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Debakel beim Angstgegner1. FC Köln lässt in Hoffenheim alle seine Tugenden vermissen

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Hoffenheims Christoph Baumgartner jubelt über das 3:0.

Sinsheim – Beim 1. FC Köln hat sich seit dem 1. Juli und dem Amtsantritt von Trainer Steffen Baumgart vieles zum Positiven verändert. Die Hoffnung war also groß, dass die Geißböcke in dieser Saison endlich auch mal wieder gegen ihren Angstgegner in der Fußball-Bundesliga bestehen und etwas Zählbares einfahren können.

Doch für manche Dinge braucht es wohl etwas mehr Zeit. Die Kölner traten bei der TSG 1899 Hoffenheim jedenfalls auch mit Baumgart an der Seitenlinie so auf, wie zuletzt immer und kassierten nach der schwächsten Saisonleistung beim 0:5 (0:1) die erste richtig schmerzhafte Niederlage unter ihrem neuen Coach. Es war die siebte Bundesliga-Pleite gegen die Kraichgauer in Folge bei insgesamt 25 Gegentoren.

Tag beginnt mit schlechter Nachricht

Der Tag hatte für den FC schon mit einer schlechten Nachricht begonnen. Nach den Ausfällen von Ellyes Skhiri (Knieverletzung) und Dejan Ljubicic (Erkältung) meldete sich auch noch Jonas Hector krank. Der Kapitän, der am Montag beim Training gefehlt hatte, dann aber drei Tage bei voller Belastung auf dem Platz stand, reiste noch am Vormittag nach Köln zurück. Für ihn rückte U21-Nationalspieler Noah Katterbach nach. Die Startelf-Position von Hector hinten links besetzte Kingsley Ehizibue ein. Salih Özcan übernahm für Skhiri den Part auf der Sechs und Jan Thielmann rückte für Ondrej Duda ins Team.

Das Fehlen der beiden wohl wichtigsten FC-Feldspieler Hector und Skhiri machte sich zum Leidwesen der 4000 mitgereisten Fans bemerkbar. Die Kölner fanden nicht überhaupt nicht die Intensität, die sie in dieser Saison unter Trainer Steffen Baumgart zur „Mannschaft der Stunde“ hat werden lassen und agierten gegen eine eigentlich verunsicherte TSG-Elf ungewohnt zurückhaltend.

Dabei hatte 1899-Coach Sebastian Hoeneß in den zwei Wochen nach dem 1:3 in Stuttgart auf 13 seiner Spieler verzichten müssen, die mit ihren Nationalteams unterwegs waren. 717 Länderspielminuten sammelten die sechs Hoffenheimer, die in der Startelf standen. Zum Vergleich: Baumgart stellte mit Florian Kainz nur einen Nationalspieler auf, der in der WM-Qualifikation 90 Minuten für Österreich aktiv war.

Bezeichnende Partie für den Abend

Gleich die erste nennenswerte Szene der Partie war aus FC-Sicht bezeichnend für den ganzen Abend. Rafael Czichos, der Hector als Kapitän vertrat, leistete sich von der linken Abwehrseite einen haarsträubenden Ball, den er beim Videostudium in den nächsten Tagen wohl selbst nicht verstehen wird. Seine Bogenlampe über 20 Meter zurück in den eigenen Strafraum fand Andrej Kramaric. Der Kroate zog mit dem zweiten Kontakt wuchtig ab, fand seinen Meister aber in FC-Keeper Timo Horn, der mit seiner rechten Hand den Ball reaktionsschnell zur Ecke abwehrte (8.).

Die Kölner fanden nur langsam ins Spiel. Als sie sich in der veränderten Formation nach einer halben Stunde etwas sortiert hatten, gerieten sie in Rückstand. Die Hoffenheimer durften sich unbehelligt über rechts nach vorne kombinieren. Der bislang in dieser Spielzeit verhinderte Kramaric betätigte sich schließlich zum fünften Mal als Vorlagengeber und fand Ilhas Bebou, den Jorge Meré und Benno Schmitz nicht richtig übergeben hatten (31.). Das ging viel zu einfach.

Im Vergleich zur zweiten Hälfte waren die ersten 45 Minuten aus Kölner Sicht aber noch richtig gut. Nach zwei Ecken für den FC in den ersten beiden Minuten nach dem Wechsel brach das Unheil über die seltsam passiven Gäste herein. Beim 2:0 von Bebou musste Özcan gegen Christoph Baumgartner Lehrgeld zahlen. Anschließend schaute die gesamte FC-Abwehr dabei zu, wie die Hoffenheimer ihrer Nummer 9 am Fünfmeterraum für sein Tor mit der Hacke freispielten (49.). Der Treffer wirkte sofort nach. Wieder durften sich die Hausherren im Strafraum die Bälle zu spielen, bis Baumgartner zum Doppelschlag ausholte und auf 3:0 erhöhte (51.). Es war wie immer gegen die TSG, die Kölner ergaben sich in ihr Schicksal.Baumgart reagierte und wechselte nach 56 Minuten dreifach. Es nütze nichts. Das Spiel und seine Mannschaft waren an diesem kühlen Herbstabend verloren.

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Auch, weil die Hoffenheimer das Spiel nutzten, um sich zu beweisen, dass sie viel besser sind, als die acht Punkte nach sieben Spieltagen es vermuten lassen. Das Hoeneß-Team nutzte weiter gnadenlos fast jeden der vielen Kölner Fehler aus. Dennis Geiger erhöhte auf 4:0, nachdem Salih Özcan den Ball an Georgino Rutter verloren hatte (74.). Nach einem Kramaric-Freistoß an die Latte (82.) setzte Innenverteidiger Stefan Posch per Kopf den Schlusspunkt und ließ konsternierte Geißböcke zurück. „Die Hoffenheimer haben genau die Tugenden an den Tag gelegt, die wir normalerweise zeigen. Wir waren in den Zweikämpfen nicht aggressiv genug und immer einen Schritt zu spät. Das war heute von allem zu wenig“, ordnete Rafael Czichos die Dinge sachlich richtig ein. Hoffenheim: Baumann; Kadarabek (35. Richards), Posch, Akpoguma, Raum (81. Skov); Samassekou, Grillitsch; Geiger (81. Bruun Larsen), Kramaric, Baumgartner (72. Rudy); Bebou (72. Rutter). – 1. FC Köln: T. Horn; Ehizibue (75. Katterbach), Meré (56. Kilian), Czichos, Schmitz; Özcan; Thielmann (79. Lemperle), Uth, Kainz (56. Schaub); Modeste, Andersson (56. Duda). – SR.: Reichel (Stuttgart). – Zuschauer: 14.309. – Tore: 1:0 Bebou (31.), 2:0 Bebou (49.), 3:0 Baumgartner (51.), 4:0 Geiger (74.), 5:0 Posch (87.). – Gelbe Karten: Kadarabek.