Bayer Leverkusen ist mit einem 3:2-Auswärtssieg bei Borussia Mönchengladbach erfolgreich aus der zehnwöchigen Winterpause gekommen und konnte sich mit dem vierten Sieg in Folge auf Platz neun der Tabelle vorschieben.
Bayer LeverkusenWerkself schiebt sich mit 3:2 in Gladbach auf Platz neun
Von Andreas Morbach
Zum Start ins neue Fußballjahr hatte Florian Wirtz einen dicken, schwarzen Schal eingepackt. Zehn Monate nach seinem Kreuzbandriss war der Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft für die Heim-EM 2024 eigentlich bereit für sein Pflichtspiel-Comeback. Das Gastspiel seiner Leverkusener im Borussia-Park nahm Wirtz aber dennoch erst einmal von der Ersatzbank auf – wo er sich den wärmenden Schal eng um den Hals und vor den Mund wickelte. Die Augen immerhin blieben unbedeckt, und so hatte der 19-jährige Wirtz, der in der 75. Minute schließlich ins Spiel kam, freien Blick auf den gelungenen Wiedereinstieg der Werkself – der in Mönchengladbach ein knapper 3:2-Erfolg glückte.
Comeback von Florian Wirtz erst in der 75. Minute
Dass es trotz eines komfortablen 3:0-Vorsprung noch eng wurde mit dem vierten Leverkusener Bundesligasieg en bloc, missfiel Lukas Hradecky erkennbar. „70 Minuten waren richtig gut, aber dann ist irgendetwas passiert. Vier Minuten länger – und es wäre vielleicht anders ausgegangen“, grantelte Bayers Schlussmann über die beiden späten Borussen-Tore durch Lars Stindl – die allerdings nicht verhindern konnten, dass die Leverkusener den Gladbachern im Tableau nun bis auf einen Punkt auf die Pelle gerückt sind.
Anders als Florian Wirtz offenbarte Christoph Kramer seine Art, mit den frostigen Temperaturen umzugehen, bereits kurz vor dem Anpfiff. Bei der Seitenwahl mit seinem Leverkusener Pendant Hradecky trug Borussias Kapitän zum Schutz gegen die Kälte noch eine Trainingsjacke – um sich anschließend gemeinsam mit seinen Offensivkollegen immer wieder in Bayers Abwehr zu verrennen.
Bakker, Adli und Amiri treffen für Bayer 04
Das fehlende Tempo im Auftritt seiner Mannschaft, das bereits beim Spielaufbau am eigenen Strafraum einsetzte, mahnte Gladbachs Cheftrainer Daniel Farke nach einer Viertelstunde erstmals lautstark an. Und als sich der Franzose Alassane Pléa kurz darauf leicht verletzt auf dem Boden krümmte, adressierte er seine Grundsatzkritik persönlich an die Verteidiger Kou Itakura und Stefan Lainer. Besser wurde der Auftritt der Niederrheinischen dadurch nicht. Ganz im Gegenteil: Nach dem eher langatmigen Einstieg forcierten die Leverkusener ihre Angriffsbemühungen erkennbar – und stürzten ihre Gegner dadurch prompt von einer Verlegenheit in die andere.
Die zunehmende Dominanz des Bayer-Ensembles brachte raschen Ertrag: In der 21. Minute sprintete Jeremie Frimpong auf der rechten Seite auf und davon. Sein anschließender Schuss wurde zunächst geblockt, landete dann aber bei Adam Hlozek. In Mittelstürmerposition entschied sich der Tscheche gegen einen Pass auf den freistehenden Mitchel Bakker – und für einen Linksschuss aus der Drehung. Der landete am Pfosten, von wo er doch noch Linksverteidiger Bakker vor die Füße rollte. Der 22-jährige Niederländer schob die Kugel problemlos über die Linie – und beim anschließenden Jubel vergaß er nicht, den rechten, von einem Handschuh geschützten Zeigefinger demonstrativ auf seine Lippen zu legen. Als unmissverständliches Zeichen an die Fans in der Gladbacher Nordkurve, die ihn wegen eines Fouls in der Anfangsphase zuvor bei jeder Ballberührung ausgepfiffen hatten.
Stindls Doppelpack in der Schlussphase
Buhmann Bakker, dem bis zur Pause bei aussichtsreichen Kontern noch zwei Fehlpässe unterliefen, hatte also zumindest in dieser Szene seinen Spaß. Ebenso wie seine Teamkollegen Amine Adli und Frimpong zwei Minuten vor dem Pausenpfiff: Wieder schaltete das Team von Xabi Alsonso schneller als das Rasenpersonal der Borussia, deren Innenverteidiger Nico Elvedi sich zunächst bei einem von Hlozek verlängerten Ball auf Adli verschätzte – und dem flinken Leverkusener anschließend vergeblich hinterher hechelte.
An Gladbachs neuem Keeper Jonas Omlin vorbei vollendete Adli zum 2:0, ehe er Mitspieler Frimpong gleich darauf seinen Rücken zum munteren Bockspringen anbot. Frimpong ließ sich nicht zweimal bitten – ebenso wenig wie der eingewechselte Nadiem Amiri, der Mitte der zweiten Halbzeit mit einem Rechtsschuss von der Strafraumgrenze den dritten Treffer für Bayer beisteuerte. Die Hausherren waren im rheinischen Duell endgültig düpiert. Der in der 56. Minute ins Spiel gekommene Stindl machte die Partie mit zwei Treffern in der Schlussphase zwar noch einmal spannend, den missglückten Gladbacher Start ins neue Jahr konnte aber auch er nicht mehr abwenden.