Andrich gehörte vergangene Saison zu den Führungsspielern bei Bayer. Nach seinem Fußbruch muss er sich aktuell mit einem Bankplatz begnügen.
Nach langer VerletzungspauseBayer-Sechser Robert Andrich kämpft um seinen Stammplatz
Ohrenbetäubend laut war es im Stadio Olimpico und doch nahm Robert Andrich das leichte Knacken in seinem linken Fuß deutlich wahr. „Ich habe diesen Tag aus dem Kalender gestrichen“, spricht Bayer Leverkusens Mittelfeldmotor vier Monate nach dem Europa-League-Halbfinale in Rom über die erste schwere Verletzung seine Karriere. Obwohl unerfahren auf dem Gebiet der Mittelfußfrakturen, habe er sofort gespürt, dass etwas nicht in Ordnung ist.
„Es war nicht einfach mit der Situation klarzukommen“, gesteht der 28-jährige Berliner nun. Als Führungsspieler hatte er nicht nur den Endspurt der Vorsaison, sondern auch weite Teile der Sommervorbereitung verpasst. „Wenn du siehst, dass die Mannschaft sich schon gut bewegt, du aber noch ziemlich weit weg bist, muss man damit erstmal umgehen“, sagt der Zentrumsspieler.
Nach seinem ersten, unvorhergesehen frühen Testspieleinsatz am 2. August in Marseille, signalisierte ihm Xabi Alonso auch mit Einwechslungen im DFB-Pokal (ein Assist beim 8:0 gegen Ottensen) und steigenden Minutenzahlen als Bundesliga-Joker gegen Leipzig (15), Gladbach (20) und Darmstadt (25)
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Bundesliga 1. FC Köln sieht Spiel gegen Aufsteiger Preußen Münster als Charaktertest
- Frauenfußball Jacqueline Dünker soll beim 1. FC Köln nach Entlassung von Daniel Weber mentale Blockade lösen
- Trainerentlassung 1. FC Köln trennt sich vom Trainer der Fußballerinnen
- Krise der FC-Frauen Sportchef Keller schweigt zur Trainerfrage
- Nach FC St. Pauli Nächster Bundesligist verlässt Musks Plattform X
- Frauenfußball Fans des 1. FC Köln fordern nach 1:4 gegen Bremen Rauswurf von Trainer Daniel Weber
- Basketball Rheinstars Köln bleiben nach souveränem Sieg Spitzenreiter
Alonsos personelle Luxusprobleme
Zufrieden kann Andrich trotzdem nicht sein: „Ich hoffe, dass es demnächst mehr wird“, geht sein Blick mitten in der Länderspielpause voraus auf die heiße Phase mit Bundesliga, Europa-League und nationalem Pokal. Vor allem im Oktober, November und Dezember wird es um einen guten Rhythmus bei allen Spielern im Kader gehen. „Es gibt ja noch andere in der Mannschaft, die wie ich, nicht zufrieden sind“, gibt er zu bedenken. Generell sei es beim Tanz auf drei Hochzeiten wichtig, Spieler hinter der ersten Elf zu haben, die darauf brennen zu spielen. „Ich glaube es geht nicht nur um die Breite im Kader“, vergleicht Andrich die Vorsaison mit den neuen personellen Luxusproblemen für Coach Alonso, „sondern darum, dass die Leute, wenn sie eingesetzt werden, auch Leistung bringen.“
Auf seiner Position ist mit Granit Xhaka ein Platzhirsch dazu gekommen und auch Exequiel Palacios weltmeisterliche Leistungen garantierten den Sprung an die Tabellenspitze. „Die Jungs haben es gut gemacht, da kann ich nicht viel meckern“, sieht er ein und drängt vor dem Topspiel am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) beim FC Bayern München doch auf einen Einsatz. „Pala kommt als Letzter wieder“, gibt er die komplizierte Rückreise des Argentiniers vom Länderspiel in Bolivien und dessen Ankunft am Donnerstag zu bedenken. „Da sollte die Möglichkeit für einen Einsatz höher sein als in den letzten drei Wochen.“
Als zentraler Mann in der Dreier-Abwehrkette hatte Andrich schon beim letzten Coup gegen den Rekordmeister (2:1 im März) eine besondere Rolle gespielt und traut sich auch für das Duell als Erster beim Zweiten alles zu. „20, 30 Minuten können anstrengender als ein ganzes Spiel sein“, meint er, „wenn du anfängst, gehst du so ein Spiel anders an.“
90 Minuten könnten also drin sein und Bayers Nummer acht möchte „alles raushauen“. Zwar sollte die eigene Tabellenführung vor dem vierten Spieltag nicht überbewertet und die Unruhe beim punktgleichen Gegner ignoriert werden. „Wir werden aber versuchen, auf Sieg zu spielen“, kündigt der „Aggressive Leader“ an. Unabhängig von der Konstellation sei das der Anspruch. Er jedenfalls habe in der Länderspielpause alles für das richtige Fitnesslevel getan. Der 15. September sollte also nicht aus dem Kalender gestrichen, sondern für Leverkusen zu einem denkwürdigen Tag werden. „Freitagabend, Flutlicht, das wird ein geiles Spiel.“