szene, doch Adamyan nahm das Spielgerät nicht optimal mit und wurde geblockt (6.). Auf der Gegenseite blockte Timo Hübers gegen Saller, nachdem Jeff Chabot den Ball genau in die Mitte abgewehrt hatte (13.). Der FC verlor daraufhin für mehrere Minute komplett den Zugriff. Zunächst hatten die Kölner noch großes Glück, indem Mees das Kunststück fertigbrachte, nach einem Querpass von Owusu aus sechs Metern freistehend vorbeizuschieben (17.). Eine Minute später lag Baumgarts Elf aber zurück. Guwara hatte auf der linken Seite deutlich zu viel Platz zum Flanken und fand in der Mitte Albers, den Chabot im Rücken entwischen ließ. Timo Horn war gegen den Kopfball-Aufsetzer aus zehn Metern chancenlos.
Schwimmende Defensive
Auch beim 0:2 gab die schwimmende Defensive des Bundesligisten ein bedenkliches Bild ab. Nach einem ungewohnt leichten Ballverlust von Ellyes Skhiri auf Höhe der Mittellinie steuerte Regensburg in Überzahl auf das Kölner Gehäuse zu. Albert legte im rechten Moment raus zum mitgelaufenen Owusu, der frei vor Horn unter den Querbalken vollstreckte (27.). Der Großteil der 13.236 Zuschauer war aus dem Häuschen, die rund 2.000 mitgereisten FC-Anhänger blickten dagegen entsetzt auf den Rasen.
Der Regensburger Jubel war jedoch noch nicht verhallt, da kam FC aus dem Nichts zum prompten Anschluss. Nach einem Vorstoß über die rechte Seite gelangte der Ball zu Uth, der die hoppelnde Kugel aus 16 Metern herrlich in den Winkel drosch (28.). Das schnelle 1:2 war wichtig für das angeschlagene Nervensystem der Gäste. Bis zur Pause konnten sie das Geschehen beruhigen – ohne es zu kontrollieren. Und doch reichte drei Minuten vor dem Seitenwechsel ein langer Ball auf Mees, um es im Strafraum des FC erneut lichterloh brennen zu lassen. Chabot rettete mit der Fußspitze vor Owusu. Der FC tat sich gegen kämpferisch starke Hausherren dagegen schwer, Gefahr zu entwickeln. Vom Offensivfußball mit energischem Pressen aus der vergangenen Saison war bis dato kaum etwas zu sehen.
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Mit Beginn des zweiten Durchgangs steigerte sich der Favorit. Die Kölner schoben das Geschehen zunehmend in die Hälfte des Jahn. Mit Ausnahme eines Flachschusses von Benno Schmitz, der aus dem Hinterhalt am linken Pfosten vorbeizischte (50.), wurde der FC aber zunächst nicht richtig zwingend. Zwei Minuten später glich der inzwischen mit einer Doppelsechs agierende Bundesligist jedoch aus. Uth trieb den Ball nach vorn, Florian Kainz passte auf den mitgelaufenen Dejan Ljubicic, der aus acht Metern zum 2:2 einschob.
Regensburg verlegte sich aufs Kontern, dem Zweitligisten schienen allmählich die Körner auszugehen. Der FC wurde immer dominanter und drängte auf die Entscheidung in der regulären Spielzeit. Der eingewechselte Neuzugang Linton Maina legte Uth direkt zwei Chancen auf (86., 88.), ehe Anthony Modeste in der Nachspielzeit einen Uth-Freistoß auf den Querbalken köpfte (90.+2). Auch in der ersten Halbzeit der Verlängerung spielte nur der Bundesligist. Der auffällige Maina scheiterte an den Fäusten von Stojanovic (94.). Nachdem die Seiten erneut getauscht worden waren, schaffte es der FC jedoch nicht mehr, den Druck hochzuhalten. Regensburg konnte sich wieder mehr befreien, und so musste das Elfmeterschießen her, in dem Chabot und Ehizibue die Nerven versagten. Wie im Februar 2021 waren die Kölner im Pokal in Regensburg ausgeschieden.