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2:2 in MünchenLeverkusen hat Gewissheit, mit Bayern auf Augenhöhe zu sein

Lesezeit 3 Minuten
Leverkusen's Exequiel Palacios celebrates after scoring his side's second goal during the German Bundesliga soccer match between Bayern Munich and Bayer 04 Leverkusen, at the Allianz Arena stadium in Munich, Germany, Friday, Sept. 15, 2023. (AP Photo/Matthias Schrader)

Leverkusens Exequiel Palacios bejubelt seinen späten 2:2-Ausgleichstreffer in München.

Bayer 04 Leverkusen bleibt Tabellenführer der Fußball-Bundesliga und sieht sich in der Lage, dem FC Bayern München in dieser Saison Paroli bieten zu können.

Die Zeit der Leisetreter ist bei Bayer Leverkusen wohl vorbei. Egal wie üppig das Potenzial ihrer Mannschaften in den vergangenen Dekaden war, die größtmöglichen Ambitionen wurden oft unter den Tisch gekehrt und so überraschte es kaum, dass selbst Trainer wie Jupp Heynckes oder Roger Schmidt und Spieler wie Toni Kroos oder Kai Havertz bei der Trophäen-Vergabe final in der Zuschauerrolle steckenblieben. Nach dem leistungsgerechten 2:2 (1:1) beim FC Bayern schlug Granit Xhaka nun andere Töne an: „Ich glaube ja“, antwortete der neue Leader auf die Frage, ob Bayer 04 denn fähig sei, über die komplette Saison mit dem Branchenprimus mitzuhalten.

Nach vier Bundesliga-Spieltagen sei es zwar „noch sehr früh, so groß zu reden“, schränkte er noch ein. Die Klarheit und das Selbstbewusstsein in seinen Worten, zeugen aber von Klasse. Der 30-Jährige legte einerseits die Vorzüge des eigenen Spiels offen. Etwa die Reaktion auf die druckvoll, dynamische Anfangsphase der Münchner, die etliche Leverkusener Ballverluste und das vierte Standard-Gegentor dieser Saison durch Harry Kane (7.) erzwangen. „Danke an die Mannschaft, dass wir da zurückgekommen sind“, war Xhaka froh. Schließlich hatte er den britischen Goalgetter vor dem Kopfball zum 0:1 selbst aus den Augen verloren.

Gala von Lukas Hradecky

Dann justierten die Leverkusener aber ihre Positionen, um Joshua Kimmichs Kreise im Aufbau einzugrenzen und die eigenen Außenbahnen besser zu bespielen. Von der linken Schiene rückte Alejandro Grimaldo ins Zentrum des Geschehens. Im Duell der gestreckten Beine war er einen Tick früher dran als Thomas Müller, bekam deswegen den Freistoß, den er spektakulär ins rechte, obere Eck setzte (24.).

Dem 1:1 hätte der nächste Neuzugang, Victor Boniface weitere Treffer folgen lassen können. Die individuelle Klasse der Bayern blitzte aber immer wieder auf. Es brauchte einen blendend aufgelegten Lukas Hradecky, um den neuerlichen Rückstand zu verhindern. Dass der finnische Torwart in seinem sechsten Jahr vom Wackelkandidaten zum Punktegaranten werden kann, zeigte er mehrfach, vor allem aber bei seiner Fußabwehr gegen Harry Kane (57.).

Respekt, dass wir in München zweimal zurückkommen.
Granit Xhaka, Mittelfeldspieler Bayer Leverkusen

Das Pendant zu dieser Großchance war Florian Wirtz Pfostentreffer auf der Gegenseite (78.). Auch Mathys Tels Solo-Vorlage zu Leon Goretzkas 2:1 ergab nur einen kleinen Knacks im Bayer-Kollektiv (87.). „Respekt, dass wir in München zweimal zurückkommen“, lobte Xhaka die mentale Stärke, genau wie den kühlen Kopf von Jonas Hofmann. Dieser verhielt sich an der Strafraumgrenze geschickter als Alphonso Davies. So deutete Schiedsrichter Daniel Schlager nach VAR-Eingriff die Wadenberührung von harmlos zu elfmeterwürdig um. Exequiel Palacios, der nach seinem Länderspieleinsatz für Argentinien in Halbzeit eins noch Robert Andrich den Vorzug gelassen hatte, verwandelte sicher zum Endstand (90.+4).

Alonso lobt seine Mittelfeldspieler

„Wenn man bessere Mittelfeldspieler hat, spielt die Mannschaft auch besser“, lobte Xabi Alonso seine verlängerten Arme auf dem Platz. Neben Andrich und Palacios war es vor allem Xhaka, der dem Topspiel seinen Stempel aufgedrückt hatte. Dieser habe von Tag eins „großen Einfluss“ genommen, lobte Alonso den Schweizer für dessen Verhalten. Sein Königstransfer von Arsenal London sei ein „sehr wichtiges“ Teil im Erfolgspuzzle, stellte der Spanier an alter Wirkungsstätte klar. Dass sein Ex-Klub den kompletten Transfersommer über eine Xhaka-ähnliche „Holding Six“ gesucht, aber nicht gefunden hatte, erhöht die Chancen der Werkself, lange auf Augenhöhe mit dem Rekordmeister zu marschieren. „Wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben, hart arbeiten und dann schauen wir mal, wo wir am Ende stehen.“