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Bayer 04 LeverkusenDer nächste Schritt zur Perfektion?

Lesezeit 4 Minuten
Münchens Leroy Sane (l) in Aktion gegen Leverkusens Granit Xhaka (r). Am Samstag treffen Leverkusen und München zum Topspiel des 21. Spieltags aufeinander.

Münchens Leroy Sane (l) in Aktion gegen Leverkusens Granit Xhaka (r). Am Samstag treffen Leverkusen und München zum Topspiel des 21. Spieltags aufeinander.

Neue Qualitäten im Repertoire: Bayer Leverkusen will im Spitzenspiel gegen die Bayern ungeschlagen bleiben.

Auch wenn es nicht von drei Gegenspielern, sondern einem fragenden Reporter ausgeübt wurde, war das Pressing intensiv. Vor dem Bundesliga-Gipfel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München sollte Xabi Alonso verraten, ob seine Familie denn als Glücksbringer aus San Sebastian ins Rheinland reisen wird, und wenn „Nein“, warum denn eigentlich nicht. „Es ist zu kalt in Deutschland“, flapste der Chefcoach alle private Neugier beiseite und sorgte im Mediencenter der BayArena so für großes Gelächter.

Anders als noch im Vorjahr, als Vater Periko und andere Alonsos ihren berühmtesten Sprössling bei der 5:1-Gala in der Europa League gegen Qarabag Agdam live unterstützt hatten, wird diesem eine solche Spezialbegleitung am Samstag (18.30 Uhr/Sky) nicht zuteil. Der spanische Gewinnertyp braucht sie aber auch nicht, er scheint auch so, ganz bei sich. Nicht nur bei seinem geschickt aufgelösten Journalisten-Pressing wurde das klar, sondern auch an vielen anderen Stellen: Die Lockerheit und das Selbstvertrauen, mit der der Baske auf das wichtigste Bundesliga-Spiel der bisherigen Saison schaute, dürfte seine spitzenreitende Mannschaft noch selbstsicherer und die zwei Punkte dahinterstehenden Bayern womöglich nervös machen.

Wir erwarten den stärksten Gegner, mit der höchsten, individuellen Qualität.
Xabi Alonso, Trainer von Bayer 04 Leverkusen

Anders als der in Saarbrücken ausgeschiedene Rekordmeister aus München, kamen die Leverkusener dem DFB-Pokal-Triumph 2024 nämlich zuletzt wieder einen großen Schritt näher und haben das psychologische Momentum auf ihrer Seite. Der 3:2-Sieg gegen den bärenstarken VfB Stuttgart wirkte auch drei Tage später nach. Und Drittligist Saarbrücken, Kaiserslautern und Düsseldorf aus der 2. Liga oder Borussia Mönchengladbach dürften das Alonso-Team auf seinem Weg zum ersten Titel seit über 30 Jahren kaum halten können.

Den abgefallenen negativen Druck vom Dienstag kann die Werkself nun in positives Feuer für das Heimspiel gegen den Branchenprimus umwandeln. „Wenn du die Bayern empfängst, muss du mehr abliefern, um sie zu besiegen“, schaltete der einstige Mittelfeldstratege, der zwischen 2014 und 2017 selbst an der Säbener Straße spielte und dort hinter vorgehaltener Hand auch als zukünftiger Trainer gehandelt wird, in den Motivationsmodus. Dass sein Münchner Kollege Thomas Tuchel viele Ausfälle zu beklagen hat, tangierte Alonso kaum: „Wir erwarten den stärksten Gegner, mit der höchsten, individuellen Qualität“, hielt der Spanier fest und ergänzte: „Sie sind der Meister und wir freuen uns auf ein intensives, emotionales Spiel und eine große Herausforderung.“

Das von ihm neu formierte Bayer 04 ist auch solchen fußballerischen Mammutaufgaben gewachsen und zeigte dies nicht nur bei zwei Rückständen und dem nächsten Last-minute-Sieg gegen Stuttgart. Als einziges ungeschlagenes Team in den europäischen Top-Ligen wollen die Leverkusener diesen Nimbus auch im 31. Pflichtspiel wahren. Ob am späten Samstagabend dann ein Sieg für die Gastgeber oder, wie beim 2:2 im Hinspiel, ein Unentschieden steht? Der 42-Jährige nimmt es, wie es kommt. Wohl wissend, dass selbst der Optimalfall von fünf Punkten Vorsprung keine Garantie für die Meisterschaft ist. „Natürlich ist es ein wichtiges Spiel, aber drei Punkte sind noch kein definitives Ergebnis. Wir haben es in der Bundesliga bisher super gemacht, aber trotzdem nur zwei Punkte Vorsprung“, weiß Alonso um die „Gewinner-DNA“ des Rekordmeisters: „Wenn man am Ende der Saison besser als Bayern sein will, muss man fast perfekt sein.“

Neben dem kontrollierten Ballbesitzfußball und dem griffigen Gegenpressing präsentierte das neue Maß aller deutschen Fußballdinge jüngst auch blitzartige Konter und eine offensive Standardstärke als zusätzliche Elemente im Repertoire. „Ich erinnere mich, dass wir im letzten Jahr in den schweren Momenten manchmal auseinandergefallen sind“, lobte Alonso diese neuen Qualitäten, vor allem aus mentaler Perspektive, „jetzt haben wir alles, um bis zum Ende an unser Spiel und die richtigen Automatismen zu glauben“. Das sei gegen drückende Bayern unabdingbar, um sich zu verteidigen. Auch wenn seine Familie nicht vor Ort sein wird, darf sie sich am Bildschirm von dieser „neuen Hauptstärke“ überzeugen. Und weil die Temperaturen auch im regnerischen Baskenland auch nur elf Grad erreichen werden, muss Xabis Mannschaft die anderen Alonsos mit ihrer nächsten Topleistung erwärmen.

Voraussichtliche Aufstellungen

Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Adli, Wirtz, Schick.

München: Neuer; Boey, de Ligt, Minjae, Mazraoui; Kimmich, Goretzka, Müller; Sané, Musiala, Kane.