Köln – Dejan Ljubicic war eine gewisse Unzufriedenheit anzumerken. „Es ist schade, dass wir keinen Sieg mitgenommen haben“, befand der Mittelfeldspieler des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln in der Nachbetrachtung des 1:1-Unentschiedens beim SC Freiburg – und ergänzte dann mit hörbarem Seufzer: „Wir wollten unbedingt die drei Punkte. Am Ende ist es nur ein Punkt geworden.“
Die Wehmut des österreichischen Nationalspielers hing sicherlich eng zusammen mit dem aus Kölner Sicht unglücklichen Zustandekommen der Punkteteilung an der Dreisam. Nach Anthony Modestes erneutem Kopfballtreffer (34.) hatte der FC bis kurz vor Schluss in Führung gelegen, ehe ein Eigentor von Rafael Czichos in der 89. Minute doch noch den dritten Sieg im vierten Spiel kostete.
„Dass das Tor so spät fällt, tut ein bisschen weh“, räumte Kapitän Jonas Hector ein. Das Hadern der Kölner Spieler über den verpassten Sieg bei Angstgegner Freiburg ist zugleich Ausdruck eines veränderten Anspruchsdenkens, für das Steffen Baumgart innerhalb kurzer Zeit am Geißbockheim gesorgt hat.
Der Stil des Vorgängers Gisdol scheint vergessen
Der im Sommer angetretene FC-Coach hat den letztjährigen Fast-Absteiger nämlich nicht nur von mutigem, herzerfrischendem Offensivfußball überzeugt, der nichts mehr zu tun hat mit dem auf Fehlervermeidung bedachten Stil seines Vorgängers Markus Gisdol. War der Schwabe nicht müde, das Vorhaben Klassenerhalt gebetsmühlenartig zu wiederholen, platzierte Baumgart die Messlatte mit dem ausgerufenen zwölften Platz als Mindestziel ungleich höher. Auch wenn die personellen Veränderungen recht überschaubar ausfielen, ist das Kölner Team in seinem gesamten Auftreten nicht wiederzuerkennen. Was vor allem damit zu tun hat, dass Baumgart attackieren und selbst gegen vermeintlich stärkere Gegner auf Sieg spielen lässt. Die Intensität, die der frühere Stürmer von seinen Spielern erwartet, lebt er an der Seitenlinie selbst vor. Damit hat er in Windeseile den Weg in die Herzen der gebeutelten Kölner Anhängerschaft gefunden.
Allem Anschein nach ist Baumgart mit seiner Idee und seiner Art auch in die Köpfe der Kölner Mannschaft vorgedrungen. In das Bild eines forscheren, ambitionierter denkenden FC passte, dass nach dem Abpfiff in Freiburg vor allem darüber diskutiert wurde, warum es nicht gelungen war, an den dominanten ersten Durchgang anzuknüfen. „Wir waren auch gegen den Ball nicht mehr so aktiv“, haderte Jonas Hector. Und Dejan Ljubicic fügte selbstkritisch an: „In der zweiten Halbzeit war es ein bisschen wenig von uns. Wir werden analysieren, was wir falsch gemacht haben.“
Vizemeister Leipzig kommt
Steffen Baumgart zeigte sich mit dem Punkt bei heimstarken Freiburgern zwar grundsätzlich „sehr zufrieden“. Der FC-Coach machte aber ebenfalls kein Geheimnis daraus, dass er die Führung liebend gerne über die Ziellinie gerettet hätte. „Natürlich ärgern wir uns, dass das Gegentor am Ende gefallen ist“, sagte der 49-Jährige. Nach einer Gelb-Roten Karte für Florian Kainz (74.) habe „etwas Klarheit und Frische“ gefehlt. „Wenn wir in der Freiburger Drangphase mutiger agiert hätten, hätten wir die Konter besser ausgefahren.“
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Vor dem Heimspiel am Samstagabend (18.30 Uhr, Rheinenergiestadion) gegen den schwach gestarteten Vizemeister RB Leipzig stehen beachtliche sieben Punkte aus vier Spielen und Rang sieben auf der Habenseite. Das sind sechs Zähler mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt, als sich die Kölner direkt im Keller wiedergefunden hatten. „Damit können wir leben“, meinte Jonas Hector. „Vor der Saison hätten wir das so unterschrieben.“ Das wiederum klang fast ein wenig zurückhaltend.