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Derbysieg des 1. FC KölnVon begnadetem Talent und mit unfassbaren Tempo gesegnet

Lesezeit 4 Minuten
Jubel bei den Kölnern

So sehen Derbysieger aus: Luca Kilian, Torschütze Kingsley Schindler, Anthony Modeste, Benno Schmitz und Timo Hübers (v.l.) 

Köln – Es kann kein Zufall sein, wenn es einer Mannschaft auch am 26. Spieltag einer Saison gelingt, auf eine Niederlage keine zweite folgen zu lassen. Nun handelt es bei dieser Mannschaft auch noch um den 1. FC Köln, der vor der Spielzeit 2021/22 in der Fußball-Bundesliga zu den Teilnehmern am Abstiegskampfes gezählt wurde. Und vermieden hat dieser FC die erste zweite Niederlage in Folge am Sonntag bei Bayer 04 Leverkusen. Ein von begnadetem Talent und unfassbaren Tempo gesegneten Team, das auch dieser Saison ein berechtigter Anwärter auf die Champions League-Plätze ist.

Derby-Sieg als Resultat einer stabilen Entwicklung

Auf dem Papier gleicht der 1:0 (0:0)-Erfolg der Kölner in der BayArena also einer dieser unwirklichen Sensationen, wie sie der FC vergangenes Jahr unter Trainer Markus Gisdol in Dortmund und Mönchengladbach (jeweils 2:1) zustande gebracht hat. In der Realität aber hält das 1:0 von Leverkusen der Prüfung stand, dass es sich beim zweiten Derbysieg dieser Saison nach dem 4:1 gegen Gladbach um das Resultat einer wohl durchdachten, gut geplanten und stabil verlaufenden Entwicklung handelt.

Bundesliga-Rekord eingestellt

26 Bundesligaspiele ohne einen Elfmeter erhalten zu haben und ohne einen gegen sich gepfiffen zu bekommen. Der 1. FC Köln hat am Sonntag in Leverkusen den Rekord von Eintracht Frankfurt eingestellt. Bei den Hessen gab es in der Saison 1970/71 ebenfalls 26 Partien lang keinen Elfmeter. Der FC kann am kommenden Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) im Heimspiel gegen Borussia Dortmund alleiniger Rekordhalter werden – und das ausgerechnet in Zeiten des Videobeweises. (sam)

Jörg Jakobs erkannte jedenfalls ein Muster, als der etwas glückliche, deshalb aber nicht unverdiente Sieg durch das erste Bundesligator von Joker Kingsley Schindler (67.) feststand. „Das reiht sich ein in unsere Spiele Zuhause mit den 1:0-Siegen ein. Das wird so ein bisschen zum Muster. Immer wieder mit hohem Einsatz und heute mal wieder mit guten Wechseln“, beschrieb der FC-Sportchef die Parameter für den ersten Saisonsieg gegen ein Bundesliga-Topteam. Nachdem Sebastian Andersson einen Einwurf gekonnt verlängert hatte, bediente Dejan Ljubicic aus vollem Tempo von der Grundlinie aus mit links Schindler, der den Ball akrobatisch aus der Luft mit rechts im Tor unterbrachte. Ljubicic und Schindler hatte Baumgart keine drei Minuten zuvor eingewechselt. Auch, weil Ellyes Skhiri Gelb-Rot gefährdet war, wie der FC-Trainer hinterher erklärte.

Trainer Steffen Baumgart hat alles richtig gemacht

Baumgart hatte trotz Magen-Darm-Problemen und daraus bedingter zweimaliger Abwesenheit an der Seitenlinie während des Spiels in Spielvorbereitung und Umsetzung des Plans also alles richtig gemacht. Sein Team hatte die Werkself erst eine gute halbe Stunde lang im Klammergriff von aggressivem Anlaufen und bedingungsloser Zweikampfführung, um danach gegen die immer stärker werdenden Gastgeber mit viel Leidenschaft und etwas Glück zu verteidigen. Im richtigen Moment wechselte er mit Schindler und Ljubicic für Skhiri und Ondrej Duda Spieler ein, die mit ihren Eigenschaften neue, entscheidende Elemente ins Spiel der Kölner brachten: „Tempo, etwas Überraschung und neue Läufe“, zählte Jakobs auf.

Was auffällt an der Entwicklung des FC ist die defensive Stabilität. Und das, obwohl Steffen Baumgarts Spielidee wie keine andere für kompromisslosen Offensivfußball steht, der immer auch die Gefahr vieler Gegentreffer birgt. Der Derbysieg am Sonntag war schon das vierte 1:0 dieser Saison. Die Spieltage 17, 21, 23 und 26 sprechen im Zusammenhang mit diesen Siegen dafür, dass der FC stetig dazu gelernt hat, wie es sich im System Baumgart am besten verteidigt. Und das alles, obwohl mit Rafael Czichos und Jorge Meré zwei Innenverteidiger in der Winterpause von Bord gegangen waren.

Özcan zeigt erneut eine überragende Leistung

Der FC ist nach 26 Spieltagen mit 39 Zählern als Tabellensiebter an dem Punkt angekommen, an dem er den Klassenerhalt abhaken und unabhängig von Gegner und Spielstand auch seine entwickelten Fähigkeiten abrufen kann. „Wir wollten über die Aggressivität und Intensität kommen“, erklärte der erneut überragende Salih Özcan. „Wir können auch individuell starke Mannschaften schlagen. Sowohl hinten als auch vorne wollten wir das Spiel unbedingt gewinnen“, fügte der FC-Sechser an.

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Nächstes Opfer des FC-Selbstverständnisses soll am Sonntag der Tabellenzweite Borussia Dortmund werden. Danach folgt die letzte Länderspielpause der Saison, in der sich die Kölner neue Ziele setzen wollen. „Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr nach unten gucken. Uns wird schon etwas einfallen, wie wir es intern formulieren werden“, sagte Jakobs. Özcan preschte schon mal selbstbewusst vor: „Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen und dann oben angreifen.“ Europa kann kommen.