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3:0-SiegBayer Leverkusen mit Machtdemonstration gegen Bayern München

Lesezeit 4 Minuten
Leverkusens Jeremie Frimpong (2.v.l) jubelt über das Tor zum 3:0.

Leverkusens Jeremie Frimpong (2.v.l) jubelt über das Tor zum 3:0.

Bayer Leverkusen lässt Bayern München im Topspiel keine Chance. Die Rheinländer haben jetzt fünf Punkte Vorsprung auf den amtierenden Meister.

Die Wachablösung im deutschen Fußball-Oberhaus hat am Samstagabend im Rheinland stattgefunden. Was im Vorfeld des 21. Spieltags als Spitzenspiel der bisherigen Bundesliga-Saison deklariert worden war, entwickelte sich in Bayer Leverkusens ausverkaufter Heimspielstätte zu einer Machtdemonstration gegen den amtierenden Meister.

Mit 3:0 (1:0) fertigte die Werkself den großen FC Bayern München ab und hat an der Tabellenspitze nun fünf Punkte Vorsprung. „Wir wussten, dass wir gut sind“, gab sich Simon Rolfes nach dem vermeintlichen „Meisterstück“ betont ruhig, „die Bayern haben natürlich auch eine gute Mannschaft, aber wir haben heute gezeigt, was in uns steckt“, fuhr der Geschäftsführer fort.

Fans werfen Kamelle aufs Spielfeld

Tatsächlich waren alle Leverkusener Pläne aufgegangen, während die Münchner von Pfiffen begleitet aus der BayArena schleichen mussten. Im Topspiel hatte Xabi Alonso auf Patrik Schick im Sturm genauso verzichtet, wie auf Jonas Hofmann und Jeremie Frimpong im Mittelfeld.

Nachdem die Fans mit aufs Spielfeld geworfenen Kamelle ihren Unmut gegenüber einem Investoreneinstieg zum Ausdruck gebracht hatten, knisterte die Stimmung im weiten Rund und das große Duell konnte mit achtminütiger Verzögerung beginnen.

Bayern-Leihgabe erzielt das 1:0 für Bayer Leverkusen

Zunächst schien es so, als ginge der Schachzug von Thomas Tuchel auf, der seiner Mannschaft im 3-4-3-System frühes Angriffspressing verordnet hatte. Leverkusen, das mit Nathan Tella, Amine Adli und Florian Wirtz als Offensivtrio zum blitzschnellen Umschalten bereit war, konnte das gegnerische Pressing selten auflösen und war zu langen Bällen ohne körperlich robusten Abnehmer gezwungen.

In der mittleren und vorderen Spielzone wurde die Werkself aber mit zunehmender Spielzeit immer dominanter und hätte durch Adli, der nach einem Querschläger von Dayot Upamecano frei vor Manuel Neuer auftauchte, treffen können (11.). Auf der Gegenseite gelang Goretzka nach einer hohen Münchner Balleroberung die erste Torannährung (13.).

Richtig gefährlich wurde es im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit aber nur noch auf der Gegenseite: Florian Wirtz fand die Lücke für Adli, der der Bayern-Defensive entwischte und Neuer erneut prüfte (17.). Nach dessen Parade klärte Upamecano zum Einwurf, den die Gäste wie eine Schülermannschaft verteidigten und Bayer 04 zur Führung einluden: Ohne Gegnerdruck konnte Andrich den Ball von links hart und quer durch den Strafraum geben und fand dort ausgerechnet Josip Stanisic.

Die Bayern-Leihgabe war überraschend in die Startelf gerückt und drückte den Ball am rechten Pfosten, weit entfernt von Gegenspieler Sacha Boey, zum 1:0 über die Linie (18.). Anders als die 30.000 Heimfans jubelte der Kroate nach seinem Treffer gegen seinen Arbeitgeber nicht. Er hatte aber die stärkste Phase seiner Mannschaft eingeläutet.

Bayer Leverkusen mit einigen Chancen nach dem 1:0

Nach der Führung hätte Leverkusen die nun indisponiert wirkende Tuchel-Elf weiter bestrafen können. Tellas Direktschuss parierte Neuer ebenso (21.), wie Jonathan Tahs Kopfball nach einer Grimaldo-Ecke (24.). Die Schrecksekunde, als Granit Xhaka we-gen eines Schlags auf den Oberschenkel liegenblieb und behandelt werden musste, beschäftigte den Tabellenführer nur kurz (32.). Der Schweizer Schlüsselspieler kehrte nämlich auf den Platz zurück und spielte einen Pass auf Adli. Dieser startete von der Mittellinie und musste im letzten Moment von Upamecano abgelaufen werden (42.).

Was den Hausherren vor dem Seitenwechsel noch verwehrt blieb, schafften sie dann schnell nach Wiederbeginn: Über links dribbelte Alejandro Grimaldo ein, spielte Doppelpass mit Tella, und wuchtete dessen Zuspiel aus spitzem Winkel zum 2:0 ins kurze, linke Eck (50.).

Auch die Einwechslungen helfen Bayern München nicht

Wie schon in der ersten Halbzeit konnten die ungenauen Bayern folglich keinen Dauerdruck gegen das stabile 5-2-3- bzw. 5-3-2-System der Leverkusener aufbauen. Auch mit den Edeljokern Joshua Kimmich und Thomas Müller konnten sie nie in die wirklich gefährlichen Räume vorstoßen, weil die Gastgeber ihr Allerheiligstes mit allen Mitteln verteidigten. Bis auf einen Kimmich-Schuss aus ungünstigem Winkel, den Lukas Hradecky sicher parierte (84.), lag das 1:2 weniger in der Luft, als Leverkusens dritter Streich.

Als der zuvor bei einem Pfostenschuss noch glücklose Jeremie Frimpong (88.), diesen in der fünften Minute der Nachspielzeit ins verwaiste Münchner Tor erzielte, brachen an diesem historischen Karnevalssamstag in Leverkusen alle Dämme.

Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Stanisic, Xha-ka, Andrich, Grimaldo (90. Puerta); Tella (65. Frimpong), Adli (82. Hofmann), Wirtz (90. Hlozek). München: Neuer; Upamecano (60. Kimmich), Dier, Kim; Mazraoui, Pavlovic (60. Müller), Goretzka (71. Tel), Boey (81. Guerreiro); Sané, Musiala (81. Choupo-Moting), Kane. Schiedsrichter: Zwayer (Berlin). Zuschauer: 30210. Tore: 1:0 Stanisic (18.), 2:0 Grimaldo (50.), 3:0 Frimpong (90.+5).