Bayer Leverkusen steht dank einer starken Willensleistung im Halbfinale des DFB-Pokals und träumt vom ersten Titel seit 1993.
DFB-PokalLeverkusen gewinnt mit Herz und Seele
Jonathan Tah stand da und konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. Es gab in diesem Moment nach dem großartigen 3:2 (0:1)-Erfolg von Bayer 04 Leverkusen im Viertelfinale des DFB-Pokals so viele Dinge, über die sich der Innenverteidiger der Werkself gleichzeitig freute. Da war an erster Stelle sein Siegtor in der 90. Minute, aber auch der Geburtstag seiner Mutter, die unter den 30.210 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften BayArena mitjubelte. Und natürlich freute Tah sich über die Art und Weise, mit der Bayer 04 auch im 30. Pflichtspiel der Saison 2023/24 ohne Niederlage geblieben war.
„Es war sehr emotional, ein toughes Spiel. Wir sind über unseren Willen, unseren Kampfgeist, über Siegermentalität gekommen“, beschrieb der 27-Jährige seine Gefühle und schickte einen Gruß an seine Mama: „Dass sie an ihrem Geburtstag da war, macht es noch mal extra schön und noch bedeutsamer für mich. Ich freue mich, dass ich ihr solch ein Geburtstagsgeschenk machen konnte.“
Geburtstagsgeschenk für die Mutter
Ihre Anwesenheit pushte Tah zu der mentalen Energieleistung, die er in der 90. Minute für sein Kopfballtor benötigte. Nach einem bereits abgewehrten Eckball servierte Florian Wirtz dem Innenverteidiger eine perfekte Flanke an den Stuttgarter Fünfer, die der einlaufende Tah als Aufsetzer verwertete: „Ich wollte den Ball unbedingt haben. Mein Gedanke war: Ich mache den rein. Egal wie. Man muss aber auch sagen, dass Flo mir einen überragenden Ball spielt.“
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Die Mentalitätsmonster von der Dhünn hatten es also wieder getan. Nach dem 1:0 in Augsburg und dem 3:2 in Leipzig war der Triumph über bärenstarke Stuttgarter der dritte Last-Minute-Sieg im Kalenderjahr 2024. „Das macht uns gerade aus. Wir spielen gegen einen guten Gegner, können nicht alles umsetzen, aber glauben an uns, haben den Willen und die Überzeugung, so ein Spiel trotzdem zu gewinnen“, sagte Tah. Bayer-Sportchef Simon Rolfes kann von dieser Mentalität gar nicht genug bekommen: „Absoluter Siegeswille, das Herz auf dem Platz zu lassen, alles zu geben und füreinander zu kämpfen“, zählte Rolfes die besten Eigenschaften der Leverkusener auf.
Eigenschaften, die den Ex-Leverkusener Nationalspieler Patrick Helmes kürzlich dazu veranlasst haben, Bayer Leverkusen in „Bayern Leverkusen“ umzutaufen. Eine nicht allzu weit hergeholte Namensgebung, denn bislang waren es im deutschen Fußball ja immer die Münchner, die die Dinge ganz am Ende in ihre Richtung ziehen konnten.
Xabi Alonso kennt dieses Bayern-Sieger-Gen aus eigener Erfahrung als Spieler beim Rekordmeister: „Es ist die DNA des FC Bayern, Spiele zu gewinnen“, sagte Leverkusens Trainer. Mit Blick auf das direkte Duell am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) in der BayArena im Bundesliga-Gipfel um die Tabellenspitze sendete er deshalb eine Botschaft gen Süden, die wie eine Warnung klang: „Es ist die DNA meiner Mannschaft, auf solche Momente vorbereitet zu sein.“
Wie am Dienstag gegen ein VfB-Team, das Bayer zum zweiten Mal nach dem 1:1 im Bundesliga-Duell alles abverlangte und nach einer überzeugenden Leistung genauso gut als Sieger vom Platz hätte gehen können. „Das war unser bester Gegner in der BayArena in dieser Saison. Großes Lob“, zollte Alonso den Gästen seinen Respekt. Und war mächtig stolz, dass sein Team trotzdem einen Weg gefunden hatte, das vorweggenommene Pokal-Finale auf seine Seite zu ziehen: „Mal gewinnen wir mit Kontrolle, mit Struktur, mit Qualität. Diesmal haben wir mit Herz und Seele gewonnen“, erklärte der Spanier stolz.
Adli widmet das 2:2 seiner verstorbenen Mutter
Er selbst hatte großen Anteil daran, dass die gnadenlos anlaufenden Stuttgarter trotz zweimaliger Führung durch Waldemar Anton (11.) und Chris Führich (58.) nicht ins Halbfinale einzogen. Alonso ließ zum einen Robert Andrich auf dem Feld, obwohl sein Sechser am Rande des Platzverweises wandelte und in der 37. Minute nach einem Foul an Enzo Milllot zum zweiten Mal Gelb hätte sehen müssen. Andrich war es dann, der mit einem Traumtor aus 20 Metern für das 1:1 sorgte (50.).
Zudem wechselte der Bayer-Coach in der 64. Minute Amine Adli ein. Der Marokkaner war erst 120 Sekunden auf dem Platz, als er in seinem ersten Spiel nach dem Afrika-Cup loslief und einen genialen Pass von Wirtz zum 2:2 verwertete (66.). Adlis Blick und Arme bewegten sich in Richtung Himmel. Den Treffer widmete er seiner Mutter Fatima, die erst im Januar verstorben war.
Entscheidende Vorlagen von Florian Wirtz
Neben den drei Torschützen war wieder einmal Florian Wirtz der Wegbereiter des Erfolgs. Der 20-Jährige litt zwar lange unter dem effektiven Stuttgarter Pressing, lief aber mehr als 13 Kilometer und bereitete das 2:2 und das 3:2 genial vor. „Da geht einem das Herz auf, weil er ein fantastischer Fußballer ist. Was mich immer wieder an ihm freut, ist dieser Biss, dieses nie Aufgeben“, lobte Rolfes den Jung-Nationalspieler. Wohl wissend, dass die Leverkusener durch den Viertelfinalsieg dicht dran sind an ihrem ersten Titelgewinn seit 1993 und sich zudem ab sofort voll auf den Showdown mit den Bayern konzentrieren können.