Berlin – Die Zuschauer kehren in die Stadien zurück – und doch schlägt der Fußball Alarm. Nach zwei Jahren Pandemie sorgen die finanziellen Nöte für Existenzängste. Dazu lieferten die Europäische Fußball-Union und die Deutsche Fußball Liga besorgniserregende Zahlen. DFL-Chefin Donata Hopfen schreibt von Verlusten von 1,3 Milliarden Euro für den deutschen Fußball in drei Corona-Spielzeiten.
Angesichts dieser Zahlen hat der Beschluss, zukünftig wieder bis zu 10.000 Fans bei einer Auslastung von maximal 50 Prozent bei Großveranstaltungen zuzulassen, eher Auswirkungen auf den Geräuschpegel in den Arenen als auf die leeren Konten der Clubs.
Hertha-Manager Fredi Bobic meint: „Das kann nur der Anfang sein, es muss viel, viel schneller gehen.“
NRW setzt sofort um, andere Länder zögern
Während in Nordrhein-Westfalen der Beschluss gleich in der Corona-Schutzverordnung des Landes angepasst wurde, lassen sich andere Länder mehr Zeit. In Niedersachsen bleibt es bei einer Begrenzung von 500 Personen. In Berlin und Baden-Württemberg soll erst in der nächsten Woche über die Neuerungen beraten werden.
Ticket-Ansturm
Die FC-Homepage war überlastet, der Ansturm der Dauerkartenfans riesig: Nach gut zehn Minuten waren am Donnerstagnachmittag alle kurzfristig zur Verfügung gestellten 10 000 Tickets für das Heimspiel des 1. FC Köln gegen den SC Freiburg vergriffen. Der FC vergab die Karten ab 14 Uhr nach Reihenfolge des Bestelleingangs an vollständig geimpfte oder genesene Fans. Wer älter als 16 Jahre ist und nicht geboostert, muss am Samstag zudem einen negativen Antigentest oder PCR-Test vorlegen. (sam)
Der Widerstand im Fußball regt sich, nachdem die Liga die Einschränkungen fast zwei Jahre lang klaglos mitgetragen hatte. Doch gerade der Blick über die Landesgrenzen lässt die Vereine befürchten, abgehängt zu werden. So sieht Hopfen „in Zeiten deutlich vollerer Stadien in England, Frankreich, Italien und Spanien auch massive Auswirkungen auf den internationalen Wettbewerb“.
Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle hatte zuletzt schon berichtet, dass man in eine Phase komme, die wirtschaftlich nicht lange auszuhalten sei. Daher hofft er, „dass diese Beschränkung auf 10.000 Fans der Ausgangspunkt einer dynamischen Entwicklung in den kommenden Wochen ist“.
Was die Pandemie angerichtet hat, dokumentierte die UEFA in einer Studie von über 700 Vereinen aus den 54 Top-Ligen. Nach Verlusten in Höhe von rund drei Milliarden Euro im Jahr 2020 kamen weitere vier Milliarden in 2021 hinzu.
Die größten Verluste resultierten in Höhe von 4,4 Milliarden Euro aus den fehlenden Ticketeinnahmen. Die Sponsoring-Einbußen beliefen sich auf 1,7 Milliarden Euro, dazu schlugen Verluste aus den TV-Rechten in Höhe von rund 900 Millionen Euro noch zu Buche.
Festgehalten wurde auch: Trotz der Verluste sind die Spielergehälter um zwei Prozent pro Jahr gestiegen. Damit machte dieser Posten 56 Prozent der Einnahmen aus. Zum Vergleich: 2013 wurden 42 Prozent der Einnahmen für die Spielergehälter verwendet. So ist der Ernst der Lage vielen Verantwortlichen noch nicht bewusst. (dpa)