Xabi Alonso und seine Mannschaft müssen sich auf die bevorstehenden Spiele gegen Darmstadt 98, Stuttgart und Bayern München vorbereiten.
Bayer 04 Leverkusen gegen Darmtstadt 98Pflichtaufgabe vor der Woche der Wahrheit
Das Mantra vieler Lebensberater lautet, unbedingt im Hier und Jetzt zu bleiben. Gelinge es, ausschließlich die Gegenwart zu fokussieren, verspreche sie großes Glück. Auch Xabi Alonso betonte schon des Öfteren, die Vergangenheit genau wie die Zukunft auszublenden, und nur Trainer bei Bayer Leverkusen zu sein. Zuletzt als es um seine mögliche Nachfolge von Jürgen Klopp nach dieser Saison beim FC Liverpool ging.
Nicht nur an dieser, sondern auch an vielen anderen Stellen sind Profi-Coaches also gezwungen, das „Hier und Jetzt“ beiseite zu schieben. Ihr Job besteht zu großen Teilen aus Rückbetrachtungen und Bestandsaufnahmen, aber auch auf instinkt- und erfahrungsbasierten Zukunftswetten: Sieben Tage nach dem torlosen Unentschieden gegen Mönchengladbach, unmittelbar vor dem Auswärtsspiel bei Darmstadt 98, eine halbe Woche vor dem Pokal-Viertelfinale gegen Stuttgart und eine ganze vor dem Bundesliga-Gipfel gegen Bayern München, befindet sich Alonso also in einem spannenden Kontinuum.
Um Herr der Lage zu bleiben, musste er in den Tagen, da sich das Transferfenster schloss, jedem Thema angemessenen Raum geben. „Borja Iglesias ist total fit“, sprach der Spanier etwa über die Integration seines 31-jährigen Landsmannes im Sturm, „er hat mit Betis normal trainiert, war die ganze Woche bei uns und ist ein Kandidat zu spielen“, stellte er das Debüt des Leih-Angreifers aus Sevilla schon gegen Darmstadt in Aussicht.
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Große Hoffnung auf Borja Iglesias
Vor allem Iglesias gute Energie gefiel dem Trainer: „Er hat eine super Motivation, zu zeigen, was für ein guter Spieler er ist“, setzte Alonso einige Hoffnungen in den zweifachen, spanischen Nationalspieler. Auch weil das Toreschießen für Patrik Schick und Co. jüngst zum Problem geworden war: „Wir müssen im 16er wieder aggressiv sein und Killerinstinkt haben“ dachte er an das 0:0 trotz 28:4 Torschüssen gegen Gladbach zurück.
Und voraus auf die samstägliche Auswärtspartie bei den Schlusslichtern am Böllenfalltor (15.30 Uhr/Sky). „Da müssen wir pushen, drücken und werden es bis zum Ende probieren, sicher“. Nachdem der FC Bayern am 19. Spieltag bis auf zwei Zähler an Leverkusen heranrücken konnte (und nun zeitgleich gegen Gladbach spielt), wäre ein weiterer Ausrutscher vor dem Topspiel am Karnevalssamstag ein empfindlicher Dämpfer. „In einem Fußballspiel kann alles passieren“, schärfte Alonso deswegen die Sinne vor dem anstehenden Duell „Erster beim Letzten“.
Weil Darmstadt zumindest den Relegationsplatz im Visier hat, erwarte er einen „glaubenden“, „kämpfenden“, „mit Herz“ und „Qualität“ spielenden Gegner. „Und sie haben die volle Unterstützung ihrer Fans. Ich habe mit Bayern schon in Darmstadt gespielt und weiß, wie speziell die Stimmung dort ist“, fordert der Bayer 04-Coach „auch diesen emotionalen Teil“ zu kontrollieren. „Wir brauchen eine komplette Leistung.“
Wer diese bei den punktemäßig schwach, aber fußballerisch nie chancenlos ins Jahr 2024 gestarteten Lilien erbringen soll, konnte und wollte Alonso nicht offenlegen. Dass ihm Nadiem Amiri nach dem Transfer zu Mainz 05 im Mittelfeld fehlt, kommunizierte er neutral. Indem er dem kaum, aber just vor einer Woche gegen Gladbach als Palacios-Ersatz eingesetzten Amiri, „Respekt“ und „Dankbarkeit“ entgegenbrachte. Hatte sich dieser in einer persönlich nicht einfachen Situation (145 Spielminuten in der Hinserie), doch stets als Vollprofi präsentiert und sich nie hängen lassen.
Ob der Bayer-Coach mit Granit Xhaka am Samstag ähnlich umgehen wird, wie mit Jonathan Tah in Augsburg (und vor Leipzig), und den mit vier Gelben Karten belasteten Führungsspieler pausieren lässt, um eine Sperre für das Topspiel gegen München auszuschließen, ließ der Baske offen. Genau wie den Umgang mit den Afrika Cup-Rückkehrern Edmond Tabsoba (Viertelfinal-Aus mit Burkina Faso gegen Mali) und Amine Adli (raus an gleicher Stelle mit Marokko gegen Südafrika). „Sie waren natürlich ein bisschen traurig“, berichtete er von ersten Gesprächen am Donnerstag „aber so ist Fußball. Jetzt sind sie hier und wir reden nicht mehr darüber, sondern über Darmstadt“. Da blitzte sie wieder auf, die Bedeutung des „Hier und Jetzt“: Spätestens am Samstag im Kabinentrakt des Merck-Stadions wird Xabi Alonso dieses Mantra wiederholen, um die oft graue Vergangenheit im Rheinland beiseite zu schieben und eine glänzende Zukunft herbei zu führen.
Voraussichtliche Aufstellung: Darmstadt: Schuhen; Klarer, Zimmermann, Maglica; Bader, Franjic, Holland, Karic; Justvan, Skarke; Pfeiffer. —Leverkusen: Hradecky; Stanisic, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Hofmann, Wirtz, Schick. —SR. Reichel (Sindelfingen).